Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK181 - Der Spinnenmann

GK181 - Der Spinnenmann

Titel: GK181 - Der Spinnenmann
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
wieder nach Hause schicken. Ein paar Tage behalten wir ihn noch zur Beobachtung. Für den Fall, daß es einen Rückfall gibt…« Carram zog seinen weißen Arztmantel an. Er bekam die Knöpfe vor dem Bauch nicht zu. »Nun sieh dir das an«, murmelte er verdrossen. »Ist es ein Wunder, daß ich keine Frau bekommen habe?«
    Wir gingen zu Madison.
    Der Patient telefonierte gerade mit einem Mädchen, das Faye hieß, und das sich offenbar Sorgen um ihn machte. Er sah uns aus den Augenwinkeln eintreten, sagte zu dem Mädchen, es solle die Angelegenheit nicht so tragisch nehmen, er wäre bereits über dem Berg.
    »Wie laufen die Dreharbeiten?« fragte er dann.
    Die Antwort des Mädchens konnten wir natürlich nicht verstehen.
    »Laß dir nur nichts gefallen, Faye!« sagte Madison. »Du bist eine gute Schauspielerin. Wir beide wissen das. Ich küsse dich, mein Liebling.«
    Andy Carram erkundigte sich zuerst nach Madisons Befinden.
    Der Patient wies nach dem Telefon. »Sie haben es ja eben gehört. Ich bin über dem Berg.«
    »Das freut mich, Mr. Madison«, sagte Carram ehrlich erleichtert. Er wies auf mich. »Ich möchte Ihnen Tony Ballard vorstellen. Er ist Privatdetektiv und interessiert sich für das, was Ihnen in der vergangenen Nacht zugestoßen ist.« Madisons Gesicht war blaß. Ganz so über dem Berg, wie er behauptete, schien er noch nicht zu sein. Irgendwo, tief in seinen Knochen, saß immer noch ein Rest von dem erlittenen Schock. Seine ruhelosen Augen prüften mich schnell. Dann wies er auf einen Stuhl. »Bitte setzen Sie sich, Mr. Ballard.«
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    »Wofür bedanken Sie sich?« fragte Madison.
    »Dafür, daß Sie mich nicht weggeschickt haben«, gab ich zurück.
    »Ich bin daran interessiert, daß dieser Bursche gefaßt wird«, sagte Burt Madison. Seine Stimme klang auf einmal heiser.
    Ein Krankenpfleger steckte den Kopf zur Tür herein. Als er Dr. Carram erblickte, seufzte er erleichtert. »Ach, hier sind Sie. Der Mann mit der Magenoperation…«
    »Ich komme«, sagte Andy Carram hastig. Er schaute mich an. »Sehen wir uns noch?«
    »Ich schau beim Weggehen noch schnell bei dir rein«, versprach ich. Dann war Carram draußen. Die Sache, deretwegen der Krankenhelfer meinen Freund gesucht hatte, schien äußerst dringend zu sein. Ich war mit Madison allein.
    »Wer hat Sie engagiert, Mr. Ballard?« wollte Burt Madison wissen.
    »Niemand«, sagte ich wahrheitsgetreu. »Es gibt Fälle, in die hänge ich mich aus purem Interesse hinein. Macht es Ihnen etwas aus, mir haargenau zu schildern, was Sie in der vergangenen Nacht erlebt haben?«
    Unaufhörlich tropfte aus der Infusionsflasche das kreislaufstärkende Mittel in Madisons Ader. »Haargenau«, sagte der Mann tonlos. »Ich will’s versuchen.« Er schloß die Augen, um sich besser erinnern zu können. Er sprach von dieser Party, die er mit Faye besucht hatte, erzählte, wie er sich von dem Mädchen verabschiedet hatte, wie er aus dem Taxi gestiegen war und den Vauxhall Park durchqueren wollte.
    Ich hörte ihm gespannt zu, ohne ihn ein einzigesmal zu unterbrechen. Sein Atem ging schneller. Die bleichen Wangen bekamen allmählich Farbe.
    »Ich fühlte, daß mir jemand folgte, daß ich ununterbrochen beobachtet wurde. Panik befiel mich. Der Nebel, die Dunkelheit, alles war so entsetzlich unheimlich. Ich rannte, so schnell ich konnte, und dieser Kerl trieb mich genau auf das verfluchte Netz zu, in dem ich mich dann verfing.«
    »Konnten Sie den Mann sehen?« fragte ich Madison.
    »Es war stockdunkel.«
    »Aber es war ein Mann, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wissen Sie das genau? Es war doch dunkel. Kann es nicht auch eine Frau in Männerkleidung gewesen sein?«
    »Nein, das halte ich für ausgeschlossen. Es war ein Mann. Ich sah, wie er sich bewegte. Er schlich durch den Nebel. Es war ein Mann, Mr. Ballard. Aber fragen Sie mich nicht nach seinem Gesicht. Er hatte keines. Jedenfalls konnte ich keines sehen…«
    »Sie rannten in das Netz…«
    »Ja. Und ich kam davon nicht wieder los. Haben Sie schon mal eine Fliege in ’nem Spinnennetz hängen gesehen? Genauso erging es mir. Ich verstrickte mich in diesen Fäden immer mehr. Bald konnte ich nicht einmal mehr den Kopf wenden.«
    Ich saß auf dem weißen Stuhl, beugte mich nun etwas vor und fragte: »Wie groß war der Mann, Mr. Madison?«
    »Er hatte etwa Ihre Größe, war auch ungefähr so gebaut wie Sie… glaube ich. Ich stand Todesängste aus.«
    »Weshalb?«
    »Na hören Sie, Sie machen mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher