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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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Harvard-Boys und ernennt Gloria zur Generalbevollmächtigten. Fünf Monate später stirbt er.
    Um die Erbschaftsteuer begleichen zu können, lässt die Fürstin einen Großteil des Mobiliars von St. Emmeram versteigern. Ihr Satz »Wer hundertfünfzig Tische besitzt, kann bestimmt auch mit hundert überleben« wird legendär. In gut zehn Jahren saniert sie das marode Familienunternehmen. 2002 wird Gloria von Thurn und Taxis vom US-Wirtschaftsmagazin Business Week zur zehntbesten Finanzmanagerin der Welt gekürt. Sie poliert die Marke Thurn und Taxis auf. Heute hängen am Schlosseingang Plakate, auf denen die Fürstin mit Tasse in der Hand für die »Gloria Tea-Time-Collection« wirbt. Und ein Baukran hievt gerade Teile für eine Bühne in den Schlosshof, auf der Stars wie Katie Melua, Roger Cicero und Peter Kraus bei den Schlossfestspielen tausende Touristen nach St. Emmeram locken werden.
    Neben den Kran schiebt sich ein dunkelgrüner Bentley, ein Automobil, das auch die Queen als Fortbewegungsmittel schätzt und das so viel kostet wie ein Einfamilienhaus. Ein bulliger Chauffeur in Livree hält der Fürstin die Tür auf. Es geht zum Flughafen nach München. Wir setzen unser Gespräch auf der Rückbank fort.
    Als Ihr Mann starb, mussten Sie sich in kürzester Zeit betriebswirtschaftliche Kenntnisse aneignen und richtungsweisende Entscheidungen treffen, um das Familienvermögen zu retten. Hatten Sie damals Angst, zu versagen?
    Natürlich. Ich hatte häufig Angst, dass ich das alles nicht schaffen würde, dass alles zu groß sei, dass ich selber viel zu unwissend sei, um das alles zu kapieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das Gebet hat mir da sehr geholfen.
    Gibt es ein bestimmtes Gebet, dass Ihnen in solchen Situationen hilft?
    Der Rosenkranz ist mein Lieblingsgebet, weil er so meditativ ist. Sie können Ihre Gedanken schweifen lassen. Mit dem Rosenkranz kann ich die größte Nervosität, die größte innere Unruhe und Schlaflosigkeit neutralisieren. Und Gebete haben noch eine andere Wirkung: Plötzlich passiert etwas. Jemand ruft an und gibt einem Rat, sodass man weiterkommt. Solche scheinbaren Zufälle führen schlussendlich dazu, dass man es doch schafft, das Richtige zu tun.
    Sie sind also durchaus stolz auf das, was Sie seit dem Tod Ihres Mannes erreicht haben?
    Lassen Sie es mich mal so sagen: Natürlich habe ich auch Fehler gemacht, aber ich habe nicht das Gefühl, versagt zu haben.
    Warum haben Sie nicht noch einmal geheiratet?
    Mein Mann war ein absolutes Alphatier, und wenn Sie Alphamänner mögen, dann können Sie sich nicht mit einem Prinzgemahl zufriedengeben. Nach seinem Tod musste ich in die Rolle meines Mannes schlüpfen, also auch ein Alphatier werden. Ich muss mich um die Geschäfte kümmern, um das Schloss, um alles, worum er sich vorher gekümmert hat. Und welcher Alphamann setzt sich bitte schön in ein Schloss in Regensburg, um mir dabei zuzuschauen, wie ich das mache? Keiner. Ich hätte also Regensburg und alles, was dazugehört, verlassen müssen, um einem Alphamann zu folgen. Aber das geht nicht.
    Das heißt, um St. Emmeram zu halten, zahlen Sie den Preis der Einsamkeit. Beschleichen Sie manchmal Zweifel, ob es dieses Opfer wirklich wert ist?
    Moment! Ich habe ja nie bewusst auf einen Partner verzichtet. Angenommen, der Partner meines Lebens, der mich genauso fasziniert hätte wie mein Mann, wäre irgendwann aufgetaucht und hätte mich gebeten, mit ihm zu kommen – dann hätte ich mir tatsächlich überlegen können, ob ich das mache oder nicht. Aber ich war nie in dieser Situation. Präsentiert haben sich nur Prinzgemahle, die mir nicht interessant genug waren.
    Man darf also bei der Partnerwahl keine Kompromisse eingehen?
    So kann man das auch nicht sagen, denn eine Liebe kann ja mit der Zeit wachsen. Und erst irgendwann macht es »zack«, und sie ist da. Was machen Sie dann? Dann können Sie dieses Gefühl entweder bekämpfen oder sich darauf einlassen. Nach meinem Mann habe ich einfach niemanden mehr kennengelernt, bei dem ich auch nur im Ansatz gesagt hätte: »Oh, jetzt bin ich hin- und hergerissen zwischen meinem Leben in Regensburg und dem Leben eines Mannes in Texas oder Tadschikistan.« Es ist einfach nicht passiert. Außerdem hatte ich zehn wunderschöne Jahre mit ihm. Die habe ich schon im Sack, und das muss erst mal einer schaffen.
    Es reicht Ihnen, von der Erinnerung zu zehren, wenn Sie ganz allein in Ihrem Schloss sitzen?
    Ich hatte einen wahnsinnig starken Mann,
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