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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
Autoren: Margret Schwekendiek
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mich, kreatürliche Angst durchflutete mich, wie ich sie noch nie zuvor empfunden hatte. Mein Chef spielte die Klaviatur der Macht voll und ganz aus – leider an meiner Person. Ich hasste ihn einmal mehr.
    „Die Hölle, das Fegefeuer und alles was dazugehört, ist mein“, grollte er. „In vielen Dingen bin ich vielleicht zu nachlässig gewesen. Du wirst in den letzten Jahren entschieden zu aufsässig, Samtara. Mit diesem Wettstreit hast du eine Gelegenheit, dein Ansehen in meinen Augen zu verbessern. Falls es dir nicht gelingt zu gewinnen, werde ich dich statt Nixon in die Heizungsanlage schicken. Haben wir uns verstanden?“
    Ich konnte in diesem Zustand nicht sprechen, aber meine hasserfüllten Blicke gaben die richtige Antwort.
    „Na also. Übrigens wird der Verlierer zur Belohnung jeweils eine Führung durch die verschiedenen Abteilungen des anderen Stockwerks mitmachen dürfen.“ Der Teufel lachte erneut und entließ mich aus seiner Gewalt.
    Sagen Sie, hätten Sie nicht Lust, meine Stellung zu übernehmen? Ich verspreche, dass es sicher nicht langweilig wird.
    Aber jetzt hatte ich einen abscheulichen Auftrag, gegen den es keinen Widerstand gab. Nun gut, Michael würde schon sehen, was er davon hatte.
     
    *
     
    Dreitausendsiebenhundertfünfundzwanzig Seelen in einer Woche, harte Arbeit, bei der meine tumben Diener Kain und Abel nicht besonders hilfreich gewesen waren. Diese leeren Skelette brauchen eben für alles eine Anweisung, selbst zum Laufen, sie sind unfähig, selbst Seelen einzusammeln. Aber soweit ich gesehen hatte, erging es dem Erzengel nicht viel besser. Obwohl er doch die Menschen erlösen sollte, waren viele von ihnen gar nicht zum Sterben bereit. Damit stand er vor den gleichen Problemen wie ich bei einigen der Geister, die absolut nicht erlöst werden wollten, sodass ich manchmal recht energisch werden musste, um meinen Willen – oder den meines Chefs – durchzusetzen. Bei Michael hingegen war es die moderne medizinische Technik, die ab und zu dafür sorgte, dass die Seelen ihm wieder von der Schippe sprangen.
    Wie mir einige Spione zuflüsterten, waren Michael und ich bei der gleichen Anzahl von Seelen, und die Zeit für den Wettstreit lief ab. Im Grunde blieb mir nur noch, wenigstens eine Seele zu holen und zu hoffen, dass der Engel bei seinem letzten Auftrag Pech hatte.
    Ich entschied mich für einen der Gonger vor der Insel Amrum. Dabei handelte es sich um sogenannte Wiedergänger, die so lange herumspuken und immer wiederkehren, bis sie ihren gewaltsamen Tod gerächt haben.
    Ich erschien ohne Vorwarnung während der Ebbe. Ein voller Mond schien am Himmel, im Wattenmeer leuchteten zahllose Lebewesen mit Biolumineszenz.
    Henning stand reglos da und starrte auf das Nordufer der Insel.
    „Deine Zeit ist vorbei, du hast genug Menschen in Angst und Schrecken versetzt“, sagte ich und streckte die Hand aus. Eine Leuchterscheinung berührte mich, ich zuckte zusammen. „Michael, was tust du hier?“, fauchte ich den Erzengel an. „Diese Seele gehört mir.“
    „Nein, Samtara, ich werde sie mitnehmen“, erklärte er sanft. „Henning ist ein Opfer, das Erlösung verdient hat.“
    „Henning ist ein Opfer, das den eigenen Tod herausgefordert und nach seinem Ableben die Menschen regelrecht terrorisiert hat. Ein Wiedergänger, ein Gonger. Du bekommst ihn nicht.“
    „Es liegt nicht mehr in deinem Ermessen.“
    Zum ersten Mal seit Jahrhunderten sah ich ein echtes Lachen im Gesicht des Engels, dann war er auch schon mit Henning verschwunden.
    Eine unerhörte Frechheit! Michael hatte geschummelt, selbst wenn der Gonger als Opfer einzustufen war, so war er doch auch ein Spukwesen mit einer Liste an Untaten.
    „Warum habt ihr mir nicht geholfen, ihr hirnlosen Knochengerüste?“, schimpfte ich und stampfte mit dem Fuß auf. Kain und Abel klapperten mit den Knochen, aber das war ohnehin alles, was sie tun konnten. Wie viel Zeit blieb mir noch, zwei höllische Sekunden? Wenig genug, doch ich tauchte praktisch im gleichen Augenblick in Ägypten auf.
    Die göttliche Kleopatra saß unter Wasser auf einem Grabstein und unterhielt sich mit dem Totenschädel von Marcus Antonius. Ein Großteil ihrer ehemaligen Stadt Alexandria war im Meer versunken, und hier wartete der Geist der Frau auf ihren Geliebten, der schon lange zusammen mit Julius Caesar und Pompejus irgendwelche Pläne ausarbeiten musste, die niemand wirklich brauchte.
    „Komm mit, genug getrauert“, befahl ich, und Kleopatra wurde von
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