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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte
Autoren: Katharina Muenk
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Zweifel gehabt, aber bereits beim Aussprechen der Worte formten sich diese zur Gewissheit. Er fuhr fort: »Wir sagen, dass unsere heimischen Kapazitäten nicht mehr ausreichen und wir hier vor Ort auch zu sehr dem öffentlichen Interesse ausgesetzt sind.«
    Winter zog seine Schuhe aus, stellte sich auf einen Stuhl und sagte: »Auf dem Schrank oben liegt überall Staub.« Noch von oben fügte er hinzu: »Ihre Auftraggeber arbeiten global, haben überall ihre Versuchsleiter und Analysten, nicht wahr?«
    Nun ja, antwortete Löhring, das könne man so sagen. Mit nur mittelmäßigen Vorstellungen und zaghaften Versuchen auf dem heimischen Markt könne man nichts reißen. Die Märkte würden schließlich nicht schlafen, seien irgendwo auf der Welt immer aktiv. Und überhaupt müsse man sich jetzt erst einmal vor Ort nach Costa Rica begeben und das alles anschauen. Er erkläre sich bereit dazu. Wie denn die Hauptstadt heiße? Und wo man denn die Käfer zuletzt dort gesehen habe? Aus Zeitersparnisgründen müsse man wohl direkt fliegen. Ohne Umsteigen.
    »Private Jet? Wieder mit der Revenge Air? Das kostet doch ein Vermögen!« Miranda hatte ihre Sprache wiedergefunden.
    »Können Sie nicht ein bisschen Schreibkram machen oder so was?«, fragte Löhring in die Richtung, aus der Mirandas Stimme gekommen war.
    »Nein.«
    »In labore virtus, Miranda.«
    »Was?«
    »Na, in der Arbeit liegt die Tugend! Haben Sie denn schon einen Schokoladenfabrikanten ausfindig gemacht?«
    »Wie, jetzt?«
    »Für Ostern natürlich! Schoko-Skarabäen in Silber- undGoldpapier, mit diesen kleinen schwarzen Pappbeinchen drunter und Firmenaufdruck darauf. Wir müssen da schon etwas antizyklisch denken, Miranda.«
    »Hören Sie, ich glaube nicht, dass ich Weihnachten packe.«
    »Also, ich habe jetzt keinen ultimativen Need, Kosten zu sparen. Sie verstehen nicht: Wir haben eine Burning Platform im Unternehmen! Es steckt der Wurm drin! Und Sie sprechen über ein Flugticket!«, sagte Löhring.
    Nein, Miranda würde ihn nie verstehen können. Wer könne sich überhaupt anmaßen, einen Menschen zu verstehen, dachte sie, als sie die private Fluggesellschaft wegen des Jets anrief. Löhring würde trotzdem in New york und in Mexiko auftanken müssen.
    Löhring hatte noch wegen einer ganz anderen Sache kein gutes Gefühl. Irgendetwas stimmte nicht mit der Strategie der Bank. Wer oder was steckte hinter der ASG Invest, von der Etta von Dangast gesprochen hatte? Wieso jetzt auch noch verbürgte Kredite? Man konnte fast annehmen, Mollow würde seine Hidden Agenda jetzt durchziehen wollen. Ja, Löhring war mittlerweile fest davon überzeugt, dass sich die Bank über den illustren SKARABÄUS-Investorenclub und die überhöhten Kredite an Etta von Dangast nicht nur die eigenen Gelder, sondern vor allem beherrschenden Einfluss sichern wollte, um sich langfristig einhundert Prozent der Anteile an Dangast zu verschaffen – nebst Immobilien, nebst allen stillen Reserven! Und dann – und das war das Perfide an dem ganzen Plan – würden Mollow und seine Kumpane den Schatz der Goldkäfer selbst heben wollen, um damit den absoluten Mega-Deal zu machen! Ja, Mollows Skepsis, was SKARABÄUS anging, war wahrscheinlich nur vorgetäuscht. Aber nun, mit dem Wurm drin, sah die Sache anders aus. Kurzum: Er, Löhring, Big L, Herr der Käfer und nun auch der Würmer, würde der Bank einen ordentlichen Strich durch die Rechnung machen.
    Noch am selben Tage rief er Mollow an, um ihm vom Mistkugelproblemsowie den nun zu ergreifenden Maßnahmen vor Ort in Costa Rica zu berichten. Die Sache mit Kellermanns Ausstieg verschwieg er ihm vorsichtshalber.
    Mollow war nicht gerade amused über die Neuigkeiten: »Tja, tut mir leid für euch, Wilhelm. Da werden wir bei Etta von Dangast wohl doch etwas mehr auf die Tube drücken müssen.«
    Jetzt bloß nichts Falsches sagen, dachte Löhring, und er sagte es: »Was ist die ASG Invest, Friedrich?«
    Mollow schien nicht erstaunt zu sein über die Frage. »Die ASG? Steht für Anonyme Spezialgesellschaft. Fragt aber kein Mensch nach. Wird auch nicht ausgeschrieben.«
    »Wer steckt dahinter?«, wollte Löhring wissen.
    »Na, wer schon? Wir selbst natürlich! Früher gehörte Edgar auch dazu. Glaubst du denn, wir können Kredite in dieser Größenordnung noch direkt über die Bank laufen lassen? Das würde die Bankenaufsicht doch nie mitmachen. Nein, mein Lieber, wir bürgen persönlich über unsere eigene Strohmannfirma.«
    »Wie funktioniert das
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