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GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

Titel: GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand
Autoren: Jason Dark
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sein Beileid aus.
    Lady Parson nickte.
    Lord Parson war hinter ihr stehengeblieben, auch er nahm die Beileidswünsche des Pfarrers entgegen.
    Dann betrat er nach seiner Frau die Leichenhalle.
    Obwohl er sich für abgebrüht hielt, konnte er doch nicht vermeiden, daß ihm ein Schauer über den Rücken lief, als er den Sarg auf dem kleinen Podest stehen sah.
    Es war ein schwerer Eichensarg, mit schmiedeeisernen Beschlägen und Griffen. Eingerahmt war er von vier brennenden Kerzen, die das Symbol des Ewigen Lichts verdeutlichten. An den kahlen weißgrün getönten Wänden brannten noch zwei kleine Wandlampen, die jedoch kaum Helligkeit verbreiteten.
    Im rechten Winkel zum Sarg standen die Bänke. Auf Wunsch des Lords war die Leichenhalle nicht geschmückt worden. Es gab weder Buchsbäume, noch kleinere Rhododendronbüsche.
    Der Lord und seine Frau nahmen in der ersten Reihe Platz. Neben ihnen Doc Rainford und der Konstabler.
    Stumm und mit blassen Gesichtern schoben sich die übrigen Trauergäste in die Leichenhalle. Die Menschen versuchten möglichst leise zu sein, und es herrschte eine makabre Stille.
    Die Luft war kaum zu atmen. Es roch feucht und nach Mottenpulver. Zahlreiche Menschen hatten ihre alte eingemottete Trauerkleidung hervorgeholt.
    Niemand weinte.
    Nicht alle hatten einen Platz bekommen. Als der Pfarrer die Tür schloß, mußte etwa die Hälfte der Dorfbewohner stehen.
    Dann begann die Trauerfeier.
    Der Geistliche hielt eine Rede. Er sprach über die Jugend des Toten, und daß es eine Fügung Gottes gewesen wäre, der dieses junge Leben zu sich in sein Reich genommen habe.
    Lord Parson hörte gar nicht hin.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete er seine Frau, die steif auf der Stuhlkante saß. Der Lord konnte einen schrägen Blick hinter den Schleier ergattern, und er sah, daß das Gesicht seiner Frau verzerrt war.
    Dem Lord schauderte.
    Welche Gedanken mochten in ihrem Hirn toben?
    Avereil Parson wünschte sich, daß alles schon vorbei wäre, doch der Pfarrer bewies Ausdauer und zog die Trauerfeier fast eine Stunde lang hin.
    Dann endlich kamen die Sargträger.
    Es waren vier kräftige Männer aus dem Dorf. Gemeinsam hoben sie den Sarg an.
    Langsam setzten sie sich in Bewegung. Der Sarg sollte bis zur Gruft getragen werden, so war es ausgemacht.
    Der Lord und seine Gattin standen ebenfalls auf. Averell Parson wollte seiner Frau den Arm reichen, doch sie wehrte ab. Ließ es jedoch geschehen, daß der Butler an ihrer rechten Seite ging und den Schirm aufspannte.
    Hinter Lord und Lady Parson formierten sich die Trauergäste. Füße scharrten, Worte wurden geflüstert. Alles war so unwirklich, und Lord Parson hatte das Gefühl, daß ein ihm völlig Fremder im Sarg lag.
    Direkt vor ihm ging der Pfarrer. Er trug jetzt einen Regenumhang, der vor Nässe glänzte.
    Die Familiengruft der Parsons lag an einem kleinen Seitenweg. Sie war ziemlich groß und von einer kniehohen Mauer aus Bruchsteinen umgeben.
    Hier lagen Lord Parsons Eltern. Er hatte sich innerlich dagegen gesträubt, daß der Junge in der Familiengruft beigesetzt wurde, aber um den Schein zu wahren, mußte er nachgeben.
    Das Grab war schon geschaufelt worden.
    Bretter verdeckten die Öffnung.
    Die vier Träger entfernten die Bretter, nahmen die bereitliegenden Seile und ließen den Sarg in die Tiefe.
    Schweigen.
    Kaum jemand wagte zu atmen.
    Nur der Regen rauschte zur Erde oder klopfte auf den straff gespannten Stoff der Schirme.
    Die Sargträger verneigten sich, traten zurück und machten so dem Pfarrer Platz. Sie würden nachher noch die Kränze auf den frisch aufgeworfenen Grabhügel schichten.
    Wieder hielt der Pfarrer eine Rede. Er nahm sein mit Weihwasser gefülltes Gefäß und bespritzte von oben herab den Sargdeckel.
    Da erklang der Schrei!
    Es war mehr ein Stöhnen, so als würde ein Mensch unter unsagbaren Schmerzen leiden.
    Und das Stöhnen war aus dem Sarg gekommen.
    Irritiert wandte sich der Pfarrer um. Der Arm mit dem Weihwassergefäß sank herab.
    »Ich – ich… haben Sie das auch gehört?« wandte er sich an Lord und Lady Parson.
    Ehe der Lord antworten konnte, sagte seine Frau: »Nein, Herr Pfarrer, ich habe nichts gehört!«
    »Tja, dann…« Der Pfarrer hob die Schultern. »Dann muß ich mich wohl getäuscht haben.« Er warf noch einen scheuen Blick auf den Sarg und sah dann die Menschen an, die hinter den beiden Adeligen standen.
    Auch einige von ihnen hatten den schrecklichen Laut gehört. Ratlosigkeit und Angst stand auf ihren
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