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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf
Autoren: A.F.Morland
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gehabt. Da hatte er sich immer unter dem dicken Federbett verkrochen und gehofft, daß kein Geist sich in sein Zimmer verirrte.
    Heute war Wyngard 40 Jahre alt, und Mitternacht war für ihn nichts weiter, als daß ein Tag zu Ende war und ein neuer begann. Es kam leider viel zu oft vor, daß Martin Wyngard über Mitternacht hinaus arbeitete. Sehr zum Leidwesen seiner Frau Clytie, die an vielen Abenden auf ihn warten mußte und sich einsam fühlte.
    Aber das Geschäft hatte Vorrang.
    Wyngard - ein dunkelhaariger, großer Mann mit sympathischen Zügen -hatte die Druckerei von seinem Vater übernommen, und seit einiger Zeit lief das Geschäft besser denn je.
    Er stellte die Ortszeitung her, druckte Geschäftskarten, Briefköpfe und Visitenkarten. Gab es Sonderangebote beim Kaufmann, dann druckte Wyngard die Plakate, und gab es politischen Zwist, dann wurden in Wyngards Druckerei die Flugblätter der Kontrahenten produziert.
    Er war ein geschäftstüchtiger Mann, dieser Martin Wyngard, und es war sein Glück, daß seine Frau dafür Verständnis aufbrachte, daß bei soviel Arbeit das Eheleben hin und wieder etwas zu kurz kam.
    Wyngard holte den Bleisatz und hob ihn in die Maschine. Mit einem Steckschlüssel klemmte er die Schließstege fest. Der Betrieb war überaltert, aber Wyngard konnte sich nicht dazu entschließen, viel Geld für neue Maschinen zu investieren. Überall hörte man, daß die Wirtschaftslage sich verschlechterte. Auch bei ihm konnten die Aufträge über Nacht ausbleiben. Dann hatte er Schulden am Hals und konnte sie nicht bezahlen. Außerdem liefen die alten Maschinen noch recht gut, und sein Vater hatte immer gesagt, es wäre eine Sünde, etwas Gutes wegzuschmeißen.
    Der Drucker sah nach, ob genug Farbe im Kasten war, ließ ein Blatt zur Probe durchlaufen, veränderte die Stellung des' Bleisatzes geringfügig und wollte auf den Anlasser drücken, als ihn ein Geräusch irritierte.
    Langsam drehte er sich um, konnte aber niemanden sehen. Ein eigenartiges Gefühl beschlich ihn. War es Angst? Quatsch! Wovor sollte er sich fürchten? Na, schön, es war Mitternacht, aber die Furcht vor der Geisterstunde hatte er vor dreißig Jahren schon abgelegt.
    Er vermutete, daß seine Frau gekommen war, um zu sehen, wie lange er noch zu tun hatte. Die Wohnung der Wyngards befand sich direkt über der Druckerei und war mit dem Betrieb durch eine Wendeltreppe verbunden.
    »Clytie!« rief Martin Wyngard. »Clytie, bist du das?«
    Nichts.
    Keine Antwort.
    Wyngard wischte seine schmutzigen Hände mit einem benzingetränkten Lappen sauber und ging dann durch die Druckerei. Er spürte, daß er nicht allein war. Daß seine Frau ihm nicht antwortete, fand er eigenartig. Daß sie sich versteckt hatte, hielt er für ausgeschlossen. Für solche Spiele hatte Clytie nichts übrig. Schon gar nicht um diese Zeit.
    Vielleicht ein Einbrecher?
    Dieser Gedanke nagelte Martin Wyngard einige Sekunden lang auf einem Fleck fest. Er schaute sich nach einem Gegenstand um, mit dem er sich bewaffnen konnte. Sein Blick fiel auf den Besen, der in der Ecke lehnte. Sollte er es tatsächlich mit einem Einbrecher zu tun haben, dann würde er den Besenstiel gehörig auf dessen Rücken tanzen lassen.
    Wyngard betrat sein Büro. Auf dem Schreibtisch herrschte ein heilloses Durcheinander.
    Durch die Scheibe der Glaswand stellte der Drucker fest, daß im Papierlager Licht brannte. Er wußte jedoch mit Sicherheit, daß er das Licht nicht hatte brennen lassen.
    Dort mußte der Kerl stecken!
    Wyngard betrat den Raum. Regale bis an die Decke. Dazwischen schmale Gassen. Der Drucker kniff grimmig die Augen zusammen. »Ich weiß, daß jemand hier ist!« sagte er heiser. »Wer immer es ist, er kann mit einer gehörigen Tracht Prügel rechnen!«
    Ein Scharren, Schleifen.
    Jemand stieß gegen eine Tellerschirmlampe. Sie pendelte ächzend hin und her. Dadurch wurde der Lichtschein mal an diese, mal an jene Wand geworfen.
    »Na warte, Bürschchen!« knurrte Martin Wyngard.
    Entschlossen eilte er an den Regalen vorbei. Der pendelnde Lichtschein traf sein Gesicht in diesem Moment voll und blendete ihn. Die Lampe schwang sofort wieder zurück und strahlte den Eindringling an.
    Der Drucker erstarrte. Verblüfft riß er die Augen auf »Sie?« fragte er erstaunt. Der Besen war zum Schlag erhoben, doch nun ließ ihn Wyngard sinken. »Was machen Sie hier?« fragte er verwirrt.
    Der andere gab keine Antwort.
    »Was suchen Sie in meiner Druckerei?« fragte Martin Wyngard.
    Der
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