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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor!
Autoren: Richard Gordon
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drückte Hopcroft nochmals den Nein-Knopf.
    VERSPÜREN SIE OFT DEN DRANG ZUM URINIEREN?
    «Oberin!» schrie Lord Hopcroft.
    Nur das Echo seiner Stimme war zu vernehmen. Die Frage begann mehrmals aufzublitzen. Erbittert drückte er den Ja-Knopf. In rascher Folge wurde er gefragt: STEHEN SIE IN DER NACHT AUF, UM ZU URINIEREN? worauf er mit «Nein» antwortete, OFT? worauf er wieder mit «Nein» antwortete und MEHR ODER WENIGER ALS EIN DUTZEND MAL? worauf er erbost alle drei Knöpfe gleichzeitig drückte.
    GEHEN SIE SOFORT DURCH DIE «EIN»-TÜR , befahl der Schirm und wurde wieder weiß.
    Lord Hopcroft hatte den Eindruck, daß sich irgendein Fehler in dieses System eingeschlichen haben müsse. Aber er verließ folgsam die Kabine und stieß die mit EIN bezeichnete Türe auf. Wie die meisten Patienten hing er mit tiefer Gläubigkeit an seinem Krankenhaus und dessen Ärzten, mit einem Vertrauen, das um so rührender war, als es ihn jederzeit ins Verderben stürzen konnte.
    Der zweite Raum war dem ersten ähnlich, doch noch furchterregender. Das Signal über einem anderen Bildschirm blitzte bereits auf und ein Summen entstieg dem Dschungel der böse glitzernden Apparate aus Metall und Glas.
    GEBEN SIE EINE HARNPROBE IN DEN GELBEN TRICHTER, befahl ihm der Bildschirm.
    Lord Hopcroft fiel dies schwer, aufgeregt wie er war. Die Aufforderung flammte mehrmals auf und wurde ersetzt durch ein VERSUCHEN SIE ES, BITTE.
    Lord Hopcroft hatte abermals kein Glück.
    SIE MÜSSEN EINE HARNPROBE ABGEBEN, mahnte ihn der Bildschirm. STELLEN SIE SICH IM GEISTE DIE NIAGARAFÄLLE VOR.
    «Verdammter Blechtrottel!» rief Lord Hoperaft zornig.
    RUHE! war die Antwort.
    «Ich weigere mich entschieden, Ruhe zu bewahren. Wenn du’s genau wissen willst, ich hab euch Computer schon seit Jahren gründlich satt. Ihr habt es erreicht, unser Leben vollständig zu beherrschen. Ihr seid launenhaft, unverläßlich und gebt selten eine eindeutige Antwort. Ihr laßt euch nicht die geringste Kritik gefallen und reagiert wie die
    Wilden bei jedem Versuch, eure krassen Fehler richtigzustellen. Ihr seid, im Grunde genommen, genauso wie die Weiber. Nur kostet eure Erhaltung noch wesentlich mehr. Sobald ich wieder in meinem Büro bin, werde ich meine Computer auf die Straße werfen und meine Mitarbeiter mit sauber in Leder gebundenen Hauptbüchern und Kielfedern ausstatten.»
    MISSBRAUCH FÜHRT ZU NICHTS , sagte der Schirm.
    «Doch.» Hopcroft packte wütend den Bildschirm und versuchte, ihn zu schütteln, doch die Mattscheibe war fest im Pult verankert. «Außerdem scheinst du dir einzubilden, daß ich die Blase eines Kamels besitze.»
    NEHMEN SIE IHRE HÄNDE VON MIR!
    «Du kannst von Glück reden, daß ich dir nicht den Schirm zerdresche.»
    DAS WÜRDEN SIE NIE WAGEN.
    «Doch, das würde ich. Das wirst du gleich sehen.»
    GEWALT IST ETWAS SCHÄNDLICHES.
    «Dasselbe gilt von krasser Unfähigkeit.»
    VIELE ANDERE WISSEN MICH ZU SCHÄTZEN.
    «Viele andere haben auch Fanny Hill zu schätzen gewußt.»
    ABER, ABER!
    «Oberin!» schrie Lord Hopcroft klagend. «Ich möchte nach Hause! Lassen Sie mich heraus!»
    Statt irgendeiner Antwort blitzte der Schirm auf:
    GEBEN SIE EINE HARNPROBE IN DEN GELBEN TRICHTER.
    Lord Hopcroft blickte sich um und erspähte einen zweiten Behälter mit Eiswasser, füllte mehrere Plastikbecher damit an und entleerte sie unter wildem Gelächter in den Trichter. Der Schirm flammte auf und erklärte:
    SIE MÜSSEN SOFORT INS SPITAL.
    «Unsinn», sagte Lord Hopcroft.
    Hinter ihm aber wurde die Tür aufgerissen, zwei gewichtige Männer in hochgeschlossenen weißen Jacken packten ihn an den Armen und zerrten ihn hinaus.

4

    Kurz nach acht Uhr am nächsten Morgen wurde in der Chelsea’s King’s Road, dort, wo die Boutiquen und Bistros den Fußballplätzen und Gaswerken weichen, ein Fenster im ersten Stock aufgerissen und ein blasser, aber nett aussehender junger Mann mit zerwühltem Haar, Rüschenhemd und Samtsmoking steckte sein Haupt durch die Vorhänge und rief: «O Gott, es ist schon Tag!»
    Er tauchte wieder in dem kleinen Zimmer unter, warf einen Blick auf seine Armbanduhr, schüttelte sie dann und beklopfte sie. Ein langer Kampf mit der schnellfüßigen Zeit schien endlich ihren Tod herbeigeführt zu haben. Der gedämpft tickende Wecker neben dem Bett zog seine Aufmerksamkeit auf sich. «O Gott», wiederholte er. «Noch dazu ist Dienstag, mein Unglückstag.»
    Er blickte auf der Suche nach seiner Hose im Zimmer umher. Der mit Plastik belegte
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