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Gilbert, Elizabeth

Gilbert, Elizabeth

Titel: Gilbert, Elizabeth
Autoren: Love Pray Eat
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teurer und
zeitraubender werden, von ihrer nervenzerrüttenden Wirkung ganz zu schweigen.
Falls mein Mann die Vereinbarung unterschrieb, musste ich nur noch zahlen und
konnte gehen. Was mir zu diesem Zeitpunkt nur recht war. Da unsere Beziehung
völlig ruiniert und sogar die Höflichkeit den Bach runtergegangen war, wollte
ich dem Ganzen ohnehin nur noch den Rücken kehren.
    Die Frage war: Würde er unterschreiben? Weitere Wochen
vergingen, es wurde weiter um Details gefeilscht. Wenn er dieser Regelung nicht
zustimmte, würden wir vor Gericht ziehen müssen. Das hieße, dass jede Menge
Geld für die Prozesskosten und Anwaltshonorare draufgehen würde. Und am
allerschlimmsten: Ein Prozess würde den ganzen Schlamassel um mindestens ein
Jahr verlängern. Was immer also mein Mann (und das war er ja
noch) entschied, würde weitere zwölf Monate meines Lebens bestimmen. Würde ich
durch Italien, Indien und Indonesien reisen und ein Buch über die Balance von
Genuss und Hingabe schreiben? Oder würde man mich im Untergeschoss irgendeines
Gerichtsgebäudes ins Kreuzverhör nehmen, während ich unter Eid meine Aussage
machte?
    Tag für Tag rief ich etwa vierzehnmal meine Rechtsanwältin
an - gab es etwas Neues? -, und Tag für Tag versicherte sie mir, dass sie ihr
Bestes tue, dass sie mich, sobald die Einigung unterzeichnet sei, sofort
anrufen werde. Die Nervosität, die ich damals empfand, lag irgendwo zwischen
der mädchenhaften Aufgeregtheit, die einen beim Warten vor dem Büro des
Schuldirektors quält, und der Spannung, mit der man die Ergebnisse einer
Biopsie erwartet. Liebend gern würde ich berichten, dass ich ruhig blieb, doch
dem war nicht so. Nächtelang drosch ich in unzähligen Wutanfällen mit einem
Softballschläger meine Couch zu Klump. Die meiste Zeit aber war ich nur
furchtbar deprimiert.
    Inzwischen hatten David und ich wieder einmal Schluss
gemacht. Und diesmal, wie es aussah, für immer. Oder vielleicht auch nicht -
wir konnten immer noch nicht ganz voneinander lassen. Oft überkam mich auch
jetzt noch der Wunsch, für die Liebe zu diesem Mann alles zu opfern. Dann
wieder hatte ich den genau entgegengesetzten Wunsch: In der Hoffnung auf
Frieden und Glück so viele Kontinente und Ozeane wie möglich zwischen mich und
diesen Kerl zu legen.
    Ich hatte jetzt Falten im Gesicht, Einkerbungen zwischen
den Augenbrauen - sichtbare Folgen all der Tränen und Sorgen.
    Und mitten in alledem kam ein Werk, das ich einige Jahre
zuvor geschrieben hatte, als Taschenbuch heraus, und ich musste eine kleine
Publicity-Tour absolvieren. Ich nahm meine Freundin Iva mit, damit sie mir
Gesellschaft leistete. Iva ist so alt wie ich, aber in Beirut aufgewachsen.
Während ich an einer Mittelschule in Connecticut Sport trieb oder Musicals
einstudierte, kauerte sie fünf Nächte von sieben in einem Bunker und versuchte,
dem Tod von der Schippe zu springen. Ich weiß nicht, warum so frühe Begegnungen
mit Gewalt eine so beeindruckende psychische Stabilität bewirken können, aber
Iva ist einer der gelassensten Menschen, die ich kenne. Außerdem besitzt sie
etwas, das ich als »Geheimnummer des Universums« bezeichne, eine Art rund um
die Uhr funktionierenden speziellen Draht zum Göttlichen.
    Wir fuhren also durch Kansas, ich befand mich aufgrund des
Scheidungsdilemmas in meinem Normalzustand verschwitzter Aufgelöstheit - unterschreibt
er, unterschreibt er nicht? - und sagte zu Iva: »Ich glaube
nicht, dass ich noch ein Jahr vor Gericht durchstehen kann. Hier würde ich mir
wirklich mal eine göttliche Intervention wünschen. Ich wünschte, ich könnte
eine Petition verfassen und Gott darum bitten, dass das endlich aufhört.«
    »Und warum tust du's dann nicht?«
    Ich legte Iva meine persönlichen Ansichten über das Beten
dar. Nämlich dass es mir unangenehm sei, Gott um konkrete Dinge zu bitten,
weil mir das als Glaubensschwäche erscheine. Ich frage nicht gerne: »Könntest
du dies oder jenes, das mir schwer fällt, für mich ändern?« Denn - wer weiß? - Gott
könnte ja aus irgendeinem Grund wollen, dass ich mich dieser Herausforderung
stelle. Es fällt mir leichter, um den Mut zu bitten, alles, was mir im Leben
widerfährt, mit Gleichmut zu ertragen, egal, wie sich die Dinge entwickeln.
    Iva hörte mir höflich zu, dann fragte sie: »Wo hast du
denn diesen Quatsch aufgeschnappt?«
    »Was meinst du damit?«
    »Woher hast du die Vorstellung, dass du vom Universum
nichts erbitten darfst? Du bist Teil dieses Universums, Liz. Du
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