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Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe

Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe

Titel: Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
Autoren: Elisabeth Naughton
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Schraubstock. Erinnerungen an den Tag, an dem er ihr das erste Mal begegnet war, stiegen vor ihm auf, und all die Fehler, die er davor und danach gemacht hatte. Und abgelenkt durch sie, wie eh und je, bemerkte er die schattenhafte Gestalt, die aus dem Seitenweg trat, erst, als es zu spät war.

3
    Sechseinhalb Jahre früher
    Tal der Könige
    Pete lungerte beim hinteren Teil der Gruppe herum, wartete und versuchte, Begeisterung über eine Tonscherbe aus dem Mittleren Reich zu heucheln, die auf einer Werkbank neben ihm lag. Vielleicht zwanzig Mäuse wert, wenn er sie verticken könnte, überlegte er. Aber für solchen Mist gab es keinen Markt, und auf den letzten vier Führungen, an denen er teilgenommen hatte, hatte er bisher nichts auch nur ansatzweise Interessantes zu sehen bekommen.
    Verdammt, war das heiß! Er nahm den breitkrempigen Hut ab, den er in Kairo einem Straßenhändler abgekauft hatte, wischte sich den Schweiß von der Stirn und setzte das verfluchte Ding wieder auf. Es war Ende März – Hochsaison in Ägypten, weil die Temperaturen eigentlich als erträglich galten –, aber hier draußen in der Wüste war es höllisch heiß. Er tat, als sei er ein Tourist, holte seine Kamera aus dem Rucksack und machte ein Foto von der Werkbank und den paar unnützen Artefakten. Dann wechselte er das Objektiv und fotografierte die Ausgrabungsstätte. Den Eingang des Grabs. Und schließlich das herumlaufende Personal.
    Dieses Grab würde sich vermutlich ebenso als Flop erweisen wie alle anderen, die er sich bisher auf seiner Reise angesehen hatte, aber er hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass ein Foto manchmal Dinge einfing, die man auf den ersten Blick übersah.
    Und wenn es etwas gab, was er gründlich machte, dann waren das seine Recherchen.
    Dummerweise war er bei diesen Recherchen bisher nur auf Schund gestoßen. Und was seine Kontaktleute ihm erzählten, war auch bloß dummes Zeug. Wenn er nicht bald ins Schwarze traf, konnte er in der Touristenklasse nach Miami zurückfliegen.
    »So, meine Damen und Herren, wenn ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten dürfte. Die Führung fängt gleich an.«
    Wie der Rest der Herde, drehte Pete sich um und sah zu dem Sonnendach hin, wo eine mit Kakihosen, Arbeitshemd und Stiefeln bekleidete Dame der Gruppe sowohl in ägyptischem Arabisch als auch auf Englisch Anweisungen gab. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, da es von einer abgetragenen, tief in die Stirn gezogenen Seemannsmütze beschirmt wurde, aber sie hatte eine außergewöhnlich klangvolle Stimme, und das weckte seine Neugier.
    Erstens, weil sie Amerikanerin war, und wenn eine amerikanische Frau an dem Ort arbeitete, den er auskundschaftete, hatte er immer sofort einen Fuß in der Tür. Er war noch keiner begegnet, die ihm auf die Schliche gekommen war.
    Aber zweitens und vor allem hatte sie diese Art von Stimme, auf die er abfuhr. Weich und direkt, aber zugleich ein Versprechen von wollüstigem Sex.
    Er hob die Kamera und machte ein Bild von ihr. Vielleicht würde sich diese Führung ja doch von den anderen unterscheiden.
    Er schob den Rucksack auf den Rücken, hängte sich die Kamera um den Hals und rückte sie so zurecht, dass er sie auf der Brust trug. Dann steckte er die Hände in die Taschen seiner Cargohosen, wartete und tat, als langweilte er sich zu Tode.
    Aber er langweilte sich ganz und gar nicht. Als die Tour weiterging und ihre Führerin – eine Katherine Meyer – der hauptsächlich aus amerikanischen Touristen bestehenden Gruppe die Ausgrabungsstätte zeigte und die Ziele des Projekts erläuterte, hing er an ihren Lippen. Die Frau wusste, wovon sie sprach. Sie schaffte es, die öden Gegenstände, die sie hier ausbuddelten, nach etwas Geheimnisvollem und Aufregendem aussehen zu lassen. Und als sie erwähnte, dass das Grab möglicherweise die letzte Ruhestätte von Nofretete war, brachte sie die ganze Gruppe dazu, Ooooh! und Aaaah! zu rufen, als wäre sie Jacques Cousteau, der gerade einen versunkenen Schatz vom Grund des Ozeans hob.
    Die Führung dauerte schon eine halbe Stunde, und er hatte immer noch nicht richtig ihr Gesicht gesehen, aber sie schien dunkle Augen und dunkles Haar zu haben, einen schlanken Körper und zarte Hände.
    Sie wies die Gruppe an, in das Grab und den Gang entlang­zugehen und sich dann nach rechts zu wenden, um die erste Grabkammer zu betreten. Pete wusste, dass das wirklich interessante Zeug vor den Touristen weggesperrt sein würde. Darum hörte er gut zu, was sie über die
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