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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen
Autoren: Berte Bratt
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die Hände waschen zu dürfen, bevor er an die Arbeit ging, und während er im Badezimmer war, bemühte sich Astrid, Nippys Herrin klarzumachen, daß es das beste wäre, wenn sie nicht zugegen wäre. Denn sonst hätte das Tier das Gefühl, daß Frauchen selbst ihm weh täte. Aus diesem Grunde nähme der Tierarzt eine Gehilfin mit, erklärte sie. Sie drückte sich sehr diplomatisch aus und erreichte auch, daß sie und Per ungestört arbeiten konnten. Die arme kleine Hündin hatte wirklich sehr zu leiden. Sie war ganz naß von Schweiß, das Fell war verklebt und im Augenblick gar nicht seidig glänzend.
    Mostvedt arbeitete schnell, gewandt und schonend. Astrid hielt das Hündchen und spürte, wie Zuckungen der Angst und des Schmerzes den kleinen Körper durchliefen.
    Ein gellendes, verzweifeltes Aufheulen – und Mostvedt hielt einen kleinen, leblosen Klumpen in den Händen. „Tot?“ fragte Astrid. „Ich fürchte, ja.“
    „Kann ich das Tier loslassen und mir das Junge ansehen?“
    „Das können Sie gut. Ich denke, der nächste kleine Bursche wird ganz von selbst kommen.“
    Astrid nahm das winzige Neugeborenein die Hände. War es wirklich tot, oder bewegte es sich nicht ein ganz klein wenig? Klopfte nicht das Herz ganz schwach?
    Mostvedt war mit der Hündin beschäftigt. Daher handelte Astrid auf eigene Faust. Sie tauchte das Junge in kaltes Wasser, dann in warmes, dann wieder in kaltes, sie massierte es, trocknete es mit etwas Mull ab, massierte es wieder, und da… „Ich glaube…“, flüsterte sie. „Ja?“
    „Ich glaube, es lebt!“ Astrids Stimme bebte. Vielleicht war sie zu sentimental. Aber wenn schon! Jedesmal, wenn ein neues lebendes Wesen geboren wurde – und wenn es auch nur ein winziges Hündchen war –, hatte sie das Gefühl, daß sie eines der großen Wunder der Natur miterlebte.
    Das zweite Junge war gekommen, und die Mutter zeigte für es Interesse. So erschöpft sie auch war, sie versuchte doch, es zu lecken. Kurz darauf kam Nummer drei. Die Mutter wurde immer munterer. Sie leckte die beiden zuletzt Angekommenen, und jetzt legte Astrid auch den schwachen Erstgeborenen dazu. Die Mutter beroch ihn und leckte. Eine Weile war sie sehr geschäftig. Dann legte sie sich auf die Seite, und die drei Neugeborenen entdeckten mit ihrem wunderbaren Instinkt sehr schnell die lebenspendenden Milchquellen ihrer Mutter.
    Per Mostvedt öffnete die Tür zum Nebenzimmer.
    „Jetzt können Sie kommen, gnädige Frau!“
    Und Nippy leckte Frauchens Hand. Frauchen war so glücklich, wie es nur eine kinderlose Hundebesitzerin sein kann, die alle ihre ungenützte Mutterliebe einem Tier zuwendet.
    „Nippy könnte jetzt gut einen Napf lauwarmen Haferschleim vertragen“, sagte Mostvedt. Er wurde in unwahrscheinlich kurzer Zeit herbeigezaubert und der glücklichen Hundemutter hingestellt. Und Per Mostvedt erzählte, es sei Astrids Verdienst, daß das erste Junge am Leben geblieben war. Astrid protestierte natürlich und schob alle Verdienste Per Mostvedt zu.
    „Drei Junge sind bestellt“, sagte die Frau. „Wäre das eine gestorben, so hätte das eine Einbuße von mindestens tausend Kronen bedeutet. Ich weiß wirklich nicht, wie ich Ihnen danken soll!“
    Per Mostvedt und Astrid mußten unbedingt Kaffee trinken, bevor sie wieder wegfuhren, und sie mußten sich natürlich auch Nippys Stammbaum ansehen, der sich übrigens als ein echt imponierendes Dokument erwies.
    „Sie können sich wirklich glücklich preisen, daß Sie eine so tüchtige Assistentin haben“, sagte Nippys Frauchen beim Abschied zu Mostvedt. „Hätte ich Ihnen geholfen, so wäre ich vielleicht ein ganz klein wenig hysterisch geworden.“
    „O ja, Fräulein Liberg ist ein Schatz“, sagte Per mit warmer Stimme, und er warf einen vielsagenden Blick auf Astrid.
    „Sie haben wirklich etwas geleistet“, sagte Per, als sie wieder im Wagen saßen. „Ich bewundere Sie.“
    „Ei was!“ entgegnete Astrid.
    „Gerda hätte das nie geschafft!“ murmelte Per plötzlich. „Jetzt sind Sie ungerecht“, sagte Astrid vorwurfsvoll. „Gerade hier hätte Gerda sich sicherlich bewährt. Es galt ja doch, hart und ruhig und vernünftig zu sein, nicht wahr? Gerda, die selber Kaninchen schlachten kann, die stark und geistesgegenwärtig und unsentimental ist, wäre besser als jeder andere mit dieser Aufgabe fertig geworden.“
    „Vielleicht haben Sie recht, Fräulein Liberg“, meinte er schließlich. „Ich… ich war wohl wirklich etwas ungerecht.“
    Astrid
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