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GK181 - Der Spinnenmann

GK181 - Der Spinnenmann

Titel: GK181 - Der Spinnenmann
Autoren: A.F.Morland
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Tiefgarageneinfahrt. Seit einigen Tagen war das Scherengitter defekt. Sardo hatte dafür gesorgt, und das Gitter, das die Einfahrt absperren sollte, war noch nicht repariert worden.
    Der Spinnenmann grinste zufrieden. Sein Plan würde von A bis Z klappen.
    Lautlos huschte er zur Tiefgarage hinunter. Der Geruch von Öl und Benzin legte sich auf seine Lungen.
    Er kam an einem Wagen vorbei, dessen langsam erkaltende Motorhaube geisterhaft knackte.
    Wieselflink eilte Sardo auf den Fahrstuhl zu.
    Plötzlich flammte die Etagenanzeige auf. Der Fahrstuhl befand sich im 13. Stock. Jemand hatte ihn bestiegen. Schon setzte sich der Lift in Bewegung. Sardo schaute sich rasch um und versteckte sich dann hinter einem massiven Rundpfeiler.
    Die Fahrstuhlkabine kam an.
    Ein Mädchen und ein junger Mann betraten die Tiefgarage. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie kicherte, blieb stehen, wandte sich ihm zu, wippte auf die Zehenspitzen und küßte ihn auf den Mund. Er legte einen Arm um ihre Taille. »Schade, daß du nach Hause mußt«, sagte er bedauernd.
    »Wir müssen uns mit dem begnügen, was gestattet ist«, sagte das Mädchen. »Ist es nicht eine ganze Menge?«
    »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch«, sagte das blonde Mädchen. »Und es war bei dir heute abend wunderschön. Du hast mich sehr, sehr glücklich gemacht, Phil.«
    »Es wär’ so schön gewesen, danach liegenzubleiben… du in meinem Arm…«
    »Meine Eltern würden mich mit Hausarrest bestrafen, wenn ich über Nacht von zu Hause wegbliebe.«
    Phil grinste. »Wenn deine Eltern wüßten…«
    »Gottlob wissen sie es nicht«, sagte das Mädchen. Phil brachte sie zu seinem Roadster. Sie fuhren davon.
    Clips Sardo kam hinter dem Rundpfeiler hervor. Schnell betrat er den Lift und fuhr bis zum 15. Stock hoch.
    Da drückte er vorsichtig das Korridorfenster auf. Mit finsterer Miene schaute er in die Tiefe. Seine Züge wurden hart. Sie sahen aus, als wären sie aus Stein gemeißelt.
    Schweiß trat auf seine Stirn. Ein Zeichen, daß er sich nun geistig stark anstrengte. Und plötzlich, fast schlagartig, setzte die Verwandlung ein…
    ***
    Sardos Arme waren rabenschwarz geworden. Aus der dichten Behaarung ragten in häutigen Gruben angesetzte Becherhaare. Mit diesen Hörhaaren nahm er selbst feinste Luftbewegungen noch differenziert wahr, wie sie beispielsweise bei der Ausbreitung von Schallwellen entstehen. An seinen Händen hatten sich hohe Beulen gebildet. Es waren Spinnwarzen. Knapp darunter lagen die leistungsstarken Spinndrüsen, die es dem Spinnenmann möglich machten, Fäden zu produzieren. Jede einzelne Spinndrüse mündete in einer eigenen Spinnspule. Schon kroch Clips Sardo aus dem Fenster. Lautlos seilte er sich an den selbstproduzierten Fäden ab. Vier Etagen tiefer lag sein Ziel. Er hing an den widerstandsfähigen Fäden. Vor ihm lag die Nische einer Loggia. Mit einem geschmeidigen Sprung überwand der Spinnenmann die Brüstung. Er ging in die Hocke und verharrte kurze Zeit in dieser Stellung.
    In der Acht-Zimmer-Wohnung, der sein nächtlicher Besuch galt, herrschte absolute Stille.
    Sardo zog ein Messer aus der Tasche. Er machte sich kurz an der Loggiatür zu schaffen. Wenige Augenblicke später trat er in ein gediegen eingerichtetes Wohnzimmer.
    Der Spinnenmann befand sich in der Wohnung von Lorie und Harry Sulzman. Lorie Sulzman stand mehreren Wohltätigkeitsvereinen vor. Ihr Mann Harry gehörte einem kleinen Kreis von Londoner Großindustriellen an. Das Ehepaar Sulzman besaß in der Nähe von Kensington ein prachtvolles Landhaus. Ihre Acht-Zimmer-Wohnung benützten sie nur dann, wenn Harry Sulzman von dringenden Geschäften in London festgenagelt wurde.
    Clips Sardo befand sich zum erstenmal hier, und doch schien er sich vortrefflich in der Industriellenwohnung auszukennen. Der Spinnenmann rief sich eine Reportage in Erinnerung, die vor einigen Wochen in einer britischen Illustrierten erschienen war. Ihr Thema war gewesen: Wie wohnen Großindustrielle? Jede Woche nahm sich die Zeitschrift einen anderen Manager vor. Und einer in dieser illustren Reihe war Harry Sulzman samt Gemahlin gewesen.
    Prachtvolle Farbfotos waren von den acht Räumen gebracht worden. Dazu hatte die Zeitschrift einen Grundriß der Wohnung veröffentlicht. Deshalb wußte Sardo nun haargenau, wo sich das Schlafzimmer des Ehepaares befand, wo Harry Sulzmans Arbeitszimmer lag, wo es ins Speisezimmer ging und so fort…
    Auf Zehenspitzen durcheilte der Spinnenmann den großzügig
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