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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir
Autoren: Kristina Lloyd
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aber nur wir beide wissen, was das alles zu bedeuten hat – ist das nicht toll?
    Vor allem tue ich es aber, weil ich eine Art Struktur brauchte, ein Thema, um das herum ich meinen Auftritt aufbauen konnte, und da kam mir das in den Sinn, und ich dachte: Warum eigentlich nicht? Eignet sich genauso gut wie irgendwas anderes.
    Nachdem mir meine gespielte Flucht vor Leo und Mikey gelungen ist, werfe ich mein zerrissenes Top auf den Boden und stelle mich stolz vor mein Publikum, lasse mit gebeugten Knien mein Becken kreisen, meinen Körper sich winden und stelle die Schrift auf meiner Mitte zur Schau: Hure.
    Ich lasse meine Hände geschmeidig gleiten. Ich fahre die Kurven meines Körpers nach, reibe mit den Handflächen kreisend über meine Hüften, bedecke meine paillettenverzierten Brüste und drücke sie. Die Maske ist gut, denn sie verhindert, dass ich zur Seite blicken kann, und versieht alles, was ich dadurch sehe, mit einem schwarzen Rahmen.
    Ilya bemüht sich, ein breites Grinsen zu unterdrücken. Ich denke, er hat die Anspielungen verstanden. Tony sieht selbstzufrieden aus und starrt gierig und eindringlich auf mich, da er ohne Zweifel denkt, ich täte das alles nur für ihn und würde das auch ganz großartig machen, mich insgeheim dabei aber in Grund und Boden schämen. Nun, das stimmt nicht. Es geht mir gut dabei. Und immer besser.
    Meine beiden Bühnenpartner liegen zu meinen Füßen und machen so eine Art Liegestütze, während sie mich begehrlich ansehen und mit ihren Zungen Luft lecken. Sie bewegen sich perfekt synchron: Man merkt, dass sie so was häufiger machen. Ich gestalte meinen Part etwas freier, versuche aber alles zeitlich irgendwie so hinzubekommen, wie wir es geprobt haben.
    Für das Entblätterungsdrama beginne ich jetzt die Schnürung meiner Hotpants zu öffnen, Öse für Öse.
    Wäre dies eine meiner Schlampen-Phantasien, dann würden meine ungehobelten männlichen Zuschauer sich jetzt wohl schon hochschaukeln, um mich herunterzuholen in ihre Höhle ungezügelten Verlangens. Aber dies hier ist keine Phantasie; und meine Zuschauer sind, wenn man sie auch nicht alle wirklich zivilisiert nennen kann, keine rüpelhaften, geilen Typen – Ilyas Tisch ausgenommen, versteht sich. Sie benehmen sich allerdings recht ordentlich, und das wollte ich ihnen auch geraten haben.
    Spielerisches Pfeifen und vom Alkohol beflügelte Ermunterungsrufe machen der Musik Konkurrenz. Ich genieße das. Ich spüre, wie ich das Publikum in meinen Bann ziehe, und die Energie, die davon ausgeht, ist kraftvoll und erotisch.
    Als meine Hotpants aufgeschnürt sind, lasse ich eine Hand zwischen die beiden Seitenteile gleiten, schiebe mein Hinterteil runter und rauf. Ich rolle meinen Kopf in den Nacken und keuche, als wäre ich kurz vor der Ekstase. Ich lasse meine Finger unter den lilafarbenen G-String gleiten, über meine frischrasierte Scham hinweg, um meine Spalte zu liebkosen. Niemand kann erkennen, dass ich es wirklich tue, aber so ist es, und ich bin unglaublich feucht. Ich fühle mich wundervoll verdorben.
    Indem ich dem Auditorium den Rücken zukehre, ziehe ich meine Hotpants aus, bücke mich mit durchgestreckten Beinen, wackele mit dem Po, bis die Hose runterrutscht. Auf diese Weise kann jeder meinen hoch aufragenden Hintern sehen und meine festen, schwellenden Pobacken. Die Hotpants sind gar nicht so leicht auszuziehen, da ich ja noch meine Stiefel anhabe, aber Leo und Mikey helfen mir dabei und verdecken dadurch auch mein heftiges Bemühen.
    Und was ist schon dabei, wenn die Vorstellung nicht ganz perfekt und flüssig ist? Mir ist das egal. Raue Kanten sind immer gut. Und die Leute jubeln und klatschen. Also muss wohl alles okay sein.
    Jetzt wechselt die Musik in irgendein gutes altes Disco-Stück aus den Siebzigern – kein bedeutsamer Text, aber ich mag es einfach. Während meine Hände und die Jungs gleichzeitig in der Nähe meiner Füße sind, gibt mir Mikey heimlich mein nächstes Requisit – eine Plastikbanane. Leo schaut zu mir auf, zwinkert mir zu und wackelt anzüglich mit der Zunge. Ich grinse und strecke ihm meine entgegen.
    Die Leute lachen und johlen, als ich mich umdrehe und mich ihnen wieder zuwende, wobei ich mir die Spitze der Banane vom Becken bis hinauf zum Hals gleiten lasse.
    Mein Publikum, das weiß ich, nimmt das eher als eine ironische Geste wahr, was mir recht ist. Wobei es aber auch zu spontaner, selbstverständlich künstlerisch-kreativer Nachahmung anzuregen scheint. Denn ich sehe mich
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