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GK0001 - Die Nacht des Hexers

GK0001 - Die Nacht des Hexers

Titel: GK0001 - Die Nacht des Hexers
Autoren: Jason Dark
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übriggeblieben.«
    Konstabler Jones winkte ab. Er nannte sich selbst einen Realisten, hatte sich immer von den Spinnereien der Dorfbewohner ferngehalten. Für ihn war der Fall klar. Ronald Winston hatte in einem plötzlichen Anfall seine Frau und seinen Sohn erwürgt. Aber andererseits hätte man Hautreste unter seinen Fingernägeln finden müssen. Und die waren nicht vorhanden. Der Polizeibeamte hatte sich Winstons Hände genau angesehen. Na ja, die Mordkommission würde bestimmt mehr herausfinden.
    »Sie bleiben vorläufig hier in der Küche«, sagte Konstabler Jones und verließ den Raum.
    Winston nickte schwach. Aus dunklen Augen sah er dem Beamten nach.
    Die beiden Leichen waren inzwischen weggebracht worden. Man wollte sie bis zum Eintreffen der Mordkommission in dem Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr aufbahren.
    Konstabler Jones zündete sich eine von den selbstgedrehten Zigaretten an. Genußvoll sog er den Rauch ein. Je mehr er über den Fall nachdachte, um so unsicherer wurde er. Verdammt, er kannte Ronald Winston schon einige Jahre, und um einen Mord zu begehen, dazu war der Mann bestimmt nicht fähig. Doch wer konnte schon in die Seele eines Menschen blicken?
    Trotzdem, eine Chance wollte Jones dem unglücklichen Mann geben. Der Beamte ging wieder zurück in die. Küche.
    Ronald Winston hockte immer noch wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl. Mit gläsernen Augen starrte er auf die Asche.
    »Das war sie«, flüsterte er kaum hörbar. »Das war Mary, meine Tochter. Ich mußte sie erschlagen. Mit dem Beil…«
    Konstabler Jones bekam eine Gänsehaut bei dem Worten. Unwillkürlich starrte er das schwere Werkzeug in der Ecke an. Aber er entdeckte keine Blutspritzer daran.
    Fängst du auch schon an zu spinnen? dachte er.
    Der Beamte gab sich einen Ruck. Er legte seine riesige Pranke auf Winstons Schulter und sagte: »Kommen Sie mit, Winston.«
    Ronald Winston hatte seine Worte gar nicht verstanden. Statt dessen fragte er: »Wo ist Jenny?«
    »Sie ist in guter Obhut. Bei Schwester Elisabeth.«
    Winston nickte automatisch. »Wie spät ist es?«
    »Sechs Uhr morgens.«
    »Mein Gott. Schon so spät. Ich muß mich beeilen. Heute ist Marys Beerdigung. Ich…«
    Ronald Winston war ganz verwirrt. Der Schock hatte ihn zu sehr getroffen.
    Mit einer verzweifelten Geste griff er sich an den Kopf. »Wo ist meine Frau?«
    Konstabler Jones atmete tief aus. Dieser Mann hatte den Verstand verloren. Er warf alles durcheinander.
    Winston sah den Beamten aus großen Augen an. »Ich habe meine Frau nicht umgebracht, nein. Ich war es doch nicht. Sie müssen mir glauben.«
    Jones wischte sich den Schweiß von der Stirn. Teufel nochmal, das war eine verfluchte Situation. Dann fiel ihm wieder ein, was er vorhin gesagt hatte.
    »Bitte, kommen Sie mit, Mr. Winston.«
    »Wohin denn?«
    »Zum Friedhof. Dort können wir ja sehen, ob Sie recht gehabt haben.«
    »Wieso?«
    »Das erkläre ich Ihnen dann.«
    Eine Minute später traten die beiden Männer hinaus in die kühle Morgenluft. Im Osten wurde es langsam hell.
    Neugierige Dorfbewohner hatten sich vor Winstons Haus versammelt. Das Geschehen hatte sich in Windeseile herumgesprochen. Kalte, mitleidlose Augen starrten Ronald Winston an. Ein Mann spuckte ihm vor die Füße und sagte: »Mörder.«
    Winston zuckte zusammen. Fröstelnd zog er seine Jacke über die Schultern.
    Konstabler Jones stellte sich breibeinig vor die schweigende Menge. Er wurde in diesem Dorf anerkannt. Mit seinem quadratischen Schädel, dem willigen Blondhaar, dem sichelförmigen Schnurrbart und seiner gewaltigen Leibesfülle wirkte er wie der Prototyp einer Respektsperson. Die Uniform tat ihr übriges.
    »Geht nach Hause, Leute«, rief er mit Stentorstimme. »Hier gibt es nichts zu sehen. Los, verschwindet!«
    Und tatsächlich, die Menge löste sich auf.
    Konstabler Jones grinste zufrieden. Er wandte sich wieder an Ronald Winston. »Gehen wir.«
    Bis zum Friedhof mußten sie etwa zehn Minuten laufen. Ronald Winston sagte während der Zeit kein einziges Wort. Er hatte den Blick gesenkt und schlurfte neben dem Beamten her.
    Der Konstabler runzelte die Stirn als er das offene Friedhofstor betrachtete. Hatte der alte Kinny vergessen abzuschließen? Wahrscheinlich war er mal wieder betrunken gewesen.
    Konstabler Jones zuckte die Achseln und betrat das Friedhofsgelände.
    Ronald Winston folgte ihm. Allerdings nur zögernd. Er schien vor irgend etwas Angst zu haben.
    »Nun kommen Sie schon, Mr. Winston«, drängte der
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