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GK0001 - Die Nacht des Hexers

GK0001 - Die Nacht des Hexers

Titel: GK0001 - Die Nacht des Hexers
Autoren: Jason Dark
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halbgeöffnetem Mund und krallenartig ausgestreckten Händen wartete Professor Orgow.
    Die Taschenlampe in seiner Rechten zitterte.
    Nur stückweise ruckte der Sargdeckel zur Seite. Aber schließlich hatten es die Männer geschafft.
    Der Sarg war offen!
    Ein schwerer Seufzer kam aus der Kehle des Professors, als er hineinblickte.
    Ja, da lag sie.
    Mary. Kaum zwanzig Jahre alt geworden. Gestorben vor drei Tagen an einem Herzversagen.
    Noch im Tod sah das Mädchen wunderschön aus. Das schwarze lockige Haar umrahmte das bleiche Gesicht wie ein Vlies. Das Totenhemd war aus reiner Seide und die Innenverkleidung des Sarges aus dunkelrotem Samt.
    Mary hatte die Hände über der Brust gefaltet. Sacht strich Professor Orgow mit seinen Knochenfingern darüber.
    »Bald wirst du wieder leben, Mary«, flüsterte er. »Ich verspreche es dir. Aber erst mußt du mit uns kommen. Wir bringen dich in das Schloß. Dort wirst du erlöst.«
    Professor Orgows Gesicht zuckte und spiegelte seine innere Erregung wider.
    »Was ist denn hier los?« ertönte plötzlich eine Stimme von der Tür her.
    Der Professor und seine beiden Gehilfen ruckten herum.
    In der Halle stand ein alter Mann. Der Friedhofswärter. Er hielt ein Windlicht in der rechten Hand. Der flackernde Schein der Kerze brach sich an den Wänden und warf lange Schatten auf den. Boden.
    Langsam ging Professor Orgow auf den Friedhofswärter zu. Der alte Mann wich zitternd zurück.
    Undefinierbare Laute drangen aus seinem zahnlosen Mund.
    »Tötet ihn!« schrie Orgow plötzlich. Seine knochige Hand schoß vor wie ein Pfeil.
    Die beiden Gehilfen setzten sich in Bewegung. Noch immer hielten sie die Stemmeisen in der Hand.
    Der alte Mann stand vor Schreck wie angewachsen. Er begriff die tödliche Gefahr einfach noch nicht.
    Und als er es merkte, war es zu spät.
    Die beiden Männer rissen ihre Waffen hoch…
    Der Wächter taumelte rückwärts – und stürzte zu Boden. Im Nu waren die Unheimlichen über ihm.
    Als sie sich wieder aufrichteten, lag der alte Mann tot in einer Blutlache auf dem Boden. Sein Leben war genauso verlöscht wie die Kerze des Windlichts.
    »Er hätte uns nicht stören dürfen«, sagte Professor Orgow dumpf.
    Dann wandte er sich wieder an seine beiden Gehilfen. »Hebt die Tote aus dem Sarg.«
    Wie zwei Roboter kamen sie dem Befehl nach.
    »Geht nicht zu rauh mit ihr um«, flüsterte Orgow.
    Sacht hoben die Mörder Mary hoch.
    »Jetzt schnell zum Wagen«, flüsterte Orgow.
    Die drei Männer verließen mit der Toten die Leichenhalle.
    Mittlerweile war der Nebel noch dichter geworden. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
    Professor Orgow ging als letzter.
    Vor einer Familiengruft blieb er kurz stehen. Langsam streckte er die rechte Hand aus.
    »Auch ihr werdet wiederkommen«, flüsterte er. »Ihr werdet eure Särge verlassen. Der Satan selbst wird euch ins Leben zurückholen. Schon bald werden sich überall die Gräber öffnen. Schon bald…«
    Der Professor wandte sich ab. Leise vor sich hin murmelnd folgte er seinen Gehilfen.
    Sie hatten den Lieferwagen schon erreicht und waren gerade dabei, das tote Mädchen auf die Ladefläche zu hieven.
    Der Professor setzte sich wieder hinter das Steuer. Als er den Motor anließ, glühte in seinen Augen ein satanisches Feuer…
    ***
    Das Schloß hieß Manor Castle und war vor über fünfhundert Jahren erbaut worden. Wie eine düstere Drohung stand es zwischen den vom Wind blankgefegten Klippen und Felsen.
    Die abergläubischen Bewohner der umliegenden Küstendörfer mieden das Schloß. Seit Jahrhunderten ging schon das Gerücht um, daß es auf Manor Castle spuken solle.
    Professor Orgow hatte das Schloß vor fast zwei Jahren zu einem Spottpreis erworben. Er hatte sich im Keller ein Labor eingerichtet und beschäftigte sich dort ausschließlich mit seinen Forschungen.
    Der Lieferwagen ächzte und rappelte, als er sich den schmalen Weg zum Schloß hinaufquälte. Der Nebel hatte sich etwas verzogen, und so war die Sicht relativ gut.
    Das uralte Eingangstor stand offen. Knarrend schwang es im leichten Wind. Der große Innenhof war mit unebenem Kopfsteinpflaster bedeckt. Unkraut wucherte zwischen den Ritzen.
    Blubbernd stoppte der Wagen. Orgow löschte die Scheinwerfer. Dann stieg er aus dem Wagen.
    Totale Finsternis hatte sich über das Schloß gelegt. Wind war plötzlich aufgekommen. Er pfiff und heulte, trieb schwere Wolken vor sich her und verfing sich in den Ecken und Türmen des Schlosses.
    Professor Orgow knipste wieder
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