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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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hier zu suchen habe, Bürschchen. Ich bin Alfred Dimchurch. Ich bin der Präsident der OHA, das bin ich, jawohl. Und ich schließe dich hiermit aus der Gewerkschaft aus», donnerte er.
    Pip warf einen schnellen Blick in die Runde. «Das können Sie nicht. Ich bin demokratisch zum Vertrauensmann gewählt worden.»
    «Und wie ich das kann! Ich kann jeden, den ich will, feuern. Lesen Sie das in den Vorschriften nach. Aber ich kann ja nicht erwarten, daß Sie diese je in Ihren Händen gehabt haben. Wenn ich nur in den vergangenen fünf Tagen meine Sehkraft besessen und erfaßt hätte, wer diesen kindischen Trubel verursacht -»
    «Brüder! Kollegen! Kameraden!» Pip warf seine Arme auseinander. «Hört mich an! Ihr habt die schreckliche Ungerechtigkeit gesehen, die in diesem Spital herrscht. Ihr habt die abscheulichen Schandtaten der Ärzte mit angesehen. Ihr habt auch meinen Kampf gegen beides mit angesehen. Brüder, jetzt ist es nicht an der Zeit, die Führung zu wechseln. Nicht jetzt, in der Hitze des Kampfes, den Sieg in greifbarer Nähe, das Blut der Feinde von euren Stiefeln dampfend. Nein, jetzt ist der Augenblick gekommen, da ich euch zur totalen Vernichtung des Kapitalismus fuhren will. Ihr wollt doch sicher nicht, daß ich meine Truppen verlasse, nicht wahr? Mag der alte Kracher da sagen, was er will, ich bleibe. Ich lasse meine tapfere Armee nicht im Stich. Los denn! Schließt den Ring der Streikposten! »
    Pips Ansprache wurde von einem Geräusch unterbrochen, das den Ohren des Redners noch unvertraut war. Ein lauter Furz ertönte. Harold Sapworth hatte ihn von sich gegeben.
    «Verzeihung?» fragte Pip, peinlich berührt.
    «Pack dich, Kumpel. Das haben wir alles schon einmal gehört.»
    «Ich habe euch aufgefordert, den Streik weiterzuführen. Ich halte den Sinn meiner Worte für ziemlich klar.»
    «Der Streik ist abgeblasen, Kumpel.»
    Pip starrte Harold ungläubig an. «Ich habe keinen derartigen Befehl gegeben.»
    Harold saugte an seinem Daumen. «Das hat nichts mit dir zu tun. Und du hast nichts mehr mit uns zu tun.»
    «Aber ich bin doch euer Freund und Kollege!» protestierte Pip.
    «Wir hier im St. Swithin sind ein gewerkschaftspflichtiger Betrieb. Und du bist kein Gewerkschaftsmitglied mehr. Du solltest dich also so rasch wie möglich verdrücken, bevor wir eine sogenannte konzertierte Aktion starten, das heißt: bevor wir dir einen Tritt in den Hintern geben.»
    «Wie kannst du es wagen!» rief Pip, hochrot im Gesicht.
    «Und was soll das hier heißen, he?» Harold Sapworth zog aus seiner Manteltasche einige engbeschriebene Zettel. «Das habe ich im Schreibtisch von diesem Esel Grout gefunden, als er mich heute früh aufforderte, die Schießscheibe abzuholen. Das ist doch deine Schrift, oder?» fragte er Pip drohend. «Ein Plan, hundert von deinen Kollegen hier unten überzählig zu machen.»
    «Und das soll ein Vertrauensmann sein!» schnaubte Alfred Dimchurch.
    «So was nenn ich eher einen verdammten Schurken», stimmte ihm Harold Sapworth zu.
    In ein Bündel feindseliger Geräusche hinein sagte Pip wütend, während er seinen braunen Mantel abstreifte, zu Harold Sapworth: «Ich hätte gute Lust, dir eine herunterzuhauen.»
    «Das würde ich an deiner Stelle lieber nicht tun. Du bist in der Minderzahl. Auch wenn wir von unserem Präsidenten absehen, der bereits darüber hinaus ist, seine Fäuste einzusetzen. Du willst doch nicht in einem Spital enden, wie? Dort würdest du nämlich keinen sehr angenehmen Aufenthalt haben, wenn du mich fragst.»
    Pip schmiß wütend seinen Mantel auf den Zementboden. «Verdammt will ich sein, wenn ich kampflos aufgebe, du unterentwickelter Judas. »
    Da geschah es zum zweitenmal. Faith ließ ihre Hand in die seine gleiten. Pip hielt inne.
    «Pip, Lieber», sagte Faith ruhig. «Es wäre viel, viel klüger, an einem anderen Tag zu kämpfen. Heute könnte es sein, siehst du, daß niemand Lust hat, an deiner Seite zu kämpfen.»

21

    «Liebste Josephine», sagte der Instituts Vorstand von St. Swithin zu lg seiner Frau, während er sich kurz nach achtzehn Uhr an diesem Abend im gemütlichen Erkerzimmer seines Hauses in der Lazar Row aufatmend niederließ. «Jetzt haben wir wirklich einen Anlaß zum Feiern. Hole bitte einen Sherry. Greife tief in mein Schuhkästchen oben im ersten Stock hinein und bring mir eine Flasche von der sehr alten cuvée Butler. Das war ein erstklassiger Jahrgang.»
    Er lag gemächlich in seinem tiefen
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