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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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an ihrem Hinterkopf zusammengebunden war. Sie würgte den Knebel aus dem Mund und hechelte nach Luft und heulte gleichzeitig und trat entsetzt nach den Händen, die sie berührten.
»So wie das Gesetz Mario geschützt hat, ja?«, fragte kühl die Frauenstimme. Nicht die von Smeraldina.
»Bitte, Francesca …« Das war Rossis keuchende Stimme.
»Weißt du eigentlich, wie dein Gesetz mich ankotzt?«
»Francesca, sie wird bestraft werden. Sie wird mit aller Härte …«
»Wie’s mich ankotzt?«
Cecilia hörte auf zu zappeln. Sie spürte, wie jemand aufseufzend nach ihren Handgelenken griff. »Wenn Sie jetzt mal einen Moment stillhalten würden, Signorina …« Die unkultivierte Sprache eines einfachen Menschen, der neben ihr kniete. Stahl berührte ihre Haut, als die Fesseln durchtrennt wurden.
»Tu das nicht«, sagte Rossi.
Cecilia richtete sich auf. Der Mond hatte den Platz, den er sich zwischen den Wolken erkämpft hatte, gehalten und hüllte die Szene in mildes Licht. Sie konnte Rossi sehen, der mit gefesselten Händen wie ein Sünder bei seinem letzten Gebet auf dem Boden kniete. Neben ihm stand ein Mann in Lumpen, der sich verlegen am Kopf kratzte. Der Arlecchino lag in den mürben Blättern. Seine Brust war eine einzige Wunde, als hätte jemand einen Kübel Schwarzpulver darin zur Explosion gebracht. Die Streifen seines Harlekinkostüms waren dunkel gefärbt.
»Tu’s nicht«, wiederholte Rossi, es klang zutiefst bekümmert.
Francesca stand auf ihrem Holzstumpen vor Smeraldina, die vom Boden aus zu ihr hinaufschielte, wie ein tückisches Reptil, das sich seine Chance ausrechnet. Schieß! dachte Cecilia leidenschaftlich.
Ein halbes Dutzend Männer umgaben die Frauen, Fischer, wie sie annahm. Kräftige Kerle, die ziemlich wütend aussahen, und so, als hätten sie vor nichts Angst. Gegen diese Übermacht konnte auch eine Smeraldina nichts ausrichten. Francesca brauchte nicht zu schießen.
Sie hob die Pistole und tat es dennoch.
»Steck dir deine Gesetze sonst wohin«, sagte sie zu Rossi, und dann war sie davon.
    19. Kapitel
    S ie saßen in einem mit roten Blümchen tapezierten Zimmer in der Villa der Ingenieursgattin, denn dorthin hatten Francescas Freunde – es waren tatsächlich Fischer – sie gebracht.
    Cecilia wusste inzwischen, dass Rossi ihr von der Ruine aus gefolgt war, weil er sie mit Inghiramo hatte verschwinden sehen, und dass er Mühe gehabt hatte, ihnen auf den Fersen zu bleiben, weil sein malträtiertes Bein ihn behinderte. Er war immer noch aufgebracht über sie und hatte kein Wort mit ihr gesprochen. Das konnte man ihm nicht verdenken – schließlich war sie es gewesen, die das schreckliche Geschehen ermöglicht hatte.
    Und nun, zwischen den roten Blümchen, erfuhr sie, dass Francesca ihrerseits die Fischer, die von einer Anhöhe aus das Theaterspiel verfolgt hatten, zusammentrommelte, als sie den Schuss hörte, der Inghiramo tötete. Sie hatten die Gefangenen aber nur deshalb so schnell finden können, weil einer der Männer, der schon lange in der Gegend wohnte, ahnte, wohin der Dichter und seine Schöne gegangen waren.
    »Wenn’s was mit einem Techtelmechtel zu tun hat, sind sie zum Blutenden Herzen , hab ich ihr gesagt«, erklärte der Mann Cecilia. Er hieß Fedro und war als Einziger mit ins Haus gekommen. »Es ist der Lichteinfall. Noch ein paar Schritte weiter, und Sie hätten an einem Abhang gestanden, von wo aus man bis rüber zum Apennin schauen kann. Das im Mondlicht … Also, wenn sich so Herz und Herz miteinander verbindet, wie man so schön sagt, gibt’s einfach keinen besseren Platz …«
    »Ah ja«, sagte Cecilia und vermied es, Rossi anzuschauen. Signora Bondi hatte sie in eine Decke gehüllt und mit einem stärkenden Trank versorgt, dessen vorherrschender Bestandteil ein starker, süßer Wein war. Dem Giudice hatte sie von einem zufällig anwesenden Regimentsarzt den Hals verbinden lassen. Von dem Nutzen einer Decke hatte er sich allerdings nicht überzeugen lassen.
    Er starrte zu Leandro Cardini, den man als Richter von Monsummano benachrichtigt hatte und der gerade zur Tür hereinkam. Cardini küsste die Hand der Ingenieursgattin und die von Cecilia, dann scheuchte er alle heraus, die nichts mit der Sache zu tun hatten. Auch Fedro, der das sichtlich bedauerte.
    »Also?«
    Sein niedergeschlagener Kollege begann zu berichten.
»Die beiden waren tatsächlich Spitzel des Granduca?«, versicherte sich Cardini.
»So sieht es aus.«
»Leopoldo weiß nichts von der Art, wie sie ihre
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