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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf
Autoren: A.F.Morland
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noch nichts gelaufen.
    Nicht, daß Debbie Messey nicht gewollt hätte. Die wollte immer. Es lag an Tom Jessop, dem Studenten, daß sich zwischen ihnen nichts entwickelte. Sie waren lediglich Freunde, mehr nicht.
    »He, Tom!« rief der Automechaniker Larry Russel. »Sieh mal, was Debbie macht! Sie sitzt beim Bürgermeister auf den Knien! Macht dich das nicht eifersüchtig?«
    »Warum sollte es das? Debbie ist alt genug, um zu wissen, was sie tut«, gab Tom Jessop schulterzuckend zurück.
    »Na, hör mal, sie als deine Braut…«
    »Ich habe nicht vor, sie zu heiraten.«
    »Wirklich nicht? Wieso dichtet euch dann der ganze Ort eine Romanze an?«
    »Weil hier in Seltrick selbst die Männer Klatschweiber sind.«
    Jack Jenkins, der Polizeiinspektor, lachte laut auf. »Eins zu null für Tom!« Er nickte dem Studenten aufmunternd zu. »Du hast schon recht, mein Junge. Laß dir nichts gefallen.«
    »Bestimmt nicht«, sagte Tom. Er konnte nicht ganz verstehen, daß die Gäste so heiter waren. Ein düsterer Schatten hatte sich vor einigen Tagen auf das kleine Dorf im schottischen Hochland gelegt. Zwei Männer waren spurlos verschwunden und nicht wiederaufgetaucht. Tranken die Leute deshalb soviel? Um ihr Gewissen zu beruhigen? Um ihre Angst zu verdrängen?
    Als der erste Mann verschwand, hielten sich die Gerüchte, die flüsternd von Haus zu Haus weitergegeben wurden, noch im Rahmen. Als dann aber der zweite Mann weg war, nahmen die Gerüchte immer mehr zu. Denn es konnte doch kein Zufall sein, daß sich zwei Männer so kurz hintereinander in Luft auflösten. Dahinter mußte etwas stecken. Aber was? Niemand wußte auf diese Frage eine Antwort.
    Auch der Dorfpfarrer nicht, der viel zu oft ins Glas schaute. Seit dem Verschwinden der beiden Männer tat er dies noch wesentlich intensiver. Man hatte es dem Bischof melden müssen, denn der Pfarrer hatte letzten Sonntag die Messe nicht mehr lesen können, so betrunken war er gewesen. Dem mußte abgeholfen werden. Ein Dorf ohne Pfarrer - das war eine Herde von Schafen ohne Hirten.
    Barton Gilmore, der Bürgermeister, genoß es sichtlich, daß Debbie auf seinen Knien saß. Sie war ein blondes, quirliges, kokettes Mädchen, das mit seinen Reizen nicht geizte. Gilmore roch den Duft ihres Parfüms, der sich mit dem Geruch ihres Schweißes auf eine betörende Art vermischte.
    Der Bürgermeister legte seine Hände um die schmale Taille der Kellnerin. »Möchtest du etwas trinken, Debbie?«
    »Spendierst du mir ein Bier?« fragte die Kellnerin, drehte sich um, nahm rittlings auf den Schenkeln des Bürgermeisters Platz, beugte sich vor, wodurch er tief in ihren prall gefüllten Ausschnitt sehen konnte, und gab ihm einen dicken Kuß auf die hohe Stirn, zur Freude der anderen Gäste, die lachend applaudierten
    »Tom!« rief Barton Gilmore.
    »Ja, Bürgermeister?«
    »Ein Bier für Debbie.«
    »Frisch vom Zapfhahn!« kicherte Larry Russel, der Mechaniker, der gern zweideutige Reden vom Stapel ließ.
    »Kommt sofort«, sagte Tom Jessop.
    Plötzlich wurde die Tür aufgestoßen. Sie fiel gegen die Wand. Der Knall ließ den Lärm im Dorfgasthaus verstummen. Alle blickten zur Tür, in deren Rahmen Clytie Wyngard, die Frau des Druckers, stand.
    Kreidebleich war sie, und ihr Blick huschte hilfesuchend umher. Der Übermut wich aus allen Gesichtern. Es mußte etwas geschehen sein. Etwas Furchtbares, das Clytie Wyngard völlig aus der Fassung gebracht hatte.
    Debbie Messey bewies, daß sie nicht nur ein Luder war, sondern das Herz auch auf dem rechten Fleck hatte. Die Frauen im Dorf schauten sie zumeist ein wenig scheel an, weil sie um ihre Männer fürchteten. Trotzdem war Debbie jederzeit bereit, jedem zu helfen.
    Bei Glytie half sie sogar besonders gern, denn über deren Lippen war noch nie ein abfälliges Wort gekommen, wenn über Debbie gesprochen wurde.
    »Clytie«, sagte Debbie Messey und erhob sich. »Clytie, was ist passiert? Du siehst aus, als wärst du dem Leibhaftigen begegnet.«
    Clyties Augen füllten sich mit Tränen. »Martin… Martin ist verschwunden!«
    Diese Nachricht schlug im Dorfgasthaus wie eine Bombe ein.
    ***
    Alle hörten es. Martin Wyngard, der Drucker, war verschwunden. Schon der dritte Mann!
    Im Nu war Clytie Wyngard von den Anwesenden umringt. »Einen Whisky!« rief Larry Russel. »Schnell einen Whisky für Clytie, Tom!«
    »Augenblick!« gab Tom Jessop zurück. Er goß ein Glas voll und brachte es der verstörten Frau. Sie wollte den Whisky nicht trinken, aber man ließ
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