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GK195 - Totentanz im Hexenclub

GK195 - Totentanz im Hexenclub

Titel: GK195 - Totentanz im Hexenclub
Autoren: A.F.Morland
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abgelehnt.
    Claudia Kent war eine umwerfend schöne Frau. Ihr langes, wallendes Haar war brandrot, und ihre ausdrucksstarken Augen leuchteten in einem eigenartigen Salzwassergrün. Sie trug ein dunkelblaues Seidenjersey-Kleid, das sich wie eine zweite Haut an ihren makellosen Körper schmiegte.
    Mit dem Glas in der Hand setzte sich die Besitzerin des Witch Corner zu den beiden Polizeibeamten. Ihr Wesen war ausgesucht höflich. Sie begegnete den Männern freundlich und verständnisvoll, schließlich war es deren Pflicht, den rätselhaften Selbstmorden nachzugehen.
    Während sie einen kleinen Schluck von ihrem Bourbon nahm, schaute sie French und Priestley über den Rand des Glases abwartend an. Larry French wies zur ledergepolsterten Tür. Hier drinnen war kaum etwas von dem dröhnenden Disco-Sound zu hören, der draußen das gesamte Lokal ausfüllte.
    »Wie schaffen Sie es, so schnell Ersatz zu finden, Miß Kent? Sie haben innerhalb weniger Tage drei Gogo-Girls verloren, aber es stehen bereits wieder zwei neue auf dem Podium.«
    »Gogo-Girls gibt es in London wie Sand am Meer«, erwiderte die Diskothekbesitzerin mit rauchiger Stimme. »Ich arbeite mit einer Agentur zusammen. Fällt heute ein Mädchen aus, kann ich morgen bereits ein neues haben.«
    »Was sind das für Mädchen, die man Ihnen in der Regel anbietet?«
    »Einige von ihnen finanzieren mit dieser Tätigkeit ihr Studium.«
    »Haben die Girls nach dem Tanz auch Gäste zu animieren?« fragte Steve Priestley.
    Claudia warf ihm einen entrüsteten Blick zu. »Mein lieber Sergeant, dies hier ist ein Tanzlokal — kein Bordell.«
    Priestley schaute auf seine abgewetzten Schuhspitzen. »Verzeihen Sie, Miß Kent. Ich wollte Sie damit nicht beleidigen.«
    »Meine Mädchen sind anständig!« behauptete Claudia mit spröder Stimme. »Sie haben einen festen Freund und sind dem weitestgehend treu… Rückschlüsse auf einen schlechten Charakter zu ziehen, weil sie hier bei mir halb nackt auftreten, wäre grundfalsch.«
    Inspektor French schaltete sich ein. »Wir würden Sie ganz bestimmt nicht mit unseren Fragen belästigen, wenn es diese drei Toten nicht gegeben hätte… außerdem diese beiden Selbstmordversuche…«
    Claudia Kent strich sich eine rote Strähne aus dem Gesicht. Ihr Blick wurde traurig. »Die armen Mädchen«, sagte sie kaum hörbar. »Sie tun mir so furchtbar leid.«
    »Können Sie sich vorstellen, warum diese Mädchen freiwillig aus dem Leben schieden?«
    Claudia drehte ihr Glas zwischen den Handflächen. »Ich habe keine Ahnung. Es waren lebenslustige Girls.«
    »War eine von ihnen jemals depressiv?« fragte French.
    »Sie waren übermütig. Sie haben gern gelebt. Sie waren seelisch ausgeglichen, das spürt man«, erwiderte die Diskothekbesitzerin.
    »Wenn es ganz schlimm gekommen wäre, gäbe es jetzt bereits fünf Tote«, sagte French ernst.
    Claudia nickte, ohne zu sprechen.
    »Sie können sich vorstellen, daß uns das stutzig macht«, meinte French.
    »Natürlich«, entgegnete Claudia. »Aber ich kann Ihnen, so leid es mir tut, nicht helfen, Inspektor.«
    »Alle fünf Mädchen hatten mit Ihrem Tanzlokal zu tun-, Ihre Diskothek ist vorläufig der einzige Nenner, den wir finden können.«
    Claudia trank. Dann erwiderte sie: »Es muß reiner Zufall sein, daß die fünf Mädchen mit dem Witch Corner zu tun hatten…«
    »Warum haben Sie die Diskothek ausgerechnet Witch Corner genannt?«
    Claudia zuckte die Achseln. »Mir gefällt der Name. Ihnen nicht?«
    »Aber ja. Er gefällt mir besser als Teufelsschuppen oder so was.«
    Claudia blickte den Inspektor durchdringend an. »Halten Sie mich etwa für eine Hexe?«
    »Sie sehen wie eine aus«, sagte French grinsend.
    Claudia Kent fand das keineswegs amüsant. Schroff fragte sie: »So? Wie hat eine Hexe denn Ihrer Meinung nach auszusehen?«
    »Man liest doch immer von Rothaarigen mit grünen Augen.«
    »Und Sie glauben das?«
    »Nicht als Polizeibeamter. Aber vielleicht privat«, lächelte French. Mit Befremden stellte er fest, wie sehr er Claudia Kent mit diesem Thema aus der Ruhe gebracht hatte. Sie zündete sich hastig eine Zigarette an und rauchte nervös. Witch Corner! Hatte das etwa eine größere Bedeutung als Claudia Kent zugeben wollte?
    »Wir leben im zwanzigsten Jahrhundert, Inspektor«, sagte Claudia frostig. »Man sollte meinen, daß in unserer Zeit der Hexenglaube nichts mehr zu suchen hat.«
    »Diese Dinge sind in uns Menschen tiefer verwurzelt, als wir uns selbst eingestehen wollen«,
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