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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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und verhängnisvoll hörig. Es ist mir zwar unvorstellbar, was ein Mädchen wie du an diesem zottelhaarigen Hitler findet.»
    «Nein, Daddy. Ich bitte dich ja nur aus Gerechtigkeitssinn darum. Pip bedeutet mir nichts mehr.»
    «Bitte, Faith, halte mich nicht schon wieder zum Narren!»
    «Ehrlich. Wir sind auseinandergegangen. Jedenfalls für eine Weile. Wir haben heute nachmittag erkannt, daß unsere Individualitäten, jede für sich zu machtvoll sind, um von der Persönlichkeit des anderen ertragen werden zu können. Gemeinsam scheinen wir eine Kettenreaktion wie eine Atombombe auszulösen.»
    «Was du bei ihm in der letzten Montagnacht ausgelöst hast, weiß ich nicht genau», sagte er streng und nippte an seinem Sherry.
    «Während der letzten Montagnacht passierte nicht das Geringste.»
    Der Vorstand brach in ein gequältes Lachen aus, das an das Winseln eines getretenen Terriers erinnerte. «Wenn sich ein junger Mann mit einer jungen Frau ins Bett legt, auch wenn das fragliche Bett zufälligerweise in einem Heim für obdachlose Mädchen steht -»
    «Aber der arme Pip!» Sie machte eine Pause. «Er war so ungeschickt. Außerdem war nicht sehr viel Platz in dem Bett.»
    Der Vorstand knurrte höhnisch.
    «Ein Student vom St. Swithin und seine Tanzpartnerin», murmelte Josephine versonnen, «sollen tatsächlich einmal den Rest einer durchtanzten Nacht völlig harmlos im selben Bett verbracht haben.»
    «Ich war eben zu betrunken», erklärte der Vorstand. «Will sagen... Aber was geschah in der Dienstagnacht? Ganz zu schweigen von der Mittwoch-, Donnerstag- und Freitagnacht?» forschte er, vom Einwurf seiner Frau irritiert.
    «Wir hatten viel zuviel mit dem Entwerfen revolutionärer Pläne und dann mit dem Streik zu tun.»
    Der Vorstand schnaubte. Und wieder krachte ein Donner. «Na schön, gut und schön. Ich weiß, daß ich meiner Tochter Glauben schenken kann. Ich erzog dich Gott sei Dank dazu, einen Sinn für Wertordnungen zu entwickeln. Sag diesem Pip, er soll sich am Montag auf den Stationen anmelden und sich bis Weihnachten nicht vor meinen Augen zeigen.»
    «Danke vielmals, Daddy.» Faith schlug leuchtenden Auges die Hände zusammen. «Ich wußte doch, daß du von einer Schlachtung absehen würdest.»
    «Ich wollte, du sprächst nicht mehr in diesem abscheulichen Gewerkschafterjargon. Ich hoffe, daß du nun dein normales Leben ernsthaft wiederaufnehmen und deine Pflichten gegenüber der Welt, in der du lebst, erfüllen wirst.»
    «Du hast mich stets unterwiesen, Daddy, meinen Pflichten unparteiisch nachzugehen.»
    «Ich weiß, es steckt eine Menge Gutes in dir, Faith», sagte er und hielt Josephine wieder sein leeres Glas zum Nachfüllen hin. «Schließlich bist du ja meine Tochter.»
    «Auch meine», sagte Josephine und schenkte nach.
    «Von den Obdachlosen wirst du in dieser schrecklichen Woche nicht viel gesehen haben?»
    «Ich mußte diesen Job aufgeben, Daddy. Das war nur fair. Aber ich habe eine große Überraschung für dich. Mr. Clapper hat mich als Fürsorgerin im St. Swithin aufgenommen.»
    «Aber das ist ja wunderbar. Geradezu perfekt. Wir beide, du und ich, arbeiten also für die Kranken im selben Spital. Trink noch einen Sherry! Wie hast du denn das, um alles in der Welt, ohne meine Intervention zustande gebracht?»
    «Ich wollte niemandem verpflichtet sein, Daddy. Nicht einmal dir.»
    «Wackeres Mädchen! Bleib nur unabhängig. Überdies hätte es endlose Scherereien gegeben, wenn ich diesem öden Hanswurst von einem Clapper Honig um den Mund hätte schmieren müssen.»
    «Ich mußte selbstverständlich der OHA beitreten.»
    Von neuem bildeten sich Fältchen auf der Stirn des Vorstands. «Vermutlich ging das nicht anders. So ist es eben im modernen Leben.»
    «Heute abend komme ich spät nach Hause. Wir haben eine Versammlung einberufen, um den neuen Vertrauensmann zu wählen.»
    «Diesen kleinen Gauner von einem Harold Sapworth, nehme ich an?»
    «Nein, Daddy. Mich. Und zwar einstimmig.»
    Das Glas des Vorstands zerschellte auf dem Boden.
    «Du hast mich stets unterwiesen, Daddy, meinen Pflichten ohne Berücksichtigung anderer oder Einschüchterung durch andere nachzugehen. Am Montag um neun Uhr möchte ich dich gerne im Bertie Bunn sprechen, bitte. Ich will dir die neuen Restriktionsvorschriften in bezug auf Privatpatienten vorlegen. Du wirst diese Maßnahme vielleicht als ein wenig schmerzhaft empfinden, Daddy, aber ich furchte, es bleibt dir nichts anderes übrig, als dich ihr zu
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