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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert
Autoren: John M. Cusick
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trug ein tief dekolletiertes, aquamarinfarbenes Cocktailkleid aus einem festen, glänzenden, schuppenartigen Material – ein knalliges, ausdrucksstarkes Outfit, dessen Anblick Charlie etwas entspannte. Er rief ihren Namen, aber sie schaute nicht hoch. Er rief ihn noch einmal, dachte, er hätte eigentlich Blumen mitbringen sollen, und lief gegen die unsichtbare Glastrennwand, die die Eingangshalle in zwei Hälften teilte. Die Trennwand schepperte wie ein Gong, und Rebecca blickte auf, nur um zu sehen, wie Charlie sich die Nase hielt und unhörbare Flüche ausstieß. Sie rannte zur Tür am anderen Ende, und als diese sich öffnete, hörte Charlie ein Radio brummen.
    »Oh Himmel, das tut mir ja so leid. Hast du dir wehgetan? Sie haben die Glaswand letztes Jahr eingebaut, wegen Einbrüchen. Du weißt schon, zur Sicherheit. Lass mich mal deine Nase anschauen.«
    »Alles in Ordnung«, sagte Charlie, während sich seine Ohren feuerrot färbten. »Ehrlich.«
    »Die sollten ein Schild aufstellen.« Rebecca lächelte. »Du siehst echt gut aus.«
    »Du auch. Sollen wir in deine Wohnung raufgehen? Soll ich mich deinen Eltern jetzt vorstellen oder …?«
    Rebecca lachte leise, das Lachen einer Schickeria-Lady. »Oh, jetzt ist gerade keine gute Zeit. Da oben herrscht das reinste Chaos, und mein Vater hatte einen langen Arbeitstag, deswegen …«
    »Ach so. Okay.«
    »Ist das unsere Karosse?«
    »Genau. Ich hab noch keinen Führerschein, deshalb …«
    »Nein, nein. Das ist genau richtig so.«
    Sie lächelte wieder, und ein warmes Gefühl durchströmte Charlie, auch wenn genau in diesem Moment seine Nase zu pochen begann.
    Das Abendessen fand im Pfingstrosenpavillon statt, einem pan-asiatischen Restaurant mit Tanz ab neun Uhr. Das Essen war preiswert und die Ausweiskontrollen lax, deshalb war es ein beliebter Ort für Dates.
    Als sie ankamen, standen ein paar Mädchen von der öffentlichen Schule draußen im steinernen Pavillon und rauchten. Bei ihrem Anblick fiel Charlie sein Männermagazin Nice! ein und dessen »Zehn todsichere Dating-Tipps von echten Frauen«. Er erinnerte sich nur an einen, beigesteuert von Melinda, 21, aus Brooklyn: »Wenn wir das Lokal verlassen, finde ich es immer toll, wenn er mir seine Hand hinten auf die Taille legt. Es ist sexy und beruhigend. Ich hab dann irgendwie das Gefühl, dass er von mir Besitz ergreift – aber auf eine gute Art!«
    Das war Charlies Ass im Ärmel, und der Gedanke daran ließ ihn ein wenig schneller auf das goldene Eingangstor zugehen.
    Eine Bedienung in blütenbedrucktem Gewand führte die beiden zu einem Glastisch ziemlich weit hinten im Raum. Pavillon und Mehrwertsteuer inbegriffen waren die einzigen Worte in lesbarer Schrift auf der Speisekarte.
    »Hier muss man wohl nach Nummern bestellen, was?«, sagte Rebecca. »Na, bei meinem Glück werde ich gekochte Ziegenfüße erwischen.«
    »Die haben sie nicht auf der Karte, glaube ich.«
    »Gut.«
    »Magst du Yude Tamago?«
    »Was ist denn das?«
    »Gekochte Eier.«
    Rebecca kicherte. »Ach, Charlie, ich find das gut, wie du redest.«
    Charlie trank einen kleinen Schluck von seinem Wasser. Er war sich nicht sicher, ob sie über ihn lachte oder nicht. Was war komisch an …? Oh.
    »Also, dann gefällt dir bestimmt die Nummer vier«, sagte er. Nummer vier war Chicken Dong.
    »Hm?«
    »Nummer vier. Auf der Speisekarte.«
    »Ach so! Warum?«
    »Äh, weil.« Charlie hustete in seine vorgehaltene Hand. »Weil das Chicken Dong ist.«
    »Dong?«
    »Das müsste gut zu Eiern passen.«
    Rebecca blinzelte. »Oh. Okay, jetzt hab ich’s gerafft. Ha, ha.« Sie sprach es wie zwei Worte aus. Ha. Ha.
    Charlie versteckte sich hinter der Speisekarte. Zu dem Zeitpunkt, als die Bedienung die Eier brachte, war er kurz davor zu gehen. Rebecca erzählte von ihren Interessen, Theater und romantische Literatur. »Ich meine damit die Literatur aus der Romantik«, sagte sie. Sie mochte Shaw lieber als Beckett, Lerner und Loewe lieber als Rodgers und Hammerstein, und sie hatte keine Zeit für Stanislavski. Sie spuckte diese Namen ganz selbstverständlich aus, aber für Charlie waren sie so fremd wie die verschnörkelten Zeichen auf der Speisekarte. Kauderwelsch.
    Als die Reihe an ihm war, erzählte er ihr von der Epigaea repens , die er letzte Woche gesichtet hatte, eine Seltenheit zu dieser Jahreszeit.
    »Ist das ein Vogel?«
    »Eine Blume.«
    Sie kannte keinen einzigen der Wissenschaftler, die er erwähnte – dermaßen unbekannt waren sie nicht –,
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