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GK255 - Die Geisterrocker

GK255 - Die Geisterrocker

Titel: GK255 - Die Geisterrocker
Autoren: A.F.Morland
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wußte, wie gefährlich solche Höllenbestien sein konnten, fürchtete ich sie nicht.
    Dies war nicht mein erster Kampf gegen Abgesandte aus dem Totenreich. Ich will nicht behaupten, daß mich meine bisherigen Erlebnisse abgestumpft haben. Wohl aber hatten sie mich härter gemacht, als ich noch vor ein paar Jahren gewesen war. Und zuversichtlicher, denn ich wußte heute, daß ich mir, wenn es hart auf hart ging, sehr viel Zutrauen durfte. Der immerwährende Kampf gegen die Mächte der Finsternis hatte mich gestählt.
    Ich hatte gelernt, mich meiner Haut zu erwehren, und ich wußte, wie ich den Wesen aus dem Schattenreich schlimme Niederlagen bereiten konnte. Das stärkte natürlich mein Selbstvertrauen.
    Hinzu kam eine profunde Kenntnis der Weißen Magie sowie ein umfangreiches Wissen, das ich mir aus alten Büchern angeeignet hatte, in denen beschrieben war, wie man sich der Macht des Bösen entgegenstellen mußte und wie man sie brechen konnte.
    Ferner beherrschte ich nunmehr eine Menge Tricks, die mir Mr. Silver beigebracht hatte - und sollten mal alle Stricke reißen, dann war immer noch mein schier unbezwingbarer Freund da, der mich aus einer gefährlichen Situation mit seinen Fäusten, die er zu purem hartem Silber erstarren lassen konnte, herausboxen konnte.
    Mr. Silver. Ich wandte mich zu ihm um. Was ich sah, erstaunte mich nicht. Hin und wieder hatte ich den Eindruck, es würde überhaupt nichts geben, wozu, mein Freund nicht imstande wäre. Seine Augen strahlten wie kleine Lämpchen. Heller sogar als meine Kugelschreiberfunzel. Er sah gespenstisch aus. Das Licht seiner Augen ergoß sich über sein Gesicht und ließ dieses leichenblaß erscheinen.
    »Merkst du was?« fragte ich den Ex-Dämon leise.
    »Ich nehme irgend etwas wahr«, gab dieser flüsternd zurück.
    »Gefahr?« erkundigte ich mich, während ich mich wachsam umsah.
    »Leben«, raunte mir Mr. Silver zu.
    »Leben?«
    Der Ex-Dämon nickte. »Irgend jemand oder irgend etwas, das lebt, befindet sich in diesem Gebäude.«
    »Ich übernehme den Keller und das Erdgeschoß«, sagte ich schnell.
    »Okay. Dann gehe ich nach oben. Paß auf dich auf, Tony.«
    »Nichts kann ich dir mit reinerem Gewissen versprechen als das.«
    ***
    Mr. Silvers Worte gingen mir nicht aus dem Sinn. Ich tastete mich die Kellertreppe hinunter. Das kleine Lämpchen sandte einen dünnen Lichtfaden aus, hinter dem ich hertappte.
    Und plötzlich spürte auch ich es!
    Leben! Atmen! Schleifen! Huschen! Etwas knirschte ganz leise. Ich vernahm Schritte, die sich von mir entfernten, und richtete schnell meine Lampe dorthin.
    Eine Gestalt, dunkel und fast unwirklich, zuckte hinter einen Ziegelpfeiler. Ich konnte kaum etwas erkennen, umklammerte den Kolben meines Revolvers fester und ging entschlossen auf den Pfeiler zu. Dann blieb ich stehen und hob beide Hände. Die linke mit der Lampe, die rechte mit dem Colt. Beide waren auf den Pfeiler gerichtet.
    »Wer immer du sein magst, tritt hervor!« sagte ich mit schneidender Stimme.
    Ich rechnete mit jeder Gemeinheit.
    Die Wesen aus der Unterwelt kennen unwahrscheinlich viele Tricks, um einen Menschen auch in solchen Situationen noch gefährlich hereinzulegen, deshalb war ich verdammt auf der Hut.
    Hier sollte nichts schiefgehen. Ich hatte Mr. Silver versprochen, daß ich auf mich aufpassen würde, und dieses Versprechen wollte ich auch halten.
    Es regte sich nichts.
    »Na los!« bellte ich ungeduldig. »Ich weiß, daß du dich hinter diesem Pfeiler befindest! Komm hervor!«
    Weiterhin keine Reaktion.
    Da nahm ich die Sache kurzentschlossen in die Hand.
    »Na schön, dann hole ich dich eben hervor!« sagte ich scharf und setzte mich entschlossen in Bewegung.
    Vier Schritte.
    Dann hatte ich ihn vor mir. Das Licht meiner Kugelschreiberlampe hellte sein rußverschmiertes Gesicht etwas auf. Ich sah bebende Lippen, zuckende Wangen und vor Angst flatternde Augen. Mein Gegenüber preßte sich bibbernd gegen die Backsteine und stöhnte entsetzt: »Nicht schießen! Bitte nicht schießen!«
    Ich trat näher heran und sah, daß ich einen verstörten Jungen vor mir hatte. Wie unabsichtlich berührte ich seinen Unterarm mit meinem magischen Ring. Das war ein Test. Hätte er sich im Banne des Bösen befunden, dann hätte er jetzt wie am Spieß aufgebrüllt. Aber er blieb stumm, klapperte nur mit den Zähnen. Er war also harmlos.
    Ich packte ihn am Kragen und schleppte ihn nach oben.
    Wie ein trauriges nasses Kleiderbündel hing er in meiner Faust.
    Mr.
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