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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch
Autoren: Mark Terry
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auf die Schulter. Als Derek sich umdrehte, sagte der FBI-Agent: »Es ist wirklich ein merkwürdiges Ziel für einen Anschlag. Wieso nicht das Krankenhaus auf der anderen Straßenseite?«
    »Warum nicht ganz wo anders? Terroristen schlagen in Diskotheken und U-Bahnen, Restaurants und Kaufhäusern zu. Es könnte einfach nur ein zufällig ausgewähltes Ziel sein«, mutmaßte Derek.
    »Aber es kommt einem nicht spektakulär genug vor, richtig?«
    Derek schüttelte den Kopf. Spektakulär kam es ihm wirklich nicht vor, sondern falsch und noch schlimmer – es wirkte wie eine Prophezeiung. Als wäre das noch nicht alles gewesen. Wer immer diesen Anschlag hier verübt hatte, besaß dafür einen guten Grund. Das Wie und Warum von Kriegführung und Terror mithilfe biologischer und chemischer Waffen, das war Dereks Beruf. Terroristen verhielten sich bei der Auswahl ihrer Ziele auf ihre eigene Art schlüssig. Für den Außenstehenden traten ihre Überlegungen nicht immer sofort zutage, doch ihre Entscheidungen fußten stets auf einer verdrehten, verzerrten Logik.
    Irgendetwas an diesem Anschlag kam Derek merkwürdig vor. Es war nur ein Gefühl, doch im Laufe der Jahre hatte er sich mehrmals auf sein Gefühl verlassen und war dadurch außerordentlich brenzligen Situationen mit heiler Haut entkommen. Er vertraute auf seine Eingebung, besonders dann, wenn es um biologische oder chemische Waffen ging.
    Und seine Eingebung sagte ihm, dass das Boulevard Café aus einem ganz bestimmten Grund als Ziel ausgesucht worden war.
    Seine Eingebung sagte ihm außerdem, dass sie von dem Attentäter noch hören würden.

8
    9.49 Uhr
    Matt Gray winkte Jill Church in die mobile FBI-Einsatzzentrale, ein Wohnmobil, aus dessen Dach ungewöhnlich viele Antennen ragten. Grays Gesicht hatte einen purpurnen Farbton angenommen, was nie ein gutes Zeichen war. Als Jill näher trat, fuhr er sie an: »Also, was ist mit diesem Stillwater?«
    Jill zuckte mit den Schultern, eine Gebärde, von der sie wusste, dass sie Gray damit reizte. »Er ist drinnen.«
    »Tatsächlich? Wozu?«
    »Matt, ich glaube, er macht da seinen Job.«
    Er funkelte sie an. »Wir sollten ihn vom Tatort fernhalten. Das wussten Sie doch, oder? Das habe ich Ihnen doch gesagt!«
    »Was sollte ich Ihrer Meinung nach tun – ihm Handschellen anlegen?«
    »Würden Sie es denn gern?« Er grinste sie an.
    »Können Sie mir diese Frage schriftlich stellen?«, gab sie leise zurück; sie zügelte bereits ihr Temperament, aber sie würde sich nicht alles gefallen lassen. »Möchten Sie noch einen Prozess wegen sexueller Schikane? Wir hatten beim ersten Mal so viel Spaß.«
    Gray lief noch röter an, aber er wandte den Blick ab. »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Das gehörte sich nicht. Es ist der Druck, wissen Sie. Also, wieso ist er drin?«
    »Er ist ein Experte, was diesen Kram betriff, Matt. Chemische Waffen.«
    »Experte, wenn ich das schon höre. Sie wissen doch –« Er unterbrach sich und starrte ihr über die Schulter. »Was zum Teufel ist jetzt los?«
    Ein Detroiter Feuerwehrmann kam mit einem Blatt Papier in der Hand auf sie zu. Ein junger Mann mit kurz geschnittenem rotem Haar. Er wirkte erhitzt und verschwitzt, und seine blauen Augen waren stumpf vor Stress und Erschöpfung. Sein blasses, sommersprossiges Gesicht hatte einen graugrünen Ton wie an der Unterseite eines Pilzes. Sein Blick zuckte zwischen ihnen hin und her. »Ist jemand von Ihnen Agent Church?«
    »Ich«, sagte Jill und hob die Hand.
    Der Feuerwehrmann fragte: »Äh, könnte ich Sie kurz sprechen? Äh, allein? Ich habe eine Nachricht für Sie.«
    »Für mich?«
    »Äh, ja.«
    Jill hielt den Feuerwehrmann für etwa zwanzig. Nicht viel älter als ihr Sohn. Eindeutig war er im Restaurant gewesen. Was sollte das alles?
    »Von wem ist diese Nachricht?«, herrschte Gray ihn an.
    Der Feuerwehrmann musterte ihn. »Ich … ich soll sie nur Agent Church geben.«
    Gray streckte den Arm danach aus, doch Jill fuhr dazwischen und nahm das Blatt Papier. Fünfzehn Namen und Adressen waren darauf notiert. »Von wem ist das?«
    Der Feuerwehrmann sagte nervös: »Äh …«
    Mit einem entnervten Seufzen ließ Jill Matt Gray stehen. Der Feuerwehrmann folgte ihr. »So besser?«, fragte sie, als sie außer Hörweite ihres Vorgesetzten standen.
    »Ja. Entschuldigen Sie. Ich meine, dieser Bullenbeißer vom Heimatschutz hat sich da ganz klar ausgedrückt. Ich sollte es Ihnen geben und sonst niemandem.«
    »Der Bullenbeißer?«
    »Ja. Dr.
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