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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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grauenhafte Weise starben … Es ging nicht mehr …
Ihr Blick glitt zur Kommode. Der Strumpf … Richtig , Inghiramo , an dieser Sache bist du unschuldig gewesen . Und du hast mich ja auch gar nicht verfolgt . Das sind die lustigen , entsetzlichen Harlekine gewesen . Doch welches Interesse hätten die beiden an der Wäsche in meiner Kommode haben sollen? Das hatte sie sich noch gar nicht gefragt. Dieses wichtige Detail war im Sturm der letzten Stunden einfach untergegangen. Nicht Inghiramo, nicht die Komödianten … Gütiger Gott, wer bewegte sich auf der anderen Seite der Tür?
Das Licht hielt inne …
    Sie wusste nicht, woher sie die Kraft nahm, aufzustehen. Plötzlich hielt sie den dreiarmigen Kerzenleuchter in der Hand, der auf ihrer Kommode gestanden hatte. Sie wartete. Und ihr war schwindlig vor Angst …
    Als die Tür sich öffnete, entglitt ihr der Leuchter, und sie musste mit beiden Händen an die Brust fassen, um ihr Herz zu beruhigen. Es zerspringt , Rossi , im Ernst … Sich fortdrehen … nichts sehen … unter die Bettdecke …
    Statt zu flüchten, starrte sie auf das wirre Haar des Eindringlings und versuchte, sein Gesicht zu erkennen, aber die Kerze, die er trug, blendete sie …
    »Augusto!« Nun war es doch sichtbar geworden.
    Augusto Inconti stellte sein Licht auf ihrer Kommode ab und beugte sich zu dem Leuchter, der auf den kleinen, bunten Teppich gefallen war. Behutsam richtete er die Kerzen und entzündete sie an seiner eigenen. Das Zimmer wurde in warmes Licht getaucht.
    »Augusto, was …?« Cecilia schrie beinahe. Dann verstummte sie. Ihr Blick wanderte zu der Kommode und zurück zu dem Gesicht ihres ehemaligen Verlobten, der sie müde anblinzelte. Wahrscheinlich hatte er die ganze Nacht auf sie gewartet. Das musste man sich einmal vorstellen. Stunde um Stunde auf einem der zierlichen Sesselchen der alten Signora Secci, mit der Kerze in der Hand. Es war komisch. Er müsste jetzt unbedingt einen Scherz darüber machen – das war doch seine Art. Sie wartete auf das kollernde Lachen und suchte in seinen Zügen nach einem Zeichen seiner jovialen Gutmütigkeit. Vergebens. Er wirkte nur müde – und auf eine schwer zu beschreibende Art entschlossen.
»Was machen Sie hier, Augusto?«
Er begann, die Knöpfe seiner Jacke zu öffnen. »Sie … Waren Sie das, der den Strumpf aus meiner
    Kommode geholt hat?«
»Ja«, erwiderte er schlicht.
»Aber … um Himmels willen, warum?«
Er stellte den Kerzenständer neben seine Kerze auf
    die Kommode, weil er ihn beim Knöpfen störte. »Augusto, kommen Sie morgen wieder. Das hier ist
… unschicklich.«
Er lachte. Ein kindisches, helles Gekicher, wie sie es
noch nie aus seinem Mund gehört hatte.
»Gehen Sie, Augusto.«
Er streifte die Jacke über die fetten Schultern, sein
Hemd wurde sichtbar. »Unschicklich ist das also,
meinst du, Mädel? Unschicklicher, als sich von einem
Gaukler begrapschen und die Lippen leer saugen zu
lassen?«
Cecilia hielt den Atem an.
»Unschicklicher, als es mit einem verlotterten
Richter zu treiben, der mit sämtlichen Stadtweibern
hurt?«
Ruhe, jetzt die Ruhe bewahren, befahl sich Cecilia.
Vor ihr stand Augusto, der Gute. Er mochte sie, und er
war ein anständiger Mensch. »Augusto, Sie haben kein
Recht, so etwas zu behaupten.«
»Ich hab mir alles angesehen, Mädel.« Er hatte sich
seines Hemdes ebenfalls entledigt und stand mit nacktem Oberkörper vor ihr wie ein verfetteter Pirat.
Nachdenklich betrachtete er sie. Dann begann er, die erste Reihe des Hosenlatzes aufzuknöpfen. Er musste
wirklich sehr müde sein, denn seine Finger zitterten. »Denk nicht, dass ich leichtfertig über eine Dame
urteile. Wie gesagt – ich habe mir alles angesehen. Viele, viele Tage. Der Richter, der Komödiant … Aber besonders der Richter, nicht wahr? Die Nächte, die du
dort zugebracht hast … Verdammt …« Er hatte sich an
einem der Knöpfe den Fingernagel angerissen. Wütend
lutschte er an der schmerzenden Stelle.
»Augusto …«
»Du erregst dich wegen des Strumpfes? Das ist
ziemlich komisch, in meinen Augen. Was an dir wertvoll war, hast du doch freiwillig in den Dreck geworfen.«
»Sie haben mich beobachtet!« Cecilia konnte es
immer noch nicht fassen.
»Es war mühsam.«
»Und Sie haben auf mich geschossen. In dem Bauernhaus.«
»Auf den Hurensohn, mit dem du die Nacht verbracht hast. Dafür solltest du mir dankbar sein, wenn
du dir nur ein Fünkchen Ehre bewahrt hättest.« Er trat einen Schritt auf sie zu, und sie wich um
dasselbe
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