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Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)

Titel: Gestorben um zu leben (SPUKVERWALTUNG OHG) (German Edition)
Autoren: Margret Schwekendiek
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getan?“, fragte sie erstaunt.
    „Wer hat dir erlaubt, in meinen Akten zu wühlen?“, fuhr ich sie an.
    „Du bist seltsam. Erst holst du mich überhastet aus dem Gespräch mit Marcus Antonius, und dann lässt du mich hier allein.“
    „Ja, schon gut, ich war beschäftigt. Du kannst jetzt in die Zuweisungsabteilung gehen ...“
    Die schöne Kleopatra unterbrach mich. „Es war unvermeidlich, dass ich von deinen Schwierigkeiten etwas mitbekommen habe. Mir scheint, du bist für diese Aufgabe nicht wirklich gut geeignet. Das sollte besser ich übernehmen.“
    „Raus hier“, befahl ich hart. „Komm nie wieder auf die Idee, meine Arbeit zu kritisieren und übernehmen zu wollen, sonst schicke ich dich dorthin, wo selbst du nicht wieder herauskommen kannst.“
    War ich denn hier nur von Irren umgeben? Ich brauchte Urlaub, vielleicht sollte ich für einige Tage die Seiten wechseln. Aber nein, besser nicht, denn dann würde ich wieder auf Michael treffen, und dem konnte ich nicht verzeihen. Warum auch? Erzengel lügen vielleicht nicht, aber sie haben eine seltsame Art, die Seelen zu klassifizieren. Ich frage Sie, ist das in Ordnung, mir eine Seele aus Gnade praktisch aus den Händen zu reißen?
    Aber dann grinste ich doch vergnügt, denn ich hatte bereits einen Antrag an die Zentrale Ermittlungsstelle für ungeklärte Spukangelegenheiten aufgesetzt. Henning, der Gonger, hatte noch zu Lebzeiten indirekt für den Tod eines Anderen gesorgt, er hatte keine Gnade verdient. Erzengel lügen nicht, aber ich auch nicht. Ich kenne nur die Bürokratie wesentlich besser als er, schließlich habe ich dieses Amt selbst gegründet. Ich würde den Wiedergänger schon bekommen, und damit hätte ich gewonnen. Es kommt nicht darauf an, wer Recht hat, sondern wer die Gesetze besser auslegen kann. Und da macht mir ein Engel ganz bestimmt nichts vor, dafür braucht es einen amerikanischen Anwalt. Armer Michael, ob er mir das auch verzeiht?

 

Kapitel 4 – Wegen Überfüllung geschlossen
     
    Einmal im Menschenjahr bekommt mein Chef seltsame Anwandlungen. Nicht nur, dass er dann förmlich rührselig wird und im letzten Jahr tatsächlich Jack the Ripper begnadigt hat, sodass der jetzt nur noch den See aus dem Blut seiner Opfer aufwischen muss – was er selbstredend nie schaffen wird; nein, Satan hat sich dazu herabgelassen, mir zum letzten Fest der Gewissensverbrennung eine glühende Urkunde als Anerkennung für geleistete Dienste zu überreichen. Mir wurde glatt übel dabei.
    Ach, Sie wissen nicht, was unsere Gewissensverbrennung ist? Im Menschenreich nennt man es Geburtstag, da schenkt man sich alle möglichen unnützen Sachen, um sein Gewissen zu beruhigen. Bei uns verbrennen die Neuankömmlinge ihr Gewissen, damit wird verhindert, dass sie dem Chef oder mir zu sehr auf den Wecker fallen, sobald das programmierte Bedauern einsetzt und die Demütigungen zum Alltag werden. Alle Neuankömmlinge müssen das tun, mehr oder weniger freiwillig. Wie immer zelebriert dann der Gebetsmeister das Ritual, mit dem die Gewissensbisse freigesetzt werden, immer vorausgesetzt, die Neuankömmlinge sind moralisch bereits kontaminiert, was bei den meisten sofort nach ihrer Ankunft festgelegt wird.
    Bei vielen geschieht es zum ersten Mal, dass sie überhaupt so etwas wie Gewissensbisse empfinden; Heulen und Zähneklappern amüsiert den Teufel immer wieder, er steht dann voller Freude in hellen Flammen und riecht entsprechend penetrant.
    In früheren Zeiten haben wir auch den Henker des Jahres ausgezeichnet, in den letzten Jahren wurde es dann schwierig, eine genügende Menge an Vollstreckern für eine richtige Auswahl zu finden. Das hat sich jedoch angesichts der vielen Diktaturen und Kriege auf der Erde wieder geändert, und der Henker des Jahres konnte bei diesem Fest mehr als siebenhundert Hinrichtungen von seiner Hand vorweisen. Das ist selbst für unsere Verhältnisse ordentlich, wenn auch noch nicht viel.
    Im Augenblick haben wir hier in der Hölle allerdings ein Problem, das eher selten vorkommt.
    Wir sind voll!
    Wirklich, unsere augenblicklichen Kapazitäten sind ausgereizt. Nicht, dass es sich dabei um ein ernstes Problem handeln würde, wir können durchaus erweitern. Doch es ist schon seltsam, dass wir nicht früher daran gedacht haben. Aber niemand hat ernsthaft mit diesem Ansturm gerechnet.
    Auf der Erde hat jemand scheinbar unsere Taktiken durchschaut und nutzt sie gnadenlos, um Profit zu machen. Aber früher oder später wird derjenige hier
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