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Gezaehmt im Bett einer Lady

Titel: Gezaehmt im Bett einer Lady
Autoren: Loretta Chase
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Er musterte es von der Schwelle der Tür aus, die zur Musikergalerie führte, von den Fenstern und vom Fuß des langen Tisches aus. Schließlich stellte er sich zu seiner Frau vor den Kamin und verschränkte die Arme vor der Brust, besah es sich grübelnd von da aus.
    Aber egal aus welchem Blickwinkel, wie lange oder wie starr er es anschaute, alles, was er sah, war eine wunderschöne junge Frau, die ihn auf ihre temperamentvolle Weise geliebt hatte. Obwohl er nie die ganze Wahrheit über das wissen würde, was vor fünfundzwanzig Jahren geschehen war, wusste er genug, glaubte genug zu wissen, um ihr zu verzeihen.
    „Sie war schon ein hübsches Ding, nicht wahr?“, sagte er. „Außerordentlich sogar.“
    „Man kann dem Schurken aus Dartmouth kaum einen Vorwurf machen, dass er mit ihr auf und davon ist, nehme ich an“, bemerkte er. „Wenigstens ist er bei ihr geblieben. Sie sind zusammen gestorben. Wie das meinen Vater erbost haben muss.“ Er lachte. „Aber ich bezweifle nicht, dass Jezebels Sohn meinen Vater noch viel mehr erbost haben muss. Er konnte mich nicht enterben, weil er ein zu großer Snob war, um sein kostbares Erbe in die vulgären Hände des Sprösslings eines jüngeren Sohnes fallen zu lassen. Der Heuchler konnte noch nicht einmal ihr Porträt vernichten - weil sie Teil der Ballister-Familiengeschichte war und er wie seine vornehmen Vorfahren alles für seine Nachfolger bewahren musste, ob es ihm nun gefiel oder nicht.“ „Er hat nicht einmal dein Spielzeug weggeworfen.“
    „Aber er hat mich hinausgeworfen“, antwortete Dain. „Die Staubwolke hinter meiner Mutter hatte sich kaum gelegt, als er mich schon nach Eton verfrachtet hat. Himmel, was für ein sturer Idiot. Er hätte mich formen können, mich für sich einnehmen können -mit ganz wenig Aufwand. Ich war acht Jahre alt. Ich war restlos seiner Gnade ausgeliefert. Wachs in seinen Händen. Er hätte mich ganz nach seinen Wünschen modellieren können. Wenn er sich an ihr rächen wollte, wäre das der Weg gewesen, es zu erreichen - und zugleich den Sohn zu bekommen, den er sich wünschte.“
    „Ich bin sehr froh, dass er dich nicht modelliert hat“, verkündete Jessica. „Du wärest nicht halb so interessant geworden.“
    Er schaute in ihr lächelndes Gesicht. „Interessant, ach so. Fluch und Verderben der Ballisters, der Lord der Schurken höchstpersönlich. Der größte Wüstling der Christenheit. Ein von sich selbst eingenommener undankbarer Tropf.“
    „Der schlimmste Mann, der je gelebt hat.“
    „Ein Riesentrottel von einem Einfaltspinsel. Ein verzogener, selbstsüchtiger, gehässiger Rohling.“
    Sie nickte. „Bitte vergiss eingebildeter Depp nicht.“
    „Es ist nicht wichtig, was du denkst“, sagte er leichthin. „Mein Sohn glaubt, ich bin König Arthur und alle Ritter der Tafelrunde in einer Person.“
    „Du bist zu bescheiden, mein Lieber“, erwiderte sie. „Dominick ist davon überzeugt, dass du Jupiter und die gesamte römische Götterwelt in einer Person bist. Es könnte einem wirklich schlecht davon werden.“
    „Du weißt gar nicht, wovon einem wirklich schlecht werden kann, Jess“, entgegnete er mit einem Lachen. „Ich wünschte nur, du hättest das belebte Bündel Schmutz sehen können, das ich im Golden Hart vorgefunden habe. Wenn das Ding nicht gesprochen hätte, hätte ich es am Ende für einen Haufen vergammelten Abfalls gehalten und ins Feuer geworfen.“
    „Phelps hat es mir erzählt“, teilte sie ihm mit. „Ich bin nach unten gegangen, während du gebadet hast, und habe ihn in die Ecke gedrängt, als er auf dem Weg nach draußen war. Er hat mir beschrieben, in welchem Zustand ihr Dominick vorgefunden habt und wie du damit umgegangen bist und dich um ihn gekümmert hast, du selbst... mit deinen beiden Händen.“
    Sie schob ihren Arm unter seinen, den Arm, den seine eigenen Ängste und Nöte gelähmt und den die größeren Ängste und Nöte eines kleinen Jungen geheilt hatten. „Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte“, erklärte sie. „Daher habe ich beides getan.“ Silbrige Feuchtigkeit schimmerte in ihren Augen. „Ich bin ja so stolz auf dich, Dain. Und stolz auf mich selbst“, fügte sie hinzu und schaute weg, blinzelte mehrmals. „Dafür, dass ich die Weisheit besessen habe, dich zu heiraten.“
    „Sei nicht albern“, versetzte er. „Weisheit hatte doch gar nichts damit zu tun. Aber ich will dir zugestehen, dass du das Beste aus einer Situation gemacht hast, die jede
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