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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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Fußboden war leer bis auf einen Büstenhalter, ein schwarzes Damenhöschen und ein zerknittertes Kleid. Das schmale Bett war wie eine Schiffskoje in die Wände gezwängt. Von einem Leintuch halb bedeckt, das lange Blondhaar gefällig über die nackten Schultern gebreitet, beide Hände unter einer glühenden Wange verborgen, lag Faith Lychfield darin und schlief süß.
    Der junge Mann gab ihrer Nase mit der Fingerspitze einen Stups. Faith änderte ihre Haltung nicht, schlug jedoch, als Reflexbewegung sozusagen, die Augen auf.
    «Hallo», sagte Faith.
    «Erinnerst du dich noch an mich?» fragte er höflich.
    «Natürlich. War das nicht eine Super-Party?»
    «Sie war grandios, einzigartig. Und dabei dachte ich, sie würde todlangweilig werden. klingt ja nicht gerade sehr schwungvoll, was? Ich ging nur hin, weil mir jemand eine Eintrittskarte geschenkt hatte. Ich wollte eigentlich nur meine Arbeit unterbrechen und auf andere Gedanken kommen.»
    «Ich halte das Ganze für einen schrecklichen Wohltätigkeitsschwindel. Ich kann mir nicht vorstellen, daß für die Notleidenden viel übrigbleibt, wenn man den ganzen Schampus vom Ertrag abziehen muß.»
    «Aber ich hätte mir natürlich nicht im Traum vorgestellt, daß ich ein so unglaublich aufregendes und genußvolles Wesen wie dich dort kennenlernen würde», teilte er ihr nüchtern mit, während er sittsam, den Hemdrand herabgezogen, auf dem Rand der Koje saß.
    «Du bist wirklich süß», sagte sie, ohne ihre Stellung zu ändern.
    «Ich muß wohl auf der Stelle eingeschlafen sein», versuchte er sich zu erinnern.
    «Es war schrecklich spät, als wir durch das Fenster da hereinkrochen. Fast schon früher Morgen. Ein Wunder, daß wir nicht geschnappt wurden. Die Polizisten schöpfen heutzutage immer gleich Verdacht.»
    «Aber wie komme ich hier heraus? Das ist doch eine Jugendherberge für Mädchen, oder nicht?»
    «Mach dir keine Sorgen. Die alten Ziegen von der Aufsicht sind kolossal freizügig und tolerant. Sie müssen’s sein, sonst melden sich keine freiwilligen Helferinnen mehr. Meine Eltern halten das Haus natürlich für eine Art von Kloster. Daddy vor allem hat da ziemlich altmodische Vorstellungen.»
    «Daddy», murmelte er und kratzte sich am borstigen Kinn. «Das könnte aber ein bißchen peinlich werden, weißt du.»
    «Aber, Schätzchen! Daddy braucht doch nie zu erfahren, daß du hier warst. Oder daß du mich überhaupt kennst. Er hält mich von den Studenten fern, als ob sie leprakrank wären.»
    «Ja, aber ich soll in -» Er schüttelte nochmals seine Uhr, hielt sie ans Ohr und erinnerte sich dann an den Wecker.
    «- in achtunddreißig Minuten vor Daddy stehen. Um neun Uhr trete ich im St. Swithin zur Chirurgieprüfung an .»
    Faith setzte sich kerzengerade auf und fuhr mit der Hand an den Mund. «Oh, Pip! Das hättest du mir sagen sollen. Ich hätte den Wecker gestellt.»
    «Ich dachte selber dran, es zu tun. Aber dann hielt ich das unter den gegebenen Umständen für einen ziemlich prosaischen Einfall.»
    «Du mußt schnell wie der Wind fort», drängte sie ihn. «Daddy kann zu Leuten, die sich nicht an Verabredungen halten, absolut mörderisch sein.»
    «Ja, ich werde mich beeilen», erwiderte er trüben Blickes. «Aber wo ist eigentlich meine Hose?»
    «Du lieber Gott...» Faith sah sich in ihrem Gelaß um, das von einem Sonnenstrahl durch die zugezogenen Vorhänge erhellt wurde. «Hast du sie hier drinnen ausgezogen?»
    «Es könnte auch draußen gewesen sein», räumte er ein. «Wir waren, wie ich mich erinnere, in großer Eile.»
    «Da ist sie!» Sie zog eine zerdrückte schwarze Hose unter dem Bett hervor.
    «Danke.» Er legte sie an. «Nach meiner Schleife Ausschau zu halten, wird wohl aussichtslos sein.»
    «Aber du versuchst doch zumindest, das Examen zu machen?» fragte sie besorgt.
    «Ich muß wohl.» Er zuckte die Achseln. «Sonst schmeißt mich dein Daddy hinaus.»
    «Oh! Das hättest du mir sagen sollen, Pip. Ich hätte nie gedacht, daß du ein so gefahrvolles Leben fuhrst. Ich hätte dich zu deiner Hauswirtin zurückgebracht, damit du eine Tasse Ovomaltine trinkst und dich richtig ausschläfst.»
    «Ich ließe mich um der vergangenen Nacht willen gern aus weitaus besseren Örtlichkeiten, als es St. Swithin ist, hinausschmeißen», versicherte er ihr feierlich.
    Sie legte den Kopf schief. «Wie heißt du eigentlich wirklich?»
    «Chipps.»
    «Ich weiß nichts von dir. Ich
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