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Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Girl Parts – Auf Liebe programmiert

Titel: Girl Parts – Auf Liebe programmiert
Autoren: John M. Cusick
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hinauskommen. Später prahlte er vor Clay und Artie, nur um festzustellen, dass das Stufensystem von Region zu Region variierte, und im westlichen Massachusetts hatte David demnach mit Ach und Krach die zweite Stufe geschafft.
    »Ah, mach dir nichts draus, Little Dog«, sagte Clay und legte David einen Arm um die Schulter. Trotz seines Übergewichts hatte Clay irgendwie immer eine Freundin an der Hand und gefiel sich darin, Ratschläge zu erteilen. »Du musst sie dazu bringen, dass sie will, verstehst du? Du musst mit der Hand an ihrer Seite rauf- und runterfahren, verstehst du, und dann streifst du so mit dem Daumen …«
    »Himmel noch mal, Clay«, sagte Artie und drückte seine Zigarette aus. »Willst du mich zum Kotzen bringen?«
    »Ich versuche unserm Jungen zu erklären, wie er eine anständige Portion Titten zu fassen kriegt …«
    »Eine Portion Titten?« Artie hielt seine Hände so, als formte er eine Schüssel. »Titten sind nichts, was man in Portionen aufteilen kann. Titten kannst du nicht in Mengenangaben messen.«
    David lachte, aber Clay schüttelte lediglich den Kopf. »Und was ist mit Melonen? Schönen, saftigen Warzenmelonen ?«
    Das haute alle drei um, und sie wälzten sich tatsächlich auf dem Gehweg vor dem Pavillon wie ein Haufen Penner. Es war ein guter Abend.
    Dann kam der Nachmittag im September, zwei Wochen vor dem Stromausfall. Charlie fuhr mit dem Zehngang-Fahrrad von der Schule nach Hause, stellte das rostige Teil neben dem seines Vaters ab und zog die quietschende Fliegengittertür auf.
    Charlie lebte alleine mit seinem Vater, Thaddeus, der als Professor der Clark University einen Forschungsurlaub von unbestimmter Dauer genommen hatte. Thaddeus’ Leidenschaft war die Pflanzenwelt von New England, und er verbrachte Stunden im Garten, wo er über Pflanzen brütete. Wie Charlie war auch Thaddeus groß gewachsen. Er hatte einen langen Bart und buschige Augenbrauen, was manche Leute an jene kitschigen Kerzen erinnerte, die Waldgeister darstellen sollen. Von Natur aus zerstreut, konnte er stundenlang mit seinem Feldbuch in einer von Giftefeu bewachsenen Stelle hocken, um dann ins Haus zu kommen und vor sich hin zu murmeln: »Wo habe ich die Salbe gegen Ausschlag hingeräumt?«
    Charlie ließ seine Tasche an der Tür fallen. Im Spülbecken klebte Kaffeesatz, auf dem Tisch lagen Bleistiftspäne. Daraus schloss Charlie, dass sein Vater zu Hause war und sich wahrscheinlich mit dem Kreuzworträtsel beschäftigt hatte. Er legte die Hand ans Kinn (genau wie Danny Houston) und überlegte, was ihn davon weggelockt haben mochte.
    Die rauschende Klospülung löste das Rätsel.
    »Hallo, Kumpel, was gibt’s Neues?«, sagte Thaddeus und tauchte mit der Klorolle unterm Arm aus dem Bad auf.
    »Nichts.«
    Charlie leerte sein nachmittägliches Glas Milch in drei Zügen, dann machte er es sich auf dem Sofa bequem. Benommenheit legte sich auf ihn, als wäre sie eines der muffigen Sofakissen. Egal, wie hellwach er beim letzten Klingeln in der Schule war, das behagliche Zuhause wirkte wie Äther und machte ihn bewusstlos bis zum Abendessen. Wenn der Wald sein natürlicher Lebensraum war, dann war das Nuvola-Haus mit seiner Holzverkleidung und den Stapeln von Taschenbüchern und Zeitschriften sein sicherer Bau. Hier, unerreichbar für alle, konnte ihm nichts etwas anhaben.
    »Jetzt bin ich mit meinem Latein am Ende«, sagte Thaddeus; er meinte das Kreuzworträtsel. »Was ist ein Wort mit sechs Buchstaben für wahrer Freund? Fängt mit K an?«
    Charlie murmelte eine Antwort. Er taugte nicht für Wortspielereien.
    Durch seine wachsende Schläfrigkeit hindurch spürte er, dass sein Vater ihn musterte. Er öffnete die Augen. Thaddeus saß im Lehnsessel und beugte sich mit gefalteten Händen vor. Auf solche Weise hatte Charlie seinen Vater nicht klassifizierte Blütengewächse anstarren sehen. Charlie fühlte sich unwohl.
    »Also, ich hatte heute meinen Termin mit eurer Schulpsychologin.«
    »Aha?«
    »Die Testergebnisse sind reingekommen.«
    Am ersten Schultag gab Saint Seb »Profilbögen zur Persönlichkeitserfassung« aus. Zehn Seiten mit Fragen wie: »Wenn Sie ein Löffel wären, was für einen Griff hätten Sie?«
    »Die Psychologin, Dr. Lightly, sie hat mir gesagt, deine Testergebnisse legten eine Persönlichkeitsstörung nahe.« Thaddeus rieb sich die Hände, seine Stimme klang beiläufig, als unterhielten sie sich über den jüngsten Artikel in Botanica . »Man glaubt, du hast Depressionen.«
    »Halt mal,
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