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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
Autoren: Margret Schwekendiek
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auftauchen, und ich freue mich jetzt schon darauf.
    Der Teufel steckt im Detail, wo er ja auch hingehört. Das lässt sich natürlich von vielen Dingen sagen, besonders jedoch von gewissen Computerprogrammen, die vordergründig das Leben der Nutzer erleichtern sollen. Das geht so lange gut, bis sich diese Leute darauf verlassen, von einem Betriebssystem ihren Alltag bestimmen zu lassen. Ich sage Ihnen, hätte Satan diese Strategie nicht längst bis zur Perfektion gebracht, müsste man es erfinden. Die Beschäftigung mit absolut unnützen Anwendungen, sinnfreien Spielen und besonders oft mit einer Neuinstallation – weil diese Programme natürlich nicht ohne Störungen laufen – führt dazu, dass viele Menschen fast den Verstand verlieren. Sie glauben gar nicht, wie viel Zeit Sie ohne Notwendigkeit opfern, um Anwendungen ans Laufen zu bringen, die Sie im Grunde gar nicht brauchen. Und mein manchmal wirklich genialer Chef hat es geschafft, diese überflüssigen Programme mit Fehlern zu füllen.
    Leider hat die moderne Technik nicht nur Vorteile für uns. Natürlich begrüßen wir die Selbstmörder, die gewissenlosen Betrüger und auch diejenigen, die in ihrer Lebenszeit mit dieser Technik im großen Stil ihr eigenes und anderer Leben zerstört haben. Es führt allerdings auch dazu, dass wir mehr und mehr der alten Geister von ihren Plätzen abziehen müssen, weil sie völlig überflüssig geworden sind. Poltergeister, Weiße Frauen, Kettenrassler, Monatserscheinungen und andere Spukgestalten haben praktisch keine Daseinsberechtigung mehr, also ziehen wir sie ab. Aber können Sie sich vorstellen, welche Probleme das für uns aufwirft?
    Wir müssen dringend erweitern, und vor allem brauchen wir Beschäftigungen für diese Seelen, sonst kommen die vor lauter Selbstmitleid – das sie eigentlich gar nicht haben sollten – auf dumme Gedanken.
    Als ich meine eigenen Planungen im Kopf soweit zurechtgelegt hatte, musste ich feststellen, dass es schon zu spät war. Ausgerechnet der kleine Ex-Kaiser Napoleon glaubte, eine regelrechte Revolution anzetteln zu müssen – als ob er damit nicht schon auf der Erde gescheitert wäre. Kurz vor einem neuen Gewissensverbrennungsfest sah ich mich einer Versammlung der Unzufriedenen gegenüber.
    „Samtara, was hat das zu bedeuten?“, grollte Luzifer, dem der Aufstand natürlich nicht entgangen war.
    „Warum fragst du mich? Ich habe nun wirklich genug anderes zu tun.“
    „Du hast genau das zu tun, was ich dir sage. Beseitige diesen Unrat.“ Er machte eine umfassende Bewegung mit den feurigen Händen und verschwand. Ich fluchte eine Weile, dann trat ich auf die Unruhestifter zu.
    „Ihr habt den Chef gehört, verschwindet!“
    „Wir haben ein Recht auf angemessene Behandlung“, protestierte Napoleon.
    „Aha. Und was verstehst du darunter? Meines Wissens nach hat nicht einer von euch Erleichterungen oder gar einen neuen Einsatz in irgendeiner Form verdient. Geht zurück an eure Plätze, und wagt es nicht, noch einmal hier aufzutauchen. Sonst findet ihr euch ganz schnell dort wieder, wohin niemand will.“
    Plötzlich hatten alle etwas sehr Wichtiges zu tun, jeder wusste genau, dass die unbeliebtesten Plätze auch bei einer Überfüllung nicht alle besetzt waren.
    Seit – noch vor meiner letzten Lebenszeit als Mensch – ein gewisser Dante einige unserer Betriebsgeheimnisse verraten hat, kann selbst der dümmste Mensch wissen, wie es hier bei uns aussieht, auch wenn natürlich nicht einmal die Hälfte der Tatsachen richtig wiedergegeben wurde.
    Den neunten Kreis der Hölle zum Beispiel haben wir den modernen Gegebenheiten angepasst. War es früher so, dass hier alle Arten von Verrätern schmorten, deren menschliche Körper auf der Erde auch von Dämonen übernommen wurden, so haben wir mittlerweile innerhalb dieses Kreises einige neue Ringe angelegt, in denen Programmierer, Techniker und besonders Militärstrategen untergebracht werden.
    Aber im Augenblick waren tatsächlich alle Plätze besetzt, und ich hatte dafür zu sorgen, dass alles funktionierte und die Kapazitäten aufgestockt wurden. Ich ließ die Abteilungsleiter für seelische Zerfleischung, endlose Todesqual und ewige Rachsucht zu mir kommen, außerdem den Einsatzleiter für unterbeschäftigte Seelenfolterung und den Quartiermeister für Stapelverarbeitung. Alle schauten mich ehrfürchtig und aufmerksam an, um sofort zu reagieren, wenn ich Anweisungen gab, Vorschläge hören wollte oder Kritik ausschütten
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