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GK255 - Die Geisterrocker

GK255 - Die Geisterrocker

Titel: GK255 - Die Geisterrocker
Autoren: A.F.Morland
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jenem Abbruchhaus, in dem sie umgekommen waren, anzutreffen sein könnten. Er hatte bei unserem ersten Besuch in diesem Gebäude Spuren von Höllenkräften entdeckt. Das bedeutete für ihn, daß die Rocker irgendwann mal dorthin zurückkehren wollten. Seiner Ansicht nach waren deshalb die rußgeschwärzten Wände mit dem Bösen beschlagen geblieben.
    »Ich könnte mir vorstellen«, setzte Mr. Silver, der sich in die Psyche von Dämonen hervorragend einfühlen konnte - weil er ja selbst einmal einer von ihnen gewesen war -, seine Überlegungen fort, »daß es den Geisterrockern größeren Spaß macht, sich ihrer toten Körper zu bedienen, als im Nichts des Zwischenreiches zu existieren, und darauf zu warten, bis das Böse sie in dieser Stadt wieder auf die Menschen losläßt. Sichtbar brauchen sie aber einen Ort, wo sie sich verbergen können, und meines Erachtens kann ihnen kein Ort lieber sein als der, an dem sie ihr Menschenleben gegen die höllische Unsterblichkeit vertauscht haben.«
    »Der langen Rede kurzer Sinn«, faßte ich zusammen, »du meinst, es wäre vernünftig, wenn wir uns da jetzt gleich nochmal gründlich umsehen würden.«
    »So ist es«, bestätigte Mr. Silver.
    Ich machte eine halbe Drehung nach links. »Frank.«
    »Ja, Tony?«
    »Leihst du uns deinen Wagen?«
    »Ich bring’ euch hin…«
    Ich schüttelte den Kopf, und meine Miene verriet, daß ich keine Widerrede duldete. »Du bist besser zu Hause aufgehoben.« Ich streckte ihm die Hand entgegen. »Wenn ich um die Schlüssel bitten dürfte. Crandall soll dich nach Hause bringen. Oder nimm dir ein Taxi.«
    »Hör mal, Tony, ich könnte euch vielleicht helfen…«
    »Du wärst uns im Weg, Frank. Das mag zwar sehr hart klingen, aber es entspricht der Tatsache. Sieh mal, wenn es in diesem Haus wirklich zu einer Auseinandersetzung mit den Mächten der Finsternis kommen sollte, werde ich genug damit zu tun haben, auf mich selbst aufzupassen. Dann kann ich mich nicht auch noch um dich kümmern, verstehst du das?«
    Frank drückte mir den Wagenschlüssel in die Hand.
    Inzwischen blies Larry Crandall die ganze Polizeiaktion ab.
    Sämtliche Copsperren wurden aufgehoben.
    Bis zu einem gewissen Grad nahm das Leben wieder seinen gewohnten Gang. Aber die Angst blieb.
    Die Angst vor einem neuerlichen Auftauchen der schrecklichen Knochenrocker!
    ***
    Bevor ich aus Frank Esslins Wagen stieg, prüfte ich den Sitz meines Colt Diamondback. Die mit geweihten Silberkugeln geladene Waffe steckte in meiner Schulterhalfter. Mr. Silver betrachtete die geschwärzte Fassade des Abbruchhauses.
    Die Dämmerung hatte auf der Fahrt hierher eingesetzt und ging nun allmählich in den finsteren Abend über.
    Mein Freund rümpfte die Nase.
    »Was ist?« fragte ich sofort. »Haben wir diesmal Glück?«
    Der Ex-Dämon seufzte. »Ich wollte, ich wüßte, was uns dort drinnen erwartet.«
    Ich zog die Mundwinkel nach unten. »Du warst auch schon mal besser in Form.«
    Mr. Silver wußte, worauf ich anspielte. Kurz nachdem ich ihn kennengelernt hatte, verfügte er noch über ein äußerst zuverlässiges Dämonenradar. Er hatte damals jeden Dämon sofort entlarvt, selbst wenn dieser sich noch so geschickt hinter einem menschlichen Aussehen verborgen hatte. Doch nach und nach hatte mein Freund diese wertvolle Fähigkeit verloren. Nur ganz selten flackerte dieses Flämmchen noch mal auf, und es war zu befürchten, daß es eines Tages gänzlich erlosch.
    Wir verließen den Wagen.
    Ich hatte ein unangenehmes Prickeln im Nacken, als ich mich dem schäbigen Gebäude näherte.
    Warnte mich mein sechster Sinn vor einer drohenden Gefahr?
    Ich betrat das Haus und holte eine dünne Kugelschreiberlampe aus meinem Jackett.
    Damit konnte ich zwar nicht gerade eine Festbeleuchtung zustande bringen, aber der dürftige Schein des Lämpchens reichte immerhin aus, um mich etwaige Hindernisse rechtzeitig erkennen zu lassen. Dadurch würden mir eine Menge Beulen erspart bleiben.
    Der typische Brandgeruch legte sich wieder auf meine Lungen.
    Ich konzentrierte mich auf meinen magischen Ring, der mir, wenn die Strahlung groß genug war, die Nähe des Bösen signalisieren konnte. Vorsichtig tappte ich den Gang entlang. Noch hatte ich keine außergewöhnliche Wahrnehmung gemacht.
    Ich blieb kurz stehen.
    Offen gestanden, dieses Haus wäre nichts für sensible Gemüter gewesen.
    Eine unterschwellige Spannung ergriff von mir Besitz, Nicht Angst. Obwohl ich die Geisterrocker keineswegs unterschätzte und genau
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