Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GK170 - Die mordenden Bilder

GK170 - Die mordenden Bilder

Titel: GK170 - Die mordenden Bilder
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
ich plötzlich Mrs. Black rufen.«
    »Was hat sie gerufen?«, wollte ich wissen.
    »Sie rief meinen Namen. Und sie rief um Hilfe. Sie schrie, ich solle ihr helfen. Ich trat sofort aus meinem Zimmer. Mrs. Black lief durch die Halle und auf die Treppe zu.«
    »Wurde sie verfolgt?«
    »Ich konnte niemanden sehen«, antwortete der Butler. »Deshalb habe ich auch nichts unternommen. Sie eilte die Treppe hoch, war allein, schrie aber um Hilfe und schien schreckliche Angst zu haben. Sie rief: ›Er will mich umbringen.‹«
    »Wer?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung, Sir.«
    »Sie haben trotz ihres verzweifelten Flehens nichts unternommen?«
    »Ich sah keine Veranlassung dafür, Mr. Ballard. Mein Gott, ich konnte doch nicht ahnen… Es war ja niemand zu sehen. Mir schien, als wäre Mrs. Blacks Geist verwirrt. Aber dann, als ihr Todesschrei durchs Haus gellte …« Der Butler schaute mich hilflos an. »Sind Sie der Meinung, dass ich ihr hätte helfen können, Mr. Ballard? Hätte ich sie vor diesem Ende bewahren können?«
    Mir fiel Barry Gibbson ein. Er war mit Freunden zusammen gewesen, und doch hatte niemand seinen Tod verhindern können. Deshalb sagte ich nicht nur, um das Gewissen des Butlers zu beruhigen, sondern aus voller Überzeugung: »Nein, Terence. Sie hätten Mrs. Black nicht retten können.«
    Ross atmete sichtlich erleichtert auf. Ein schwerer Stein fiel von seinem Herzen. Nora Black hatte sich in seiner Obhut befunden. Er fühlte sich für sie verantwortlich. M. G. Black hatte sie ihm anvertraut. Und nun lebte sie nicht mehr, war nach einem Anfall von Sinnesverwirrung gestorben.
    »Wo befand sich Mrs. Black, bevor sie um Hilfe zu rufen anfing?«, erkundigte ich mich.
    »Im Salon«, antwortete der Butler.
    »Wissen Sie, was sie da machte?«
    »Ja«, sagte Terence mit belegter Stimme. »Sie hat sich ein paar Dias angesehen.«
    Ich schaute Mr. Silver erschrocken an. Mein Freund nickte.
    Die Dias lösten den nächsten Alarm in uns aus.
    ***
    Ich verlangte von Terence, er möge die Vorhänge zur Seite ziehen und die Fensterläden öffnen. Der Butler kam meinem Wunsch unverzüglich nach. Fast schlagartig wurde es taghell im Salon.
    Ich hob den Vorführapparat auf und stellte fest, dass die Halogenlampe kaputt war. Mein Interesse galt dem Lichtbild, das im Projektor steckte. Vorsichtig nahm ich es heraus.
    Der Film war leer. Genau wie bei Gibbson.
    Ich presste wütend die Kiefer aufeinander. Ich war sicher, dass es auf diesem Film irgendetwas zu sehen gab. Aber ich wusste nicht, was es war. Und es war mir nicht möglich, durchzusetzen, dass dieses verfluchte magische Bild sichtbar wurde.
    Terence stand nervös abseits. »Was ist mit dem Diapositiv?«
    Ich hielt den Rahmen hoch. »Das hier ist Schuld an Mrs. Blacks Tod!«
    »O Gott, wie ist denn das möglich?«, fragte Terence vollkommen verwirrt.
    Ich hätte ihm nun umständlich erklären können, dass es auf dieser Welt leider nicht nur sichtbare Gefahren gibt. Dinge, die wir Menschen anfassen und danach mit unserem Verstand begreifen können. Viel gefährlicher sind für uns jene unsichtbaren Gefahren, die immer und überall über uns herfallen können. Kräfte aus dem Reich des Bösen. Dinge, die noch nicht einmal einen Namen haben, weil kein Mensch sie jemals entdeckt hat.
    Ich hätte dem Butler von den üblen Gemeinheiten erzählen müssen, die sich unsere größten Feinde, die Dämonen, immer wieder einfallen lassen. Diese Geschöpfe aus dem Schattenreich sind in ihrer Erfindungsgabe schier unerschöpflich. Und es gibt keinen Menschen, der die Geheimnisse des Bösen jemals ganz erforschen könnte.
    Ich hätte Terence so vieles erklären müssen, um ihm begreiflich zu machen, wie ohnmächtig wir manchmal den Kräften der Unterwelt gegenüberstanden. Doch es reichte die Zeit nicht dazu.
    »Darf ich mal sehen?«, fragte Mr. Silver mit grollender Stimme.
    Seine silbernen Brauen waren zusammengezogen. Er streckte die Hand nach dem Bilderrähmchen aus.
    »Sei diesmal bitte vorsichtiger«, warnte ich meinen Freund.
    Er nickte stumm und nahm den Rahmen entgegen.
    Doch alle Vorsicht nützte nichts. Sobald das magische Siegel durch Silvers geistige Kraft verletzt war, zerstörte sich das Bild sofort wieder von selbst.
    Ich atmete kräftig durch und unterdrückte nur mit Mühe den langen Fluch, den ich leidenschaftlich herausschreien wollte.
    »Himmel, was soll nun geschehen?«, fragte mich Terence mit zitternder Stimme.
    »Rufen Sie den Hausarzt an«, riet ich dem Butler.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher