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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis
Autoren: L. Marie Adeline
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die Polizei hinter dir her?« Ich kam zu ihm herüber, umrundete die Bar, bis ich an seinen Füßen stand.
    Er trug Jeans, kein Hemd, benutzte die Decke als Kissen. Die Matratze war wie eine Tortilla gekrümmt, damit sie in den schmalen Raum zwischen Bar und Wand passte. Sein Gesicht war schlafzerknittert, offenbar hatte er schlecht geschlafen.
    »Sie werden hinter mir her sein, wenn sie meinen Truck auf der North Peters finden«, sagte er und verschränkte die Hände hinterm Kopf. Dann streckte er sich, um wach zu werden.
    Ich konnte seine Stimme nicht deuten. Ich konnte nicht beurteilen, ob er traurig, wütend oder über beides hinweg in irgendeinem Gefühlsgemenge war, das er noch nie erkundet hatte.
    Oh Will . Am liebsten wäre ich zu ihm gekrochen, hätte meine Arme und Beine um seinen Schmerz geschlungen. Doch ich sagte nur: »Was macht denn dein Truck da unten?«
    »Hab diese Kurve an der Saint Ferdinand nicht geschafft«, murmelte er und fuhr mit der Hand den Weg des Trucks nach. »Und da war dieses Riesen-Opossum mitten auf der Straße und Rumms !« Er klatschte.
    »Armes Opossum.«
    »Dem geht’s gut. Nur mein Truck steckt jetzt im Graben fest, zwischen ein paar Zaunpfählen und dem Holzplatz. Ich musste das Heckfenster einschlagen, um rauszukommen. Wenigstens hoffe ich, dass der Truck noch da liegt. Aber wahrscheinlich wäre er der Versicherung mehr wert, wenn ich ihn als gestohlen meldete.«
    Er lachte leise, aber ich brachte es nicht über mich. Sollte ich ihn fragen? Wo warst du, was denkst du, kannst du dich zu mir bekennen? Können wir jetzt zusammen sein?
    »Aber dir geht es gut, oder?«
    »Gut? Mir geht es verdammt großartig. Ich bin wie so ein verfickter Country-Song, Cassie. Typ verliert alles, was er zu haben glaubt, an einem Tag. Mein Truck rundet den Refrain nur ab, findest du nicht auch?« Da war er wieder, der Sarkasmus, den ich so gut kannte und der sein Leid verbarg. Von dem Mann, den ich so sehr liebte.
    Das ist dein Stichwort, Cassie. Sag es. »Du hast nicht alles verloren, Will.«
    »Das stimmt. Der Tag ist noch nicht vorbei. Oder doch? Ich kann es gar nicht sagen, weil die Vorhänge zu sind. Was hältst du von ihnen? Sie sind ziemlich hübsch, oder?«
    »Sie gefallen mir gut. Siehst du? Du hast Vorhänge … und …?«
    Seine Augen wanderten von den Vorhängen zu mir. »Was habe ich sonst noch?« Er stützte sich auf die Ellenbogen auf, sein Blick war schwer.
    Sag es, Cassie.
    »Du hast … diese marmornen Tische. Sie sind einfach t-toll«, stammelte ich.
    »Das stimmt. Sie sind toll«, antwortete er.
    Nervös fummelte ich an der Bar herum.
    »Und … was habe ich sonst noch?«
    Um Himmels willen, sag es endlich.
    Sag es jetzt.
    »Du hast alles, Will, hier in diesem Zimmer …«
    »Habe ich dich?«
    Genug, Cassie. Es ist hier, alles, genau vor deiner Nase.
    »Ja, Will.«
    »Bist du sicher, Cassie? Denn ich will dich wirklich haben, und eben, als dieser Kerl auf den Krankenhausparkplatz fuhr, sah es so aus, als ob ich dich auch nicht haben könnte. Da dachte ich nämlich …«
    »Will, du hast mich.«
    Ich weiß nicht, ob ich mich zu ihm niederließ oder ob er die Arme ausstreckte und mich auf die Matratze zog. Aber bald schon kniete ich vor ihm, ließ es zu, dass er mir das T-Shirt auszog, den dummen BH , meinen blöden Gürtel und die schreckliche Jeans fortschleuderte. Wir beide hassten jede Kleinigkeit, die zwischen uns stand, und wenn es nur unsere Kleider waren.
    Ich saß jetzt rittlings über ihm, unsere Finger waren ineinander verschränkt. Ich war glücklich und so furchtbar dankbar.
    »Du solltest in diesem Augenblick dein Gesicht sehen«, flüsterte er. »So schön.«
    Eigentlich wollte ich sagen: Du gibst mir das Gefühl, schön zu sein . Aber das stimmte nicht. Ich fühlte mich schön, bevor er es sagte. Ein absolutes Wunder.
    »Danke Will.« Meine Finger liebkosten sein Brustbein. Er war alles, was ich mir je gewünscht hatte.
    Er streckte die Hand aus, packte mich fest am Nacken und zog mich zu sich hinunter, bis meine Brüste gegen seine warme Brust gepresst wurden. Seine Augen waren ruhig, das Haar ein Gewirr aus Kummer und Schlaf. Ich strich es glatt zurück.
    »Küss mich, Cassie. Küss mich, als ob du ernst meinst, was du gerade gesagt hast. Dass ich dich habe. Dass du mir gehörst.«
    Seine Lippen waren leicht geöffnet, und mein Mund sank ihm entgegen. Wir waren weder drängend noch wild. Noch nicht. Es gab keine Eile.
    Ich küsste ihn intensiv, mit ganzer Seele,
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