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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf
Autoren: A.F.Morland
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langte sofort in die Hosentasche und holte sein Springmesser heraus. Klickend schnappte die Klinge auf. Jetzt fühlte sich Larry Russel bedeutend wohler. Er war kein Hasenfuß, aber nachts auf der Suche nach einem Unbekannten, von dem man nicht wußte, was er im Schilde führte, durch diesen finsteren Wald zu streifen, das war nicht ohne. Noch dazu, wo Larry Russel das letzte Glied der Kette darstellte.
    Die Flanken der anderen waren jeweils vom Nachbarn geschützt.
    Seine rechte Flanke mußte der Mechaniker selbst schützen.
    Während er über den moosweichen Boden schritt, ab und zu über Wurzeln stolperte und mit den Schultern hin und wieder gegen Baumstämme stieß, überlegte er, wieviel er im Gasthaus getrunken hatte. Madonna, dachte er. Da kommt eine ganze Menge zusammen.
    Er trank gern. Nicht aus Kummer, sondern weil es ihm schmeckte. Weil er dieses beschwingte Gefühl liebte, das ihn packte, wenn er leicht angesäuselt war.
    »Mein Vater«, sagte er immer, wenn die Rede darauf kam, »war ein arger Schluckspecht, wie ihr alle wißt. Der hätte uns alle, wie wir hier sind, unter den Tisch getrunken. Und wie alt ist er geworden? Vierundneunzig - und genauso alt werde ich auch, das verspreche ich euch.«
    Ein Geräusch.
    Larry Russel stutzte. Täuschte er sich nicht? Er blieb stehen und lauschte. Der Schein seiner lichtstarken Stablampe holte Büsche, Bäume und Blätter aus der Finsternis.
    Und ein Gesicht!
    ***
    Der Mechaniker erstarrte. Das Grauen sprang ihn so urplötzlich an, daß er nicht zu reagieren vermochte. Der Schock lähmte ihn. Seine Augen weiteten sich in namenlosem Entsetzen, denn was er sah, war der absolute Horror.
    Die Hölle attackierte Larry Russel. Sie packte ihn mit eiskalten Klauen. Er spürte den schrecklichen Griff und verzweifelte, denn ihm war klar, daß er diese Begegnung nicht überleben würde.
    Schmerzhaft traf ihn der Ansturm fremder Kräfte. Er wollte um Hilfe schreien, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Fassungslos blickte er das Wesen an, auf das er so unvermittelt gestoßen war. Er konnte sich nicht bewegen.
    Du bist von einer furchtbaren Starre befallen! dachte er hysterisch. Leichenstarre!
    Da stand er, mit einem Messer in der Faust, hatte den Mann, den alle suchten, gefunden und konnte nichts gegen ihn unternehmen. Im Gegenteil, der andere brachte ihn um!
    Die Oberfläche seines Körpers verhärtete sich, während sich die Muskelstränge verkrampften. Seine Gesichtshaut wurde fahl, bekam ein unansehnlich graues Aussehen.
    Larry Russel spürte, wie das Leben allmählich aus seinem Körper wich. Verzweifelt kämpfte er gegen den unvermeidbaren Tod an.
    Er glaubte zu wissen, was mit den anderen Männern, die keiner mehr gesehen hatte, geschehen war. Sie mußten ebenfalls diesem Schreckenswesen begegnet sein.
    Daran waren sie zugrunde gegangen. Und nun war er an der Reihe.
    Aus Russels Augen rannen Tränen. Er sah die Lichter seiner Freunde weiter durch den Wald tanzen. Hierher! dachte er. Hier ist das Monster! Mein Gott, wieso kommt denn keiner auf die Idee, sich um mich zu kümmern? Ihr sucht den Unheimlichen am falschen Ort! Er ist hier! Und erbringt mich um!
    ***
    »He!« rief Tom Jessop plötzlich aufgeregt. »Dort vorn!«
    Er richtete seine Stablampe auf eine bestimmte Stelle. Zwei weitere Lichtkegel visierten denselben Punkt an. Die Männer entdeckten eine Gestalt, die blitzartig hinter einem Baumstamm verschwand.
    »Halt!« rief Jack Jenkins. »Stehenbleiben!«
    Doch die Person dachte nicht daran, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Sie huschte davon. Die Jagd begann. Die Kette zog sich zusammen. Alle rannten hinter dem Fliehenden her. Tom Jessop war der Schnellste von allen. Er holte die Person ein, sprang sie an, packte mit beiden Händen zu und riß sie zu Boden.
    Sofort waren einige andere Männer zur Stelle, die sich ebenfalls auf den noch Unbekannten stürzten. Keuchen. Rufe. Schläge. Der Mann, den sie erwischt hatten, fluchte. Er versuchte freizukommen, trat mit Füßen um sich, schlug nach seinen Widersachern. Das ließen sich diese nicht gefallen. Sie schlugen hart zurück.
    Dann rissen sie den Kerl auf die Beine und leuchteten ihm ins Gesicht.
    Olivfarbene Haut, schwarze Glutaugen, schwarze Augenbrauen, blauschwarz schimmerndes Haar. Ein Inder. Hashan war sein Name. Alle kannten ihn. Er war der Diener eines ungarischen Bildhauers, der sich in Seltrick angekauft hatte.
    Ein dünner Blutfaden sickerte aus seinem Mundwinkel. Haßerfüllt schaute er die
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