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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf
Autoren: A.F.Morland
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andere blieb stumm.
    »Ich finde, ich habe ein Recht, Sie das zu fragen!« sagte der Drucker.
    Der mitternächtliche Besucher bequemte sich zu keiner Erwiderung.
    Wyngard trat näher. »Haben Sie die Sprache verloren?«
    Der Drucker musterte sein Gegenüber unruhig. Die Lampe pendelte immer noch zwischen ihnen hin und her. Wyngard spürte plötzlich eine eisige Kälte. Panisches Entsetzen verzerrte sein Gesicht, denn sein Gegenüber bot sich ihm plötzlich in entsetzlicher Scheußlichkeit dar. Der Mann hatte sich verwandelt. Unvorstellbar.
    Wyngard wollte zurückweichen, doch eine unheimliche Kraft hielt ihn fest. Kräfte, die man nicht beschreiben kann, zerrten schmerzhaft an Wyngards Körper. Wyngards Gesicht veränderte sich, wurde zuerst blaß, dann grau.
    Er wollte schreien.
    Doch kein Laut entrang sich seiner zugeschnürten Kehle.
    Das nackte Entsetzen schimmerte in seinen Augen. Hart, immer härter, krampften sich seine Muskeln zusammen. Er hatte das Gefühl, alles Leben würde aus seinem Körper weichen. Du stirbst! Du gehst zugrunde! schrie es in ihm. Er wollte herumwirbeln und die Flucht ergreifen, doch er konnte sich nicht bewegen…
    ***
    Im Fernsehen lief der Film »Der große Gatsby«. Clytie Wyngard liebte und verehrte Robert Redford. Keinen Redford-Film ließ Clytie Wyngard aus. Den »Großen Gatsby« sah sie nun schon zum drittenmal, und er begeisterte sie wieder. Sie bedauerte, daß ihr Mann ihn nicht sehen konnte, denn sie sehnte sich danach, sich an ihn zu schmiegen und seinen starken Arm um sich zu spüren.
    Als der Film zu Ende war, schaltete Clytie Wyngard das TV-Gerät ab. Sie wollte nicht allein zu Bett gehen.
    Warum Martin nur immer soviel arbeitete? Sie wären auch mit weniger Geld ausgekommen. Es wäre nicht nötig gewesen, die Maschinen bis spät in die Nacht hinein laufenzulassen.
    Aber Martin konnte so schlecht nein sagen, und er liebte es, unentbehrlich zu sein.
    Daß er zu Hause von ihr auch gebraucht wurde schien er manchmal zu vergessen. Ein kleines Lächeln huschte über das attraktive Gesicht der Frau. Nun, sie wollte sich bei Martin in Erinnerung bringen. Vielleicht ließ er dann seine Arbeit liegen und kam mit ihr nach oben.
    Clytie Wyngard sah trotz ihrer 38 Jahre immer noch sehr gut aus. Sie hatte ein ausdrucksstarkes Gesicht, trug das dunkle Haar kurz geschnitten, und ihre Figur war schlank, aber dennoch fraulich.
    Sie trug Jeans und einen engen weißen Pulli, unter dem sich die Spitzen ihrer festen Brüste abzeichneten. Mit sanft wiegenden Hüften, ein Lied summend, verließ sie das Wohnzimmer und stieg die eiserne Wendeltrppe zur Druckerei hinunter.
    »Schatz, wer wird denn soviel arbeiten?« rief sie aufgekratzt. »Denk doch auch mal an die Liebe. Und an deine arme, einsame Frau, die sich zu Tode langweilt, während du hier unten für andere Leute den Sklaven spielst.«
    Als sie die Druckerei einsehen konnte, blieb sie stehen.
    »Martin! Wo steckst du denn?«
    Ihr Mann antwortete nicht. Das beunruhigte die Frau. Martin hätte da-sein müssen. Er ging nicht weg, ohne es ihr zu sagen. Vielleicht hatte er sie nicht gehört.
    »Martin!« rief sie lauter. Als darauf immer noch keine Reaktion kam, tauchten schlimme Befürchtungen in ihr auf: Übermüdung - Überarbeitung - Herzinfarkt! Clytie Wyngard fuhr sich an die Lippen. »O mein Gott! Nein«, stöhnte sie. »Um Himmels wille. Alles, nur das nicht!«
    Sie hetzte die Stufen der Wendeltreppe hinunter.
    »Martin! Martin, wo bist du? So antworte doch!«
    Sie suchte ihn in der Druckerei, im Büro, im Papierlager. Dort brannte noch eine Lampe. Also mußte Martin noch vor kurzem hiergewesen sein. Jetzt war das Papierlager allerdings leer. Ein kalter Lufthauch streifte die Frau. Sie eilte weiter und sah, daß die Tür, die ins Freie führte, offenstand.
    Die Tür ließ sich nicht mehr schließen. Clytie Wyngard erkannte, daß das Schloß aufgebrochen worden war.
    Folglich mußte ihr Mann einem Verbrechen zum Opfer gefallen sein. Eine andere Schlußfolgerung gab es für Clytie nicht.
    ***
    Trotz der vorgerückten Stunde dachte im Dorfgasthaus noch keiner ans Heimgehen. Das Lokal war randvoll gefüllt. Die Männer, die dem Alkohol zugesprochen hatten, scherzten mit der Kellnerin und neckten den jungen Studenten, der am Zapfhahn stand und die Biergläser füllte.
    Er war ein großer, blonder Kerl, stark und gutaussehend, und die Gäste hätten ihm gern eine Liebschaft mit Debbie, der Kellnerin, angedichtet. Aber zwischen den beiden war
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