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GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

Titel: GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand
Autoren: Jason Dark
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Gesichtern geschrieben.
    Der Pfarrer kam noch seiner Pflicht nach und reichte Lady Parson die Hand. Er sagte ein paar tröstende Worte, und dann war der Lord an der Reihe.
    Anschließend trat Lady Parson vor, faßte nach der im Lehm steckenden Schaufel und ließ Erde auf den Sargdeckel fallen. Es polterte dumpf, und nur Averell Parson hörte die Worte, die seine Frau sprach.
    »Du wirst es ihnen zeigen, Ritchie«, flüsterte Dorothy Parson. »Ich weiß, daß dir der Teufel hilft!«
    Dann drehte sie sich abrupt um, bahnte sich eine Gasse durch die Trauergäste und lief dem Ausgang des Friedhofs entgegen. Verständnislose Blicke folgten ihr.
    Lord Parson stieß seinen Butler an. »Gehen Sie auch«, sagte er leise.
    Der Butler verschwand.
    Lord Parson blieb noch. Mit weiterhin unbewegtem Gesichtsausdruck nahm er die Beileidbekundungen entgegen. Niemand sah ihm an, daß hinter seiner Stirn die Gedanken tobten.
    Nur langsam löste sich die Menschenansammlung auf. Lord Parson ging als letzter. Er hatte den Kopf gesenkt, die Lippen bildeten nur einen schmalen Strich.
    Als er neben sich Schritte hörte, blieb er stehen.
    Doc Rainford kam auf ihn zu. Der Arzt trug ebenfalls einen Zylinder und einen altmodischen schwarzen Mantel. Sehr ernst blickte er den Lord an.
    »Haben Sie es auch gehört?« fragte er.
    »Was?«
    »Das Geräusch. Ich stand direkt hinter Ihnen, Sir. Es ist aus dem Sarg gekommen.«
    Der Lord versuchte ein Lächeln, das allerdings sehr schnell zerfaserte. »Tut mir leid, Doc, da müssen Sie sich geirrt haben.«
    Entschieden schüttelte Rainford den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht, Sir.«
    Lord Parson legte dem Arzt die Hand auf die rechte Schulter. Die beiden Männer standen unter den Zweigen einer alten Trauerweide, die einen Teil des Regens abhielten.
    »Es war nichts, Doc, glauben Sie mir«, sagte er mit eindringlicher Stimme. »Und nun tun Sie mir einen Gefallen, und lassen Sie mich allein.«
    »Natürlich, Sir.«
    Der Lord nickte dem Arzt noch einmal zu und näherte sich dann mit raschen Schritten seinem Wagen, in dessen Fond Lady Parson schon auf ihren Mann wartete.
    Sie sahen beide nicht, wie sich die Lippen des Arztes bewegten und er sagte: »Das ist Teufelswerk.«
    ***
    Die vier Sargträger hatten sich, als ihre erste Aufgabe beendet war, etwas abseits aufgehalten. Das Wetter war unfreundlich, es war naßkalt, und da half eigentlich nur eins.
    Ein Schluck aus der Flasche.
    Jeder von den Männern hatte eine Taschenflasche mit Whisky eingesteckt. Der Lord hatte pro Mann zehn Pfund locker gemacht, und da konnte man sich schon einen guten Schluck erlauben.
    Es war nicht der beste Whisky, und als die Beerdigung vorbei war, befand sich auch kein Tropfen mehr in den Flaschen.
    »Nachschub ist nicht drin«, meinte der kräftigste der Männer. Er ging einige Schritte vor und bog ein paar Zweige zur Seite, so daß er die Gruft sehen konnte.
    Er reckte den Hals und winkte seinen Kollegen. »Sie verschwinden gerade«, meinte er. »Los, wir schaufeln das Grab zu, werfen die Kränze drauf, und dann nichts als zu Willy’s Inn. Den richtigen Vorgeschmack habe ich schon.«
    Die anderen lachten. Sie warteten noch einige Minuten und holten dann die vier Schaufeln, die sie an einen Baumstamm gelehnt hatten. Unter den Schuhsohlen der Männer klebte der Dreck. Die billige Kleidung begann jetzt schon einzulaufen. Die Leute waren wirklich nicht zu beneiden.
    Dann standen sie vor dem offenen Grab.
    Sie arbeiteten schnell und routiniert. Sie hatten es eilig, in den Pub zu kommen.
    Schaufel für Schaufel fiel der schwere Lehm in die Grube.
    Trotz des kühlen Wetters gerieten die Männer ins Schwitzen. Bald schon dampfte ihre Kleidung, und die Flüche, die die Männer ausstießen, waren auch nicht gerade salonfähig.
    Einer schleppte inzwischen die Kränze heran, obwohl der Sarg noch nicht einmal völlig mit Lehm bedeckt war.
    »He, seht doch mal her«, rief der Mann.
    Die anderen drei ließen die Schaufeln fallen.
    »Was ist denn?«
    »Hier, dieser Kranz!«
    »Und?«
    »Lies mal, was auf der Schleife steht.«
    Die drei Arbeiter bückten sich und begannen Buchstabe für Buchstabe die Worte zu entziffern.
    AUF EIN SCHNELLES WIEDERSEHEN, MEIN GELIEBTER SOHN! DEINE MUTTER!
    Die vier Arbeiter sahen sich an. Schließlich meinte einer: »Wer schreibt denn so was auf eine Schleife?«
    »Adelige sind eben verrückter als normale Menschen«, wurde er von seinem Kollegen belehrt.
    »Trotzdem, solch ein Spruch…«
    Der Mann stockte
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