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Gier

Gier

Titel: Gier
Autoren: Garry Disher
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Muskeln, er mit dem Kopf. Es wäre ungünstig für ihn, wenn Sugar im Alleingang beispielsweise Geschäfte mit Bauer und dem Syndikat in Sydney machen würde.
    »Sugar? Denk darüber nach, okay? Nimm ein paar Tage frei. Geh zu den Mädchen ins Calamity Jane’s, steck dein Ding rein und wir reden Montag weiter.«
    Die beste Lösung wäre, dachte er, Sugar die Art von Muskelarbeit zu besorgen, die er auch respektierte. Vielleicht konnte Bauer ihn gebrauchen.
    Zusammen mit Sugarfoot ging er aus dem Laden auf die Straße. Sugarfoots Customline stand draußen neben dem Imbiß. Er klopfte seinem Bruder auf den Rücken, kehrte zurück in den Lagerraum, ging durch die Hintertür und stieg in seinen Statesman. Sein Autotelefon war das derzeit Beste auf dem Markt. Er tippte Bauers Nummer in St. Kilda. Placida, oder wie ihr Name auch lauten mochte, antwortete in ihrem Manila-Hurenhaus-Akzent: »Wer spricht bitte?«
    »Gib mir Bauer.«
    Der Hörer klapperte in seinen Ohren. Bauers krächzende Stimme drang durch die Leitung. »Ja?« Witzig die Art, wie Bauer immer noch ›Ja‹ sagte, obwohl er Südafrika vor vierzehn Jahren verlassen hatte.
    »Es geht um Calamity Jane’s«, sagte Ivan, »Wollen Sie die Einnahmen am Montag nach Sidney bringen?«
    »Ja.«
    »Richten Sie denen aus, daß ich herausgefunden habe, wer den Rahm abgeschöpft hat.«
    »Wer?«
    »Die Schichtleiterin. Ellie.«
    Es entstand eine Pause. Ivan fuhr fort: »Möchten Sie, daß ich die Sache in die Hand nehme?«
    »Nein. In Sidney werden sie mir sagen, was zu tun ist. Ich werde mich darum kümmern, wenn ich Montag zurückkehre.«
    »Was immer es ist, planen Sie meinen Bruder ein. Ich möchte, daß er ein paar Vorgehensweisen lernt, damit wir Sie nicht andauernd mit Kleinkram belästigen müssen.«
    »Ihren Bruder?« sagte Bauer gepreßt.
    »Sugarfoot«, sagte Ivan. »Er ist ganz okay. Er braucht nur jemanden, der ihm seinen Spielraum zeigt.«

Vier
    Sugarfoot saß in seinem Customline, ließ den Kopf sinken und schluckte. Er wartete darauf, daß sich der bittere Klos in seinem Hals auflöste. Dann sagten ihm Schmerz und Scham und das Bedürfnis nach Ruhe, daß er nicht die ganze Nacht hier draußen bleiben konnte. Er ließ den schweren Motor an und fuhr los, weg von Bargain City, wieder über die Westgate Bridge hinüber nach Collingwood. Er fuhr langsam, eine Hand am Steuer, eine Schulter an der Tür. Wenn er sich bewegte, befürchtete er, würde er auseinanderbrechen.
    Er erreichte ein heruntergekommenes Terrassenhaus und fühlte sich, als wäre er eine Woche weg gewesen. Die Lichter brannten. Die anderen waren zu Hause. Scheiße.
    Er ging über die hintere Veranda hinein. In der Waschküche ließ er kaltes Wasser ins Becken laufen, beugte sich darüber, spülte seinen Mund aus und wusch das verkrustete Blut von Stirn und Wangen.
    Auf dem Weg zur Treppe blieb er in der Küchentür stehen. Der Holzofen brannte, wärmte den Raum und erleuchtete ihn sanft. Tina hatte ihre Astrologiekarten offen auf dem Tisch liegen lassen. Wenn sie nicht darin las oder aus Kristallen Energie gewann, arbeitete sie ehrenamtlich für die Freunde der Erde. Rolfe bastelte an einer Fahrradlampe. Er trug den ganzen Winter über Shorts, und der Höhepunkt seines Tages war, fünfmal um den Viktoria Park zu laufen. Für Sugarfoot waren sie beide von einem anderen Planeten. Glücklicherweise war das Haus groß genug, um zu vermeiden, daß er ihnen andauernd begegnete, und sie waren zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich darum zu kümmern, was er für seinen Lebensunterhalt tat.
    Tina sah auf, ihr Gesicht wie immer verkniffen, dann senkte sie den Kopf wieder. Für gewöhnlich trug sie Overalls, aber heute abend hatte sie etwas an, was wie ein T-Shirt in Zeltgröße aussah, darunter purpurrote Strumpfhosen und etwa ein Dutzend anderer Kleidungsstücke, so daß Sugarfoot immer noch keine Ahnung hatte, wie ihr Körper wohl beschaffen sein mochte. Sie bemerkte die Rißwunden und Beulen nicht.
    Er ging nach oben in sein Zimmer, verschloß die Tür und zog die Vorhänge zu. Er hatte die ganze Nacht vor sich und würde sich entspannen.
    Er zog seinen Koffer hervor und schloß ihn auf. Nun, da sich die .32er in Wyatts Händen befand, blieb ihm an Handwaffen nur noch der Nachbau eines .357 Colt Python mit einem fünfzehn Zentimeter langen, belüfteten Lauf. Aber er hatte noch eine Winchester – Magnum Kaliber. Ein Gewehr aus blauem Metall mit solidem Walnuß-Schaft. Ein Sammlerstück. Nur
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