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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch
Autoren: Mark Terry
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Größe von Propangasbehältern für Campingherde wurden sichtbar. Gemeinsam waren sie an ein Ventil mit offenem Stutzen angeschlossen, das wiederum mit einem Funkempfänger verbunden war.
    »Scheiße.« LaPointe wandte sich um und suchte Blickkontakt zu Derek. »Nicht gerade Plastiktüten und Regenschirme, was?«
    »Nein«, erwiderte Derek ernst. Die Omu Shinrikyo, die japanische ›Aum-Sekte‹, hatte 1995 in der Tokioer U-Bahn Sarin freigesetzt und dazu Plastiktüten mit dem flüssigen Giftstoff gefüllt. Unmittelbar vor dem Aussteigen zerstachen die maskierten Täter mit Regenschirmen die Tüten und entkamen. Diese Art, das Gas freizusetzen, war primitiv gewesen und weitgehend erfolglos geblieben – dennoch kamen ein Dutzend Menschen ums Leben, und über tausend wurden verletzt; fünftausend meldeten sich in den Krankenhäusern. Die Apparatur, die die Männer nun vor sich sahen, war etwas völlig anderes. Wäre sie in Tokio benutzt worden, hätte man vielleicht so viele Opfer zu beklagen gehabt wie beim Anschlag auf das World Trade Center.
    Derek blickte sich um. Sein Herz raste, als er die Menschen betrachtete, die der Apparatur am nächsten gewesen waren. Die Hälfte, die zum vorderen Teil des Lokals hin gesessen hatte, schien aus drei einzelnen Gruppen zu jeweils zwei Personen zu bestehen. Die Gruppe an der zum hinteren Teil des Restaurants gelegenen Seite des Raumteilers hatte offenbar neun Personen umfasst, die sich drei Tische zusammengestellt hatten.
    »Captain«, sagte er, »nachdem Sie Bilder und Videos aufgenommen haben, müssen Sie die Namen jeder einzelnen Person feststellen, ehe Sie die Leichen bewegen.«
    LaPointe war es trotz des sperrigen Schutzanzugs gelungen, die Arme vor der Brust zu verschränken. Er sah Fitzgerald aufmerksam an.
    Der Brandmeister wirkte empört. »Sind Sie verrückt? Wie sollen wir das anstellen? Bringen wir diese armen Leute doch ins Leichenschauhaus!«
    »Nein«, brüllte Derek zurück. »Identifizieren Sie sie an Ort und Stelle. Ich brauche einen Lageplan mit jedem einzelnen Leichnam und einem Namen daran.«
    Fitzgerald schlug Derek mit dem schweren Handschuh vor die Brust. »Stehen Sie auf Leichen, oder was? Machen Sie das gefälligst selber. Ich bin dazu nicht bereit.«
    Derek starrte ihn an. »Ich brauche ein Klemmbrett, Papier und einen Kugelschreiber«, sagte er. »Und ich brauche jemanden, der schreiben kann, denn ich bin der Freiwillige, der die Toten nach Führerscheinen durchsucht. Oder teilen Sie mir jemanden zu, Captain?«
    »Ich besorge Ihnen, was Sie brauchen«, erwiderte Fitzgerald, »aber Leute bekommen Sie von mir nicht.«
    »Gut.«
    »Ich übernehme das Aufschreiben«, sagte LaPointe.
    Derek wandte sich ihm zu. »Danke.«
    »Ich hoffe, dass Sie sich irren, Stillwater.«
    Fitzgerald, der sich schon zum Gehen gewandt hatte, drehte sich wieder um und beugte sich zu ihnen vor. »Was? Was haben Sie gesagt? Worin soll er sich irren?«
    LaPointe sagte: »Dr. Stillwater hat eine Theorie, nicht wahr?«
    Derek zuckte lediglich mit den Schultern. In einem Chemturion konnte man sich derlei Gebärden allerdings schenken.
    »Was? Ich habe nicht gehört, dass er eine Theorie geäußert hätte. Das ist das Werk von ein paar Verrückten. Terroristen.«
    »Vielleicht«, sagte Derek.
    »Vielleicht? Was sollte es sonst sein?«
    »Ein Mord«, antwortete Derek. »Das ist natürlich nur eine Möglichkeit, aber wenn es ein gezielter Anschlag war, dann gab es auch ein Ziel: jemand Bestimmten. Deshalb müssen wir wissen, wer hier anwesend war und wo er oder sie gesessen hat, damit wir die Sache eingrenzen können. Und deshalb möchte ich die Namen.«
    Fitzgerald runzelte die Stirn. »Wollen Sie damit sagen, Sie glauben, dass irgendein Bekloppter zweiundfünfzig Menschen mit Sarin umgebracht hat, nur weil er einen davon ermorden wollte?«
    »Das ist eine Theorie, der ich nachgehen werde«, erwiderte Derek.
    »Wieso?«
    »Wieso was?«
    »Wieso glauben Sie das?«
    Derek zögerte. »Weil das Boulevard Café ein ziemlich seltsames Ziel für einen Terroranschlag abgibt, finden Sie nicht auch? Ein schmuddeliger Imbiss in Detroit zur Frühstücksstoßzeit?«
    »Na und? Diese Sekte hat in einer U-Bahn zugeschlagen.«
    »Das weiß ich.«
    »Also könnten Sie sich irren.«
    »Das ist immer möglich.«
    Fitzgerald starrte ihn an.
    »Ich brauche das Klemmbrett und so weiter, Captain«, sagte Derek.
    »Sicher. Ich kümmere mich sofort darum.« Fitzgerald stapfte davon.
    LaPointe klopfte Derek
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