Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir
Autoren: Kristina Lloyd
Vom Netzwerk:
vorstelle, dass er sich gewaschen hat, bevor er hierherkam, und dass er das meinetwegen getan hat. Gleichzeitig macht es mir auch ein bisschen Angst, weil der Gedanke, dass Tony Eindruck auf mich machen möchte, mir zutiefst furchterregend zu sein scheint.
    Ich leere mein Bierglas und stelle die Flasche ab. «Nun, Tony», lächele ich. «Gern würde ich bleiben und noch ein bisschen plaudern, aber die Pflicht ruft. Ich fürchte, ich werde gehen müssen und mich umziehen.»
    «Möchtest du, dass ich mitkomme und dir helfe?», schleimt er.
    Ich setze ein breites, falsches Lächeln auf. «Möchtest du ein Knie zwischen den Beinen haben?», frage ich höflich zurück und gehe weg, während Tonys irres Maschinengewehr-Lachen endlos durch meinen Kopf geistert.
***
    Je näher der Auftrittstermin rückt, desto weniger aufgeregt und ängstlich scheine ich seltsamerweise zu sein. Die Küche hinter der Bar, halb verhängt von Bettlaken und ergänzt durch Spiegel überall, dient als Garderobe. Nicht gerade toll, aber es ist das Beste, was unter den gegebenen Bedingungen aufzubieten ist.
    Polly, eine der Tänzerinnen, bietet mir eine Line Kokain an, aber ich lehne ab, indem ich ihr erkläre, dass ich diesen Auftritt lieber mit klarem, nüchternem Verstand absolvieren möchte.
    Ich trage türkisfarbene PVC-Hotpants, die vorn geschnürt sind. Obenherum habe ich ein hauchdünnes rotes Top an – hochgeschlossen und mit langen Ärmeln –, darunter, so dass man es durchschimmern sehen kann, ein lilafarbenes Bikinioberteil mit Pailletten. Ich trage meine kniehohen schwarzen Stiefel und eine glitzernd goldene Halbmaske. Jane hat etwas ziemlich Merkwürdiges mit meinen Haaren angestellt, wozu sie eine Menge Kämmerei, Lockendrehen, Gel und Haarnadeln gebraucht hat, und das Endergebnis sind jetzt zwei Kegel an den Seiten meines Kopfes, die wie teuflische kleine Hörner aussehen.
    Da sollte Tony sich mal anstrengen, mich wiederzuerkennen.
    Ich lächle in mich hinein. Dafür würde ich schon sorgen, dass er das tat, der Dreckskerl.
    Leo, dessen schwarzer Körper von Schweiß und Öl glänzt, kommt in die Küche und schnappt sich die nächstbeste Wasserflasche. Draußen wird die Musik ein bisschen lauter – Zeit für die Leute, ein bisschen rumzulaufen, sich etwas zu trinken zu holen, darüber zu reden, wie entsetzt sie sind, und möglicherweise zu gehen.
    «Hui», meint Leo strahlend und wischt sich mit dem Arm über die Lippen. «Du siehst höllisch süß aus, Beth.»
    «Nein, das tut sie nicht», bestreitet Polly lachend. «Sie sieht prachtvoll aus. Beth ist nicht süß. Beth ist der personifizierte KoolSex, oder etwa nicht, Schätzchen?»
    «Ja klar», sage ich. «Hast du das verstanden, Leo?»
    «Sofort, Boss», sagt er grinsend und salutiert scherzend. «Wollen wir die Abfolge noch ein letztes Mal durchgehen?»
    «Klar, warum nicht?», antworte ich und wackele mit den Hüften.
    «Oh, ich liebe diese Veranstaltung», begeistert sich Leo. «Das ist alles so verdammt krass, Mann. Ich find’s geil, geil, geil.»
***
    Die Bühne hat weder einen Vorhang noch Seitenflügel. Sie besteht nur aus einem hölzernen Podest, das am Ende des Abends wieder abgebaut wird.
    Unsere Anfangsmusik singt Grace Jones, und als der langsame, träge Rhythmus von «Nightclubbing» einsetzt, schweben und schlingern wir drei – Leo, Mikey und ich – durchs Publikum.
    Das ist ziemlich schwierig, weil der Raum so voll ist, aber die Leute machen Platz, um uns durchzulassen. Ich bleibe stehen, wo immer es möglich ist, bewege mich schlängelnd und lasse meine Hände über meinen Körper gleiten.
    Mein Herz hämmert im Fieber des Auftritts, und meine beiden schwarzen Partner – geschmeidig und athletisch – tun so, als wollten sie nach mir grabschen. Leo hat glitzernde goldene Shorts an; Mikey trägt Teile einer Militäruniform – ein Schiffchen, Armeehose, Lederriemen über der nackten Brust und falsche Epauletten auf den Schultern.
    Ich setze mich zur Wehr, indem ich die Enden meiner Federboa nach ihnen schleudere und ihnen vampmäßige Küsse zuwerfe, wenn sie mich verfehlen, denn heute Abend bin ich die Königin der Verruchtheit. So bin ich angekündigt worden. Das bin ich!
    Nachdem wir die Bühne erreicht haben, machen wir weiter mit einem ähnlichen Spielchen: Ich gebe mich entrückt und aufreizend, übertrieben und aufgesetzt sinnlich; die Männer schlängeln sich als Bewunderer von unten an mich heran, rutschen näher, um mich anzufassen, berühren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher