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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen
Autoren: Berte Bratt
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ich später ab – oder vielmehr mit ihrem Besitzer!“
    „Setze Sonja in den Auslauf, Jörgen!“ Er machte das angekettete Tier los und schloß es in dem Auslauf ein. Dann bestellte er telefonisch ein Taxi. Als er vom Flur Astrids Mantel geholt und ihr hineingeholfen hatte, hupte das Auto schon vor der Haustür.
    Er nahm sie in seine Arme. Sie war so klein und so leicht. Ihre Augen in dem bleichen Gesicht waren so groß und dunkel. „Astrid… kleine Astrid…!“
    Er wußte plötzlich nur das eine: daß er ein bezauberndes junges Mädchen in seinen Armen hielt – ein junges Mädchen mit einer warmen, sanften Stimme und zwei großen ausdrucksvollen Augen. Und da er nur dies eine wußte und sonst nichts, tat er, was einzig und allein logisch und natürlich war: Er küßte sie.
    Er küßte sie immer und immer wieder. Und Astrid legte den gesunden Arm um seinen Hals und ließ es geschehen. Sie schloß die Augen und fühlte plötzlich nicht mehr den Schmerz in ihrem Arm.
    Das Auto hupte immer energischer. Da erst fand Polizeikommissar Jörgen Trahne in die Wirklichkeit zurück. Er brachte Astrid zur Behandlung auf die Sanitätswache.
    Inzwischen war Frau Liberg vom Geschäft gekommen und begriff nichts, als sie das Haus leer fand und einen halbgetrimmten, knurrenden Hund von der Größe eines Elefantenbabys im Auslauf entdeckte. Sie ahnte Unheil und wurde in dieser Ahnung bestärkt, als Sonjas Besitzer kam und Lärm schlug, weil sein Hund erst halb fertig war. Er erklärte barsch, er würde in zwei Stunden wiederkommen und erwarte sehr, seinen Hund dann fertig getrimmt vorzufinden.
    Zwei Stunden später aber lag Astrid in der Wohnstube auf dem Diwan und bekam ihr reichlich verspätetes Mittagessen. Timian saß an ihrer Seite und betrachtete sie teilnahmsvoll, während Jörgen Trahne stumm und mit umwölkter Stirn zusah wie Frau Liberg ihre Tochter fütterte. Da klingelte es an der Wohnungstür.
    „Astrid!“ meldete Hein, der geöffnet hatte. „Der Herr ist da, dem Sonja gehört.“
    „Mit dem werde ich ein Wort reden!“ sagte Jörgen in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Frau Liberg, Astrid und Hein lauschten mit angehaltenem Atem.
    Sonjas Besitzer bekam nicht viel Angenehmes zu hören. Jörgen Trahne machte ihn darauf aufmerksam, daß er beinahe ein großes Unglück verschuldet habe. Wie könne er als Hundebesitzer eine bissige Hündin von den Jungen wegnehmen und sie Fremden überlassen? Könne er denn nicht begreifen, daß er mit dem Trimmen hätte warten müssen, bis die Jungen entwöhnt waren? Und ob er überhaupt etwas von Hunden verstünde? Denn er hätte sich doch sagen müssen, daß er selbst bei dem Trimmen zugegen sein mußte, wenn das Tier so gefährlich war. Fräulein Liberg sei als der tüchtigste „Hundemensch“ in der Stadt bekannt, und wenn Sonja sogar sie beiße, dann sei sie gefährlich. Er könne für eine solche Fahrlässigkeit haftbar gemacht werden, und er solle heilfroh sein, wenn keine Infektion auftrete; denn das könnte eine ernste Geschichte werden!
    Jörgen mußte einen Augenblick abbrechen, um Atem zu holen, und die drei Zuhörer in der Stube hörten den erschrockenen Hundebesitzer leise etwas fragen.
    „Ja“, antwortete Jörgen Trahne. „Fräulein Liberg ist merkwürdigerweise bereit, Ihr Raubtier fertig zu trimmen, sobald sie ihren Arm wieder gebrauchen kann, und das ist wahrhaftig mehr, als Sie verdienen. Sie wird Ihnen telefonisch Bescheid geben.“
    Astrid mußte plötzlich laut auflachen. Sie fand die ganze Angelegenheit urkomisch. Nie hätte sie geglaubt, daß der stille Jörgen plötzlich alle Hemmungen abstreifen könnte. Hein wurde in den Keller geschickt, um Sonja aus dem Auslauf herauszulassen, und Frau Liberg ging in die Küche. Jörgen und Astrid waren allein. Sie blieben beide stumm und atmeten schnell. Astrid streckte ihm den gesunden Arm hin. Er ergriff ihre Hand.
    „Jörgen… du… du warst schrecklich zornig…“
    „Ja, ich war zornig. So etwas kann man nicht machen. Es ist unverantwortlich!“
    Wieder schwiegen sie beide. Astrid drückte Jörgens Hand.
    „Jörgen!“ sagte sie.
    Er blickte ihr in die Augen und kam näher, aber plötzlich zuckte er zurück und setzte sich auf einen Stuhl neben dem Diwan. Zart streichelte er ihre Hand, sein Gesicht aber hatte einen verschlossenen, fast gequälten Ausdruck.
    „Es ist unverantwortlich, Astrid… unverantwortlich!“

Astrid macht ihrem Herzen Luft
     
     
    Per Mostvedt gab Gas. Er war müde und
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