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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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klassifizieren. Mit siebzehn konnte er Jagdhunde abrichten und mit achtzehn sich ansaufen, ohne daß ihm übel wurde.» Dr. Chipps stand auf. «Am besten, ich spreche selbst mit ihm. Bevor Armee und Marine eingesetzt werden, sofern noch etwas von diesen Waffengattungen übriggeblieben ist. Wo finde ich ihn?»
    «Er treibt sich mit Vorliebe im Aufenthaltsraum der Krankenträger, drunten im Keller des St. Swithin, herum.»
    «Ich kenne mich in meinem eigenen Spital nicht mehr aus, so extravagant hat man es umgebaut», klagte Dr. Chipps.
    «Folge nur den Streikpostenreihen, und du wirst geradenwegs ans Ziel kommen», riet sie ihm verärgert.
    Der Platz vor dem St. Swithin kam Dr. Horace Chipps mehr wie ein Filmgelände bei Außenaufnahmen vor, denn wie der Vorhof eines Spitals. Überall gab es Kameras, Scheinwerfer, Kabel und Gerätewagen. Männer in überaus bunten Hemden streiften entschlossenen Schrittes umher und wiesen in alle möglichen Richtungen. Mädchen in Jeans und mit riesigen Sonnenbrillen folgten ihnen beflissen mit gezückten Stenogrammblocks und Stoppuhren überallhin. Männer, an denen Kameras oder Girlanden von Mikrophonen baumelten, suhlten sich gemütlich im warmen Sonnenschein. Dr. Chipps erkannte den hier ebenfalls verloren aussehenden rosigen und elegant angezogenen Herrn, der die Kanzlei der Oberin in dem Augenblick verlassen hatte, in dem er selbst eingetreten war.
    Die beiden faßten einander ins Auge. «Entschuldigen Sie», wandte sich der Fremde an Dr. Chipps, «ich suche das Verwaltungsbüro. Ich wurde soeben aus dem Spital entlassen.»
    «Hoffentlich war’s nichts Ernstes?» erkundigte sich der Doktor anteilnehmend.
    «Durchaus nicht. Ich habe Zwillinge geboren, zwei hübsche Mädchen.»
    Dr. Chipps riß die Augen auf. Nicht nur das St. Swithin, sondern auch die Medizin hatte sich seit seiner Studienzeit auf überwältigende Art modernisiert. Ein Blick in die Runde bewies es. Da trug ein junger Mann in Hochländertracht ein Plakat mit der Aufschrift AUTONOMIE FÜR CLYDESIDE und neben ihm stand ein braunbeman-telter Jugendlicher, der die Botschaft ANSTÄNDIGE BEHANDLUNG FÜR ALLE mürrisch in die Höhe hielt. «Ja, Chef, im ersten Stock», antwortete er höflich, als sich Lord Hopcroft um Auskunft an ihn wandte.
    «Und was halten Sie von den Differenzen?» fragte Lord Hopcroft weiter.
    «Von was?»
    «Vom Streik.»
    «Ach, von dem... Eigentlich hab ich noch nicht darüber nachgedacht. »
    «Aber Sie wissen doch sicher», fragte Lord Hopcroft freundlich, «warum Sie streiken?»
    «O ja. Ich streike, weil wir alle dazu aufgerufen wurden.»
    «Aber wissen Sie, warum Sie dazu aufgerufen wurden?»
    «Der Vertrauensmann hat uns aufgerufen.»
    «Gewiß. Aber aus welchem Grund hat sich Ihr Vertrauensmann dazu entschlossen?»
    «Hören Sie, Chef, ich bin ja kein klugscheißender Professor.»
    Bald darauf fand Lord Hopcroft im ersten Stock die Büroräume, sie waren jedoch verlassen. Nur ein junger Mann in einem bunten T-shirt und Jeans zeigte sich durch eine offene Tür; er schaufelte Papiere in eine Aktentasche. «Machen Sie auch Streik?» fragte Lord Hopcroft näher tretend.
    Der junge Mann blickte auf. «Samstags nie. An Samstagen unternehmen wir nie etwas. Ich räume auf. Man hat mich hinausgeworfen. Weil ich paar Pfund aus dem Spitalfonds für ein deutsches Mädchen in einem feinen Restaurant ausgegeben habe. Das ist verdammt ungerecht. Ich hätte deswegen einen Streik ausgerufen, wenn nicht schon einer im Gang gewesen wäre.»
    «Was für einen Posten werden Sie nun antreten?» fragte Lord Hopcroft teilnahmsvoll.
    «Keinen mehr in einem Spital jedenfalls», sagte Mr. Grout nachdenklich. «In einem Spital ist man nicht einmal anständig angezogen und muß trotzdem den ganzen Tag lang Würde zeigen. Ich will’s jetzt in der Hotelbranche versuchen. Hotels sind, genaugenommen, dasselbe wie Spitäler. Nur sterben weniger Leute in ihnen.»
    Lord Hopcroft schnalzte mit den Fingern. «Bei Gott, junger Mann, Sie haben mir eine Idee eingegeben! Meine Gesellschaft besitzt im Zentrum der Stadt etliche moderne Hotels, die im Augenblick entsetzlich schlecht gehen. Aber sie haben ein sehr leistungsfähiges und -wie ich mir schmeicheln kann - zufriedenes Personal. Küche und Keller bieten alles, was sich der anspruchsvollste Kapitalist oder Kalif nur wünschen kann. Ich könnte leicht einige Appartements so umändern lassen, daß Ärzte in ihnen nach Belieben schalten und walten können. Schließlich kommt
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