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GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt

GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt

Titel: GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt
Autoren: A.F.Morland
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viel mehr Grazie, viel mehr Anmut hinein. Ihr müßt euch gelöst und locker bewegen, so als würdet ihr schweben. Wenn Dolores Cox hier wäre, könnte sie euch zeigen, was ich meine. Aber die hohe Dame zieht es ja mal wieder vor, zu spät zu kommen.«
    Keeley war ein kleiner vitaler Mann, der in seiner Glanzzeit überall auf der Welt gastiert und Triumphe gefeiert hatte. Als er sich nicht mehr jung genug gefühlt hatte, um in seinem kräfteraubenden Beruf Spitzenleistungen erbringen zu können - und das Abend für Abend -, hatte er sich entschlossen, eine Ballettschule zu gründen.
    Er leitete sie nun schon seit fünf Jahren, und die Schülerinnen, die ihn verließen, konnten sicher sein, das beste Rüstzeug von Cliff Keeley auf den Weg mitbekommen zu haben.
    Auch er trug Ballettkleidung, war schlank und rank und nach wie vor in der Lage, seinen Schülerinnen vorzuführen, worauf es ihm ankam.
    Er schlug kurz mit der Hand auf den Klavierdeckel. Die Pianistin spielte die Passage, die Keeley unterbrochen hatte, noch einmal, und der Tanzlehrer machte den Mädchen vor, wie er die Übung getanzt haben wollte.
    Als er sich in einen wirbelnden Kreisel eindrehen wollte, gellte in der Garderobe ein markerschütternder Schrei auf.
    Das Klavier verstummte augenblicklich, und Keeley wäre beinahe -das war ihm noch nie passiert - über seine eigenen Füße gestolpert, so sehr erschreckte ihn dieser Schrei.
    ***
    Auch wir hörten den Schrei und wußten, wohin wir uns wenden mußten. Nebeneinander stürmten wir durch den düsteren Durchlaß. Der Schrei riß nicht ab, und das war gut so, denn wenn er endete, war es auch mit dem Mädchen, das ihn ausstieß, zu Ende.
    Wir rannten in das Haus, in dem sich Keeleys Ballettschule befand. Immer zwei Stufen auf einmal nehmend jagten wir die Treppe hoch. Erster Stock. Wir wandten uns nach rechts. Ich stieß die braun lackierte Tür auf, an der noch mal ein großes Messingschild angebracht war.
    Wir sahen eine Menge verstörter Mädchen. Sie trugen alle schwarze, eng anliegende Trikots.
    Zwischen ihnen eingekeilt war ein Mann. Cliff Keeley, der Tanzlehrer und Ballettschulbesitzer. Er war genauso verstört wie seine Schülerinnen. Wir hatten keine Zeit für lange Erklärungen.
    »Weg!« rief ich. »Machen Sie Platz! Gehen Sie zur Seite!«
    Wer nicht schnell genug auswich, erhielt von mir einen Stoß. Mit guten Manieren wäre ich nicht schnell genug vorwärtsgekommen, und hier zählte jede Sekunde.
    Wir erreichten die Garderobe. Dort drinnen tobte ein Kampf auf Leben und Tod. Wir hörten das Knurren der Bestie und wußten, daß wir Cristobal Gerrick wiedergefunden hatten. Leider war das Böse bereits aus ihm hervorgebrochen.
    Trotz der Eile mußte ich an unseren Freund Frank Esslin denken.
    Und daran, daß Vicky Bonney mit ihm allein war.
    Dabei überlief es mich eiskalt.
    Himmel, gib, daß Frank sich nicht an Vicky vergreift! schoß es mir durch den Kopf. Gleichzeitig schnellte ich mich vorwärts und… sah Cristobal Gerrick, das grauenerregende Ungeheuer!
    Es war dem schreienden Mädchen gelungen, sich irgendwie seinem Griff zu entwinden. Sie kreiselte sofort herum und wollte fliehen, doch Gerrick ließ es nicht zu.
    Er schnappte sie mit beiden Händen und riß sie an sich. Dabei entdeckte er uns, und ein zorniges Knurren drang aus seinem Maul.
    Ich riß meinen Colt Diamondback aus der Schulterhalfter und zielte damit auf den Schädel des Monsters.
    Mr. Silver stand neben mir. Er wußte, daß ich nicht schießen würde, weil es abgemacht war, daß wir die Bestie lebend in unsere Gewalt bringen wollten. Gerrick konnte jedoch nicht sicher sein, daß ich nicht abdrückte.
    Ich hoffte, daß der Bluff bei ihm verfing und schrie: »Lassen Sie das Mädchen los, Gerrick! Meine Waffe ist mit geweihten Silberkugeln geladen. Sie wissen, was das für Sie bedeutet!«
    Sein Lachen klang hohl.
    Cristobal Gerrick hielt einen großen Trumpf in seinen Händen: das Mädchen. Damit konnte er uns unter Druck setzen.
    Und das tat er auch.
    Das Monster versuchte zu reden. Aber es war zu sehr Tier, deshalb war kaum zu verstehen, was die Bestie sagte. Es klang wie ein krampfartiges Husten.
    Ich glaube, es sagte: »Ballard! Silver! Geht mir aus dem Weg!«
    Ich warf meinem Freund und Kampfgefährten einen nervösen Blick zu. In Mr. Silvers perlmuttfarbenen Augen funkelte die Erregung. Er konnte sich so wie ich nur mit Mühe beherrschen.
    Was sollen wir tun? fragte ihn meine Miene.
    »Gebt den Weg frei, sonst geht es
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