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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert
Autoren: John M. Cusick
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des Direktors, »junge Menschen auf den modernen virtuellen Arbeitsplatz vorzubereiten«.
    Die Schule war nach dem heiligen Sebastian benannt, der angeblich einen Beschuss mit tausend Pfeilen überlebt hatte. Manchmal fühlte sich Charlie ihm seelenverwandt.
    »Charlie Freak im Anmarsch.«
    »Hey, da ist ja Mr Magoo! Hallo, Magoo!«
    »Spasti-Charlie. Hast du die Brille da ’ner alten Dame abgeknöpft oder was?«
    Charlie Nuvola war seltsam. Er sah seltsam aus; er benahm sich seltsam; er interessierte sich für seltsame Dinge. Und am schlimmsten war, dass er anscheinend nicht merkte oder sich nicht darum scherte, wie seltsam ihn alle anderen fanden.
    Charlie war ein Frühzünder. Im Sommer nach der achten Klasse machten sich stachlige, fettige Haare auf seiner Oberlippe breit, und zu Beginn der neunten Klasse überragte er als langer Schlacks seine Klassenkameraden. Von seiner Mutter hatte Charlie eine krause Masse dunkler Haare geerbt, die sich wie eine Sturmwolke auftürmten, wenn er sich vorbeugte und mit seinem Brummbass eine faszinierende Artischockensorte beschrieb, die soeben in Guam entdeckt worden war.
    Beim Mittagessen saß Charlie allein und las die neueste Ausgabe von Botanica oder einen seiner abgegriffenen Danny-Houston-Romane (eine Serie aus den Sechzigern über einen verwegenen Jungen, der von einem Hubschrauber aus Verbrechen löste). Die Jungs vom Nachbartisch wetteiferten darin, wer es schaffte, die meisten Pommes in Charlies Haaren zu landen, bevor er sie geistesabwesend wegwischte. David Sun war amtierender Meister.
    Der Einzige, der Charlie freundlich entgegentrat, war Trainer Brackage, der das armselige Basketballteam der Schule leitete. Charlie wurde für eine Saison angeworben, allerdings waren seine Würfe, auch wenn er groß war, unkontrolliert und halbherzig.
    »Konzentrier dich, Junge!«, brüllte der Trainer. »Lass die Augen oben! Und lauf nicht, als würdest du Schwimmflossen tragen, Himmel, Arsch und Wolkenbruch!«
    Als die Basketballsaison vorüber war, freute sich Charlie, dass er seine Nachmittage wieder für sich hatte. Er lief gerne den von Brombeergestrüpp flankierten Weg hinter der Schule entlang, weg von dem grellen Parkplatz, wo David Sun und seine Freunde halb aus ihren Autos heraushingen und Musik aus den protzigen Kugellautsprechern dröhnte. Der Weg führte in den Wald. Dorthin passte Charlie. Er setzte seine großen Füße mühelos zwischen Felsen und knorrige Baumwurzeln, und das Geäst fing gerade so hoch an, dass er darunter hindurchgehen konnte, ohne sich zu bücken. Die schwerfällige Biene, unter der sich die Lilie beugte, das träge Glitzern einer sonnenbeschienenen Stelle, wenn eine Wolke darüber hinwegzog, das ferne Summen von Libellenflügeln – jeder Zweig, jeder Käfer und Kieselstein, alles war in einem großen Plan miteinander verbunden. Das war Charlies Utopie: eine Welt ohne Menschen.
    David Sun folgte seinem Instinkt, wenn es um soziale Anpassung ging. Er hatte zwei beste Freunde, John Pigeon (genannt Clay) und Artie Stubb. Clay, Artie und David hatten seit dem sechsten Schuljahr zusammengesessen. Die Reihe wechselte zwar von Semester zu Semester, aber die Pigeon-Stubb-Sun-Phalanx selbst wurde nie gebrochen. Die Ankunft von Charlie Nuvola und einem weiteren Jungen, Paul Lampwick, im neunten Schuljahr drohte Clay allein hinter der zweiten Reihe stranden zu lassen, aber ein Umsetzen in letzter Minute stellte die natürliche Ordnung wieder her. Trotzdem mochte das Trio Nuvola und Lampwick nicht, denn beide waren keine Stammschüler, sondern mit einem Stipendium für Bedürftige auf die Saint Seb gekommen. David, dessen Vaters Bildschirme auf jedem Arbeitstisch im Gebäude thronten, verachtete Stipendiaten ganz besonders.
    Die Mädchen mochten David. Er hatte eine Freundin gehabt – eine bildhübsche Blondine, ein Jahr älter als er, Star jeder Theateraufführung an der Schule –, bis sie ihm am Labor Day den Laufpass gab. Er war fremdgegangen. Es war auf Nantucket passiert, das nach Davids Vorstellung außerhalb der Staatsgrenzen lag, weshalb er dort auch Narrenfreiheit hatte. Es war unbefriedigend gewesen. Die Mädels von Nantucket tanzten wild, aber sie waren zu wie Austern, sobald David sie alleine vor sich hatte. Zwei ließen sich mit den Dampfschwaden von Marihuana knacken, das er beim örtlichen Hippie erstanden hatte, aber er kehrte immer noch als Jungfrau nach Hause zurück. Sie ließen ihn nicht mal über die dritte Dating-Stufe
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