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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen
Autoren: Berte Bratt
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freute sich nicht im geringsten auf die Arbeit, die an diesem Nachmittag auf ihn wartete. Dummes Geschwätz! Warum sollte eine gesunde und gutgepflegte Hündin ihre Jungen nicht ohne Nachhilfe werfen können? Aber natürlich – wenn das Tier so viel Geld gekostet hatte!
    Weiß der Teufel, dachte er, wozu die Leute sich diese verwünschten Schoßhunde halten müssen! Nichts als Kosten und Verdruß. „Sie sind ja so süß!“ sagen die Frauensleute. Sie sollten sich lieber eine Puppe anschaffen!
    Mostvedt nahm Gas weg. Eigentlich wäre das etwas für Astrid gewesen, dachte er. Es hätte sie sicherlich sehr interessiert. Und wenn er sie gehabt hätte, dann hätte er die hysterische Besitzerin des Tieres wegschicken können. Er und Astrid hätten schon genügt.
    Plötzlich floß Per Mostvedts Herz von Mitleid über, als er an den kleinen Yorkshireterrier dachte, der so unter seinen Geburtswehen litt.
    Ob er Astrid einmal fragte? Das durfte er doch wohl noch! Er erinnerte sich noch gut an damals, da sie ihn zum ersten Male bei einem Krankenbesuch begleitet hatte. Wie ihr kleines Gesicht gestrahlt hatte! Mit der Haarlocke, die unter ihrer Baskenmütze hervorgequollen war, hatte sie wie ein Schulmädchen ausgesehen.
    Er biß die Zähne zusammen. Was war seither nicht alles geschehen!
    Vor der Tür mit dem Schild „Astrid Liberg, Trimmanstalt“ brachte er den Wagen zum Stehen und ging mit entschlossener Miene ins Haus.
    Astrid war müde. Der letzte Hund war abgeholt. Jetzt mußte sie noch fegen.
    Sie blickte sich um. Hundewolle, Haarbüschel, Locken lagen überall herum. Hier die bläulichen Seidenlocken eines Kerry Blues. Dort die struppigen rotbraunen des kleinen irischen Terriers. Und dort lagen die langen Korkenzieherlocken des schönen schwarzen Pudels.
    Sie streckte sich in dem „Kundenstuhl“ aus, ließ die Arme sinken und schloß die Augen. Sie konnte sich nicht einmal entschließen, ihren Kittel abzulegen.
    Drollig waren sie, ihre neuen Kittel. Hellgrüner Popeline mit einem grotesk wirkenden gestickten kleinen Hund auf der linken Seite. Die Kittel hatten einen flotten Schnitt und kleideten sie gut.
    Da öffnete sich die Tür, und Astrid wandte resigniert den Kopf herum.
    „Sie sind es, Herr Mostvedt?“
    „Störe ich?“
    „Durchaus nicht. Ich bin gerade für heute fertig geworden. Ich freue mich, Sie zu sehen. Sollen Sie getrimmt werden?“ Er lächelte schwach und gab keine Antwort.
    „Oder vielleicht gebadet? Erstklassiges Hundebad gleich nebenan!“
    Er blickte sie etwas verwundert an. Ihre Stimme klang so ungewohnt frisch, und eine so kesse Art, sich auszudrücken, hatte sie doch früher nicht gehabt?
    „Nein. Allerdings möchte ich Sie um etwas bitten, aber nicht gerade um ein Bad oder Trimmen.“
    „Nanu! Dann werden Sie also einer Kreuzung zwischen einem Eisbären und einem Elefanten die Krallen schneiden und wollen, daß ich festhalte und hinter den Ohren kraule…“
    „Festhalten und hinter den Ohren kraulen, das stimmt schon, aber es handelt sich um einen Kehrwischköter – einen Yorkshireterrier –, es sind keine Krallen, sondern Junge.“
    „Armes Tierchen! Komplikationen?“
    „Ich fürchte es.“
    „Ja, wenn ich dabei helfen kann, dann selbstverständlich.“ Sie zog einen sauberen Kittel an, wusch sich die Hände und lief nach oben, um ihren Mantel zu holen. Der Mantel war übrigens ein Pelz, ein dunkelbrauner, weicher Antilopen-Hänger, der ihr gut stand.
    Es war fast eine halbe Stunde zu fahren. Anfangs schwiegen sie beide. Nach einer Weile aber bemerkte Per Mostvedt: „Es ist sehr lieb von Ihnen, daß Sie mir helfen wollen.“
    „Nicht der Rede wert“, antwortete Astrid. Wieder folgte eine Pause. Per warf ihr einen verstohlenen Blick zu. Eine neue, erwachsene Astrid saß an seiner Seite. Eine Astrid, die bei all ihrer neugewonnenen Sicherheit und Überlegenheit nichts von der Herzenswärme des anspruchslosen jungen Mädchens, das er kannte, eingebüßt hatte. Und sie erschien ihm schöner und begehrenswerter denn je. „Wie geht es Gerda?“
    „Ich glaube, gut. Sie ist verreist.“
    Seine Stimme hatte einen seltsamen Klang, der Astrid gar nicht gefiel. Sie war daher froh, als der Wagen mit einem Ruck hielt. Sie waren angelangt, und das Gespräch verstummte ganz von selbst.
    Sie wurden von einer verzweifelten Hundebesitzerin in Empfang genommen. Die arme Nippy litt ja so fürchterlich, und es sah gar nicht danach aus, als würde die Geschichte gutgehen.
    Mostvedt bat, sich
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