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Glauben Sie noch an die Liebe

Glauben Sie noch an die Liebe

Titel: Glauben Sie noch an die Liebe
Autoren: Jan Philipp Burgard , Justus Bender
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Fünfsternehotels erwartet. Die Sonne spiegelt sich im azurblauen Mittelmeer. Scheinbar zufällig entdecken Sie in einem Schaufenster der Strandpromenade einen Saphir, welcher der Farbe des Wassers auffällig nahe kommt. Das Wochenende ist gerettet.
    Glauben Sie immer noch, dass Geld in der Liebe keine Rolle spielt? Geld ermöglicht nicht nur Erlebnisse, die der Liebe zuträglich sein können. Es verhindert auch solche, die der Liebe abträglich sein können. Denn jedes vierte Paar streitet einer Studie zufolge »häufig« oder »ab und zu mal« über Geld. Streit ums Geld ist einer der häufigsten Trennungsgründe. Macht viel Geld also die Liebe leichter? Das wollten wir von einem der reichsten Männer Deutschlands wissen.
    Jürgen Großmann ist Selfmade-Milliardär. Geboren in Mülheim an der Ruhr, studierte er Eisenhüttenkunde und Wirtschaftswissenschaften und machte zunächst Karriere bei einem Stahlunternehmen. Mit Anfang vierzig kaufte Großmann für symbolische zwei Mark die marode Georgsmarienhütte, machte das Unternehmen wieder flott und baute daraus eine Gruppe von mehr als fünfzig Firmen mit mehr als zwei Milliarden Euro Umsatz. Bundesweit bekannt wurde der 2,05-Meter-Mann im Jahr 2007, als der Energiekonzern RWE ihn bat, den Vorstandsvorsitz zu übernehmen. Großmann zählt zum Kreis der »Frogs« (Friends of Gerhard Schröder) und gilt als Intimfeind Angela Merkels. Denn der schwergewichtige RWE-Boss, dem der Naturschutzbund Deutschland einst den Titel »Umwelt-Dinosaurier 2010« verlieh, hatte als Sprachrohr der Atomwirtschaft zunächst die Laufzeitverlängerungen für deutsche Kernkraftwerke vorangetrieben und die »Energiewende« leidenschaftlich bekämpft.
    Wir treffen Großmann einige Wochen vor seinem Abschied von RWE und fragen uns: Wie spricht jemand, dessen Worte sonst vor allem Aktienkurse beeinflussen, über die Liebe? Um später vielleicht auch etwas Privates über seine Ehe mit der Musikverlegerin Dagmar Sikorski zu erfahren, tasten wir uns erst einmal vorsichtig heran und sprechen über etwas Naheliegendes: die Liebe zum Geld.
    Herr Großmann, wann haben Sie zuletzt einen liebevollen Blick auf Ihren Kontostand geworfen?
    Ich weiß es nicht, der interessiert mich auch nicht.
    Nein?
    Nein.
    Ach, kommen Sie …
    Ich habe wirklich keine Ahnung. Herrgott, Geld ist doch nicht meine Triebfeder. Geld ist eine dimensionslose Kennzahl, die überhaupt nichts aussagt. Die meisten Leute wissen gar nicht, wie lange es dauern würde, wenn sie von eins, zwei, drei, vier, fünf bis zu einer Million zählen würden.
    Für die meisten Menschen ist eine Million auf dem Konto auch unvorstellbar, eine Milliarde erst recht. Hat denn der Begriff »Milliardär« für Sie eine Bedeutung?
    Nein.
    War es für Sie wichtig, diese Schwelle zu überschreiten?
    Ich glaube nicht, dass ich diese Schwelle überschritten habe.
    Warum werden Sie dann in sämtlichen Zeitungen immer als Milliardär bezeichnet?
    Ich habe keine Ahnung, wer auf so etwas kommt. Menschen oder Leute, die versuchen, Vermögen zu schätzen, machen ja Annahmen über die Werte von Dingen, die gar nicht zum Verkauf stehen. Sie wissen am Ende nur, was es wert ist, wenn sie es verkaufen. Wenn Ihr Vermögen darin besteht, dass Sie Aktien von börsennotierten Gesellschaften halten, dann können Sie jeden Morgen ablesen: »So und so viel bin ich wert.« Wenn Sie aber selber unternehmerisch tätig sind, wissen Sie nicht genau, was Ihre Firmen wert sind. Darum geht es auch gar nicht. Wenn es nur um das reine Geld ginge, dann könnte man gleich einen Puff aufmachen.
    Worum geht es Ihnen denn dann?
    Es geht darum, dass ich fasziniert bin von irgendeinem Firmengebilde, das ich beeinflussen will, dem ich eine Richtung geben will, das ich gestalten will. Deshalb schaue ich auch nicht primär auf den Kontostand. Für mich ist es viel spannender, zu sehen: Wie viele Beschäftigte haben wir, wie viele Auftragseingänge haben wir, welche Innovationen haben wir, wo wollen wir investieren. Das ist für mich viel wichtiger als einen Strich zu ziehen und zu sehen: Wie viel haben wir, wie viel ist herausgekommen. Ich habe schon eine intensive Beziehung zu den Dingen, die ich tue. Ich würde sie nicht immer Liebe nennen, aber es bedeutet mir emotional durchaus etwas. Das Wort »Liebe« finde ich sehr vieldeutig, und es kommt in sehr vielen Schattierungen daher.
    Sie sagen, Sie lieben nicht das Geld an sich und eigentlich auch keine materiellen Dinge. Lieben Sie denn Ihr
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