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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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Auskünfte bekommen haben«, sagte Cardini. Er sprach so fest, als stelle er ein Axiom auf, zu ihrer aller Schutz.
»Natürlich weiß er nichts davon«, entgegnete Rossi gereizt.
»Du solltest Bruno also jetzt freibekommen.« Cardini griff nach dem Wein, den ihre aufmerksame Gastgeberin für ihn zurückgelassen hatte. Alles war klar – und gar nichts. Die Spitzel waren tot, dafür würde man eine Erklärung liefern müssen. Und der Granduca war empfindlich, wenn man ihm Fehler vorwarf. Wer das vergaß, brauchte nur einen Blick auf Rossi zu werfen, der es immer noch vermied, die Stuhllehne zu berühren.
Cecilia lauschte auf das Pfeifen in ihrem Ohr, das die Taubheit abgelöst hatte und fragte sich, ob es wieder verschwinden würde.
»Lupori!«, schnaubte Rossi schließlich in die Stille hinein. » Er war es, der Bruno verhaftet hat – und zwar so schnell, als hätte er die Gabe des zweiten Gesichts. Abate Brandi hat Marios Namen herausposaunt, aber es war Lupori , der die Spitzel kommen ließ und ihnen Instruktionen gab. Er hat’s einfach nicht ertragen, dass in seinem Bezirk großherzogliche Pläne behindert wurden. Schon beim ersten Mord muss er gewusst haben, wer die Täter waren. Aber er hat den Theriakverkäufer hinrichten lassen, um die Harlekine zu schützen. Sicher war es ihm unangenehm, als sie zum zweiten Mal zuschlugen – und das bei einem angesehenen Mitglied der Gemeinde. Doch ein Arlecchino lässt sich von einem parfümierten Intriganten nicht dreinreden. Also hat Lupori, dem angst und bange wurde, ihn erneut gedeckt. Er hat versucht, Francesca Brizzi den Mord in die Schuhe zu schieben. Und Leos Tod hat er möglicherweise sogar selbst mit geplant. Brunos Messer ist schließlich entwendet und bei der Leiche deponiert worden …«
»Das könnten auch die Schauspieler getan haben«, wandte Cardini ein.
»Aber Lupori hat es gefunden«, beharrte Rossi.
»Dieser Versuch, dich bei Leopoldo zu diskreditieren: Das ist auf jeden Fall der Arlecchino gewesen«, meinte Cecilia, die ein starkes Bedürfnis hatte, Inghiramo ein letztes Gutes zu tun. Sie hüllte sich tiefer in die Decke und hielt Rossis Blick stand. Natürlich hatte der Arlecchino Rossis leichtfertige Bemerkung nach Florenz getragen. Er war sicher glücklich gewesen über jedes Detail, das er berichten konnte und das seinen Arbeitseifer bezeugte. Wonach war er bezahlt worden? Nach der Anzahl seiner Nachrichten? Vielleicht wollte er Rossi auch aus dem Wege haben, weil er Angst hatte, dass der ihm zu dicht aufs Fell rückte. Oder er mochte ihn einfach nicht.
»Bruno ist jedenfalls aus dem Schneider.« Cardini lächelte, um die frostige Stimmung aufzutauen.
Gereizt dehnte Rossi seinen schmerzenden Hals. » Lupori ist der Pestherd, von dem die Krankheit ausging. Er hat das Gesetz gebeugt. Er hat von seinem Richterstuhl aus gemordet. Das Schwein hat die Macht, die das Gesetz ihm verleiht, dazu benutzt, Verbrechen zu begehen. Er ist für den Tod von vier Menschen so verantwortlich, als hätte er ihnen mit eigener Hand die Gurgel durchschnitten.«
»Was du ihm Punkt für Punkt beweisen kannst?«, fragte Cardini, immer noch lächelnd.
»Was ich vielleicht wirklich …«
»Vor einem Richtergremium, dessen Mitglieder mit dem Granduca gemeinsam zum Frühstück speisen?«
»Genau deshalb ist Leo jetzt tot«, fuhr Rossi ihn an. »Weil er das auch geglaubt hat. Der Junge war sicher, dass er vor einem toskanischen Gericht sein Recht nicht einklagen kann, wenn die Interessen des Granduca berührt werden. Die Mistkerle haben ihm gesagt, in wessen Auftrag sie unterwegs waren, und deshalb hat er geschwiegen.«
»So wird es wohl gewesen sein.«
Rossi starrte seinen Kollegen an. Seine Brust hob und senkte sich, und Verzweiflung ließ die dunklen Augen hell erscheinen. »Lupori kommt also davon?«
»Welch ein Jammer, wirklich, ein Jammer, dass die beiden Übeltäter tot sind«, meinte Cardini leise. »Ein Geständnis wäre eine schöne Sache gewesen. Wie sind sie eigentlich ums Leben gekommen, Enzo? Das ist mir immer noch nicht klar geworden.«
»Wir mussten unseren Hals retten«, erklärte Rossi schroff.
Cardini nickte verständnisvoll.
    Der Schlag auf den Hals hatte eine Beule sprießen lassen, die es Rossi unmöglich machte, den Kopf zu bewegen. Es ging ihm schlecht, aber das hielt ihn nicht davon ab, die weiße Vittoria eigenhändig nach Montecatini zurück zu kutschieren, wobei er auch auf diesem Weg kein einziges Wort sprach. Als sie vor dem Palazzo ankamen, blieb
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