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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte
Autoren: Katharina Muenk
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genau?«, fragte Löhring.
    »Wir kaufen für Etta von Dangast praktisch treuhänderisch noch mehr Anteile an der Dangast-Gruppe. Statt ihr also Kredit zu zahlen, stocken wir direkt für sie auf. Das Einzige, was wir dazu brauchen, ist ihr Name. Sie ist die Hülle. Die Kohle kommt von der Bank und die Bürgschaft von uns privat. Das wird alles unter dem Mantel der ASG Invest abgewickelt. Et voilà.«
    Löhrings Finger in der Hosentasche formten ein Kügelchen aus einem Fetzen Papiertaschentuch, als er nachhakte: »Wie, jetzt? Ihr gebt euch sozusagen selbst Kredit, an euren Gesellschaftern und der Bafin vorbei?«
    Mollow stöhnte: »Die Bafin? Würdest du dich mit einem Jahresgehalt von vierzigtausend Euro in einen Vorgang wie den unseren hineinknien? Glaub mir, die machen pünktlich Feierabend.«
    »Hm. Und die anderen Bankgesellschafter? Eure Risk Manager?«
    »Einige hängen selbst mit drin.«
    »Und der Aufsichtsrat?«
    »Hält sich öfter auf seinem Ponyhof als in der Bank auf. Er hat uns und Kesch schon immer vertraut. Es bleibt ja alles in der Familie.« Mollow schien bei all dem sehr relaxed zu sein.
    Löhring pfiff durch die Zähne und überlegte. Der Plan war tatsächlich genial: Offiziell musste man die Kredite an Dangast gar nicht fällig stellen, weil offiziell gar keine Gelder mehr flossen. Und gleichzeitig sicherte sich die Sallewitz-Clique durch die verdeckten Zahlungen die Mehrheit der Unternehmensanteile und umging damit kapitalmarktrechtliche Übernahmevorschriften. Es war ein Coup wie damals in St. Ägidius.
    Mollow schien dann doch etwas nachdenklich zu werden. »Wenn ihr jetzt allerdings bei euch den Wurm habt und du den Laden noch weiter heruntersanierst, als du es eh schon getan hast, wird die Bafin bei uns vielleicht doch genauer hingucken. Dann haben wir allerdings ein Problem«, sagte er etwas gequält.
    »Ja, unter diesen Umständen wird die ganze Sache wohl noch ziemlich heiß werden«, bemerkte Löhring. »Aber diese Betriebstemperatur ist mir gerade recht. Ich bin da wie meine Käfer. Die laufen auf heißem Boden auch schneller. Du musst nur die Richtung vorgeben.«
    »Das heißt?«, fragte Mollow.
    »Friedrich, das muss ich dir doch nicht erklären. Sag mir einfach, was im worst case für mich herausspringt. Ich kann ja so einiges. Und ich weiß ja auch so einiges.
    Mollow musste nicht lange überlegen. »Nun, da gibt es die unterschiedlichsten Szenarien, sozusagen von der veritablen Unternehmensbeteiligung bis hin zur finalen Abfindung. Vielleicht noch ein kleiner Beratervertrag on top. Wir werden sehen, Wilhelm.«
    Man beendete das Telefonat in vorgetäuschter bester Laune. Ja, das alles hatte sich schon viel besser angehört, fand Löhring, und er gelangte zu dem Entschluss, das Spiel erst einmal weiter mitzuspielen, um zu gegebener Zeit, je nach Unternehmenslage, auf eines der Mollow’schen Angebote zurückzukommen. Abfindungwar dabei natürlich die allerletzte Möglichkeit, wenn alle Stricke rissen. Doch über die Jahre hatte er sich durchaus an das Wort gewöhnt und ihm seine Reize abgewinnen können. Man musste es nur ein wenig an sich heranlassen. Sicher, es klang nicht besonders spannend und hatte einen beinahe naiven Touch: Abfindung. Als müsse man sich mit etwas abfinden. Schließlich hatte er sich ja nun nicht gerade aufgedrängt für diese Position. Sein Lebenstraum sah sowieso anders aus. Aber unterm Strich betrachtet war es durchaus lohnend, auch dieses Wort wohlwollend in Betracht zu ziehen. Löhring öffnete das Fenster. Draußen regnete es sanft und warm auf den Asphalt.
    Um bei SKARABÄUS die Leute bei Laune zu halten, erklärte sich Löhring in den nächsten Tagen aus freien Stücken bereit, von nun an und angesichts des gemeinen Fadenwurms auf dreißig Prozent seiner monatlichen Bezüge zu verzichten. Das könne man ruhig so veröffentlichen. Für die gesamte Abteilung »Forschung und Entwicklung« kündigte er prophylaktisch eine Malaria-Schutzimpfung für Costa Rica an, damit die Stimmung nicht kippte. Über die weiteren Maßnahmen, die er zu ergreifen gedachte, ließ Löhring die Mitarbeiter vorsichtshalber im Ungewissen und schickte den momentan abkömmlichen Teil von ihnen vorerst in den Urlaub. Das gab ihm Zeit zum Nachdenken. Dennoch würde man um eine Verschlankung der Teams und gewisse Lohneinbußen über kurz oder lang nicht herumkommen. Aber Winter hielt es ja sowieso nicht so gut mit allzu vielen Leuten um sich herum aus.
    Trotz alledem hielt es
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