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GK460 - Das Geisterdorf

GK460 - Das Geisterdorf

Titel: GK460 - Das Geisterdorf
Autoren: A.F.Morland
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kennen einander noch nicht lange, aber ich glaube nicht, daß Sie mit den Geschehnissen zu tun haben. Wenn Sie erst mal länger bei uns wohnen, werden Sie erkennen, daß wir alle gar nicht so übel sind. Im Augenblick stellen Sie für uns noch eine Art Fremdkörper dar, an den wir uns erst gewöhnen müssen. Aber wie ich meine Freunde hier kenne, will Ihnen niemand etwas Böses. Vielleicht wäre es gut, wenn Sie jetzt mit Ihrem Diener in Ihr Haus zurückkehren würden. Und halten Sie ein bißchen die Augen offen. Daß sich jemand im Wald herumtreibt, ist eine Tatsache. Wir wollen hoffen, daß er um Ihr Haus einen großen Bogen macht.«
    Abel G. Koczaks stechender Blick richtete sich auf den Inspektor. »Wir sehen uns wieder, und dann werden Sie sich entschuldigen!«
    ***
    Tags darauf klopfte es an die Tür des Bürgermeisters. Vor Barton Gilmore lag eine Unterschriftenmappe. Er schloß sie und rief: »Ja, herein!«
    Jenkins, der Polizeiinspektor, trat ein. »Rat mal, wer soeben bei mir war, Barton.«
    »Abel G. Koczak?«
    »Genau.«
    »Hast du dich bei ihm entschuldigt?«
    »Ja, aber nur mit äußerstem Widerwillen.«
    »Du magst Koczak nicht, wie?«
    »Nein.«
    »Wenn ich ehrlich sein soll - ich auch nicht. Dabei könnte ich nicht erklären, was ich gegen ihn habe. Vielleicht sind wir bornierte Hinterwäldler, die allem Fremden feindlich gegenüberstehen. In unserem Dorf gibt es ein seit altersher bestehendes Gefüge, in das Abel G. Koczak nicht hineinpaßt. Das wird wòhl der Grund sein, weshalb wir ihn nicht mögen. Hinzu kommt noch, daß er sich nicht bemüht, unsere Freundschaft zu erwerben. Er ist froh, wenn er in Ruhe gelassen wird.«
    »Ich will ihm ja nichts in die Schuhe schieben, Barton, aber hast du dir schon mal überlegt, wann der erste Mann aus unserem Dorf verschwand?«
    Der Bürgermeister sagte nichts.
    »Es war, kurz nachdem sich Abel G. Koczak bei uns angekauft hatte«, sagte Jack Jenkins bedeutungsvoll.
    Gilmore blickte den Freund erschrocken an. »Das ist ein verdammt gefährlicher Gedanke, Jack.«
    »Gefährlich für wen? Für Koczak?«
    »Für uns alle, denke ich.«
    »Irgend etwas stimmt mit diesem Mann nicht, ich fühle es«, behauptete der Inspektor. Er ging zum Fenster und blickte nach draußen. »So viele Jahre lief unser Leben in geregelten Bahnen. Ruhe und Ordnung herrschten in Seltrick. Das war nicht allein mein Verdienst. Die Leute hier leben lieber in Eintracht denn in Zwietracht. Eines Tages taucht Koczak mit seinem indischen Diener auf, und kurze Zeit später verschwinden Männer aus unserem Dorf - spurlos. Hast du’s mal von der Seite betrachtet, Barton?«
    Der Bürgermeister lächelte trübe. »Doch. Aber ich hatte noch nicht den Mut, es so klar zu formulieren und es auch noch laut auszusprechen.« Er machte eine Pause. Sein Blick irrte über den Schreibtisch. »Hast du nach Clytie Wyngard gesehen, Jack?«
    »Ja. Es geht ihr nicht gut. Der Doktor mußte ihr eine Spritze geben.«
    »Das arme Ding.« Barton Gilmore schlug mit der Faust auf den Tisch. »Verdammt noch mal, drei Männer können sich doch nicht einfach in Luft auflösen. Gibt es denn keine Erklärung dafür?«
    Der Inspektor bleckte die Zähne. »Vielleicht hätte Abel G. Koczak eine.«
    Gilmore schaute den Freund ernst an. »Ich bitte dich: Laß den Mann in Ruhe, Jack. Er ist ein Außenseiter und wird das immer bleiben, wenn wir ihm nicht einen Schritt entgegenkommen.«
    »Der legt doch überhaupt keinen Wert auf uns.«
    Gilmore wies mit der Hand auf seine Brust. »Wissen wir wirklich so genau, wie’s bei ihm da drinnen aussieht?« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht ist er lediglich kontaktarm. Wir sollten jedenfalls für ihn Möglichkeiten offenhalten. Wer weiß? Vielleicht faßt er einmal den Mut und tritt auf uns zu.«
    »Ist dir aufgefallen, daß er noch kein einziges Mal in der Kirche war?«
    »Er ist eben kein gläubiger Mensch.«
    »Vielleicht hat er einen Grund, das Gotteshaus zu meiden.«
    Gilmore schüttelte verdrossen den Kopf. »Komm, Jack, verrenne dich nicht in eine so gefährliche Idee.« Aber das, was Jack Jenkins gesagt hatte, blieb in Gilmores Gedächtnis haften.
    Am frühen Nachmittag kam Inspektor Jenkins noch einmal beim Bürgermeister vorbei.
    »Sag bloß, Martin Wyngard ist wieder zu Hause«, rief Gilmore dem Inspektor entgegen, aber ein Blick in Jenkins’ Gesicht verriet ihm, daß er von diesem keine Freudenbotschaft zu erwarten hatte.
    Jenkins setzte sich schwerfällig auf die
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