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Gezeitengrab (German Edition)

Gezeitengrab (German Edition)

Titel: Gezeitengrab (German Edition)
Autoren: Elly Griffiths
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über diverse Mars-Riegel zwischendurch, einen Instant-Nudel-Snack zu Mittag, ein Sandwich und ein Stück Kuchen als Stärkung am Nachmittag bis hin zu dem Pint Bier und dem Curry, das er sich zum Abendessen gönnt. Trotz allem bleibt er bewundernswert schlank, ein Umstand, den er selbst mit «Fußball und Rumvögeln» erklärt. Neuerdings hat er allerdings eine Freundin, was wohl mindestens einer der beiden Aktivitäten einen Riegel vorschiebt.
    Clough hat einen anstrengenden Tag hinter sich. Sein Chef ist in Urlaub, und insgeheim hat er gehofft, dass Norfolk just in dieser Woche von einem Serienmörder heimgesucht würde, den David – oder künftig: Sir David – Clough, der Superpolizist, eigenhändig zur Strecke bringen könnte. Stattdessen musste er sich mit zwei Einbrüchen herumschlagen, einem versuchten Autodiebstahl und einem alten Knacker, der tot auf seinem Treppenlift gefunden wurde. Nicht gerade die Neuauflage von Miami Vice .
    Sein Handy meldet sich mit der nervigen Titelmelodie der Simpsons .
    «Trace! Hallo, Süße.»
    Detective Sergeant Judy Johnson, die sich – wenn auch nur unter Protest – das Büro mit Clough teilt, steckt sich pantomimisch den Finger in den Hals. Clough schenkt ihr keine Beachtung und verdrückt den letzten Rest seines Blaubeermuffins.
    «Du musst herkommen, Dave», sagt Trace am Telefon. «Wir haben Knochen gefunden.»
    Clough springt unverzüglich auf, steckt sein Handy ein, stürmt zur Tür und ruft Judy zu, sie solle mitkommen. Die Gesamtwirkung leidet etwas darunter, dass er die Autoschlüssel vergessen hat und noch einmal umkehren muss, um sie zu holen. Judy sitzt mit steinerner Miene an ihrem Schreibtisch.
    «Was heißt hier ‹mitkommen›? Du hast mir nichts zu befehlen.»
    Clough seufzt. Das ist wieder mal typisch Judy, hier rumzumosern und ihm damit die einzige Chance zu verderben, diese Woche noch ein bisschen Action zu sehen. Seit sie letztes Jahr befördert wurde, nimmt sie sich nach Cloughs Meinung ein bisschen viel heraus. Zugegeben, sie ist keine schlechte Polizistin, aber sie meckert ständig wegen irgendwelcher Kinkerlitzchen an ihm herum: ein unbearbeitetes Formular, ein verpasster Termin, ein nicht protokollierter Anruf. Mit Papierkram fängt man keine Verbrecher , kontert Clough dann im Stillen, hütet sich aber, das laut zu sagen. Judy hat nämlich ganz schön Haare auf den Zähnen.
    Jetzt versucht er, dieselbe Miene aufzusetzen wie der Boss, wenn er besonders gereizt ist.
    «In Broughton Sea’s End wurden menschliche Überreste gefunden. Wir müssen da schleunigst hin.»
    Judy rührt sich immer noch nicht vom Fleck.
    «Und wo genau wurden sie gefunden?»
    Das kann Clough nicht beantworten. Er war viel zu sehr mit Durchstarten beschäftigt, um Fragen zu stellen. Finster blickt er Judy an.
    «Das war doch Trace am Telefon, oder? Hat sie die Knochen gefunden?»
    «Ja. Sie macht da irgendwelche Vermessungen an den Felsen, was weiß ich.»
    «Archäologische Vermessungen?»
    «Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass sie Knochen gefunden hat. Menschliche Überreste. Also, kommst du jetzt mit, oder willst du mich lieber den ganzen Tag mit Fragen löchern?»

    Als sie endlich in Broughton Sea’s End ankommen, hat die Flut natürlich längst eingesetzt, und es ist zu gefährlich, hinunter an den Strand zu gehen. Clough wirft Judy einen vorwurfsvollen Blick zu, den sie komplett ignoriert.
    Trace und Steve warten oben am Felsen auf sie, ganz in der Nähe der Zufahrt zu Sea’s End House. Unter ihnen reicht die Flut bis an den steilen Zugangspfad heran, die Wellen klatschen gegen den Stein. Am anderen Ende der Bucht ragt eine weitere Felswand auf, dunkel und kerzengerade und durch die Flut jetzt unerreichbar.
    «Ihr habt ganz schön lange gebraucht», begrüßt Trace Clough. «Ted und Craig sind schon ins Pub vorgegangen.»
    «Ted der Ire?», fragt Clough. «Der sitzt doch sowieso immer im Pub.»
    Judy zückt ihr Notizbuch und schaut gleich zwei Mal auf die Uhr, bevor sie die genaue Zeit notiert. Das nervt Clough unbeschreiblich.
    «Wo genau wurden die Knochen denn gefunden?», fragt sie.
    «Zwischen den Felsen ist eine Spalte», erklärt Steve. «So eine Art Höhle.» Er ist ein drahtiger Mann mit wettergegerbtem Gesicht und grauem Haar, das er zum Pferdeschwanz gebunden trägt. Der typische Archäologe, denkt Clough.
    «Und wie haben Sie sie entdeckt?», fragt Judy.
    «Ich wollte mir einen Steinschlag genauer ansehen und habe dazu ein paar größere Gesteinsbrocken
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