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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen
Autoren: Marah Woolf
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Krankenhaus heraus war, war ihre Chance, den Verfolgern zu entkommen, deutlich größer.
    Mit letzter Kraft schlitterte sie auf den Ausgang zu. Lächelnd kam ihr einer ihrer Verfolger auf der Rampe entgegen. Lucy prallte zurück. Hektisch wandte sie sich um, doch aus der Richtung, aus der sie gekommen war, schlenderte der andere Hüne auf sie zu. Sie hatten sie eingekreist. Sie fühlte sich wie die Maus in der Falle. Es gab keinen Ausweg. Aber Lucy war nicht bereit aufzugeben. Ihre Beine zitterten vor Anstrengung. Grinsend näherten sich die Männer. Sie mussten sich sehr sicher sein, dass sie nicht mehr entkommen konnte. Lucy spannte ihren Körper. Sie hatte nur eine einzige Chance. Der Mann, der die Rampe heraufgekommen war, hatte sie erreicht. Lucy holte Schwung und schlug ihm ihrem Handballen mit voller Wucht unter seine breite Nase.
    Der Kerl schrie auf und taumelte zurück. Lucy wurde schwarz vor Augen. Die Brandwunden und ihr Handgelenk schmerzten höllisch. Beinahe befürchtete sie, es wäre gebrochen. Sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken. Der Mann hinter ihr hatte sich fluchend in Bewegung gesetzt. Sie war zwar schneller und wendiger, doch die Nachwirkungen des Feuers machten ihr zu schaffen. Sie hielt nicht mehr lange durch. Es musste ihr gelingen, ein Taxi zu finden, das sie fortbrachte. Sie rannte, so schnell ihre schmerzenden Beine es zuließen über den dunklen Wirtschaftshof des Krankenhauses. Wie befürchtet, kümmerte der zweite Verfolger sich nicht um seinen Kumpan, sondern lief ihr immer noch nach. Lucy bog um eine Ecke und erkannte erleichtert in einiger Entfernung den Haupteingang des Krankenhauses. Leider wirkte er um diese Zeit gottverlassen.. Egal, dort musste jemand sein. Jemand, der ihr half. Sie nahm ihre allerletzten Kräfte zusammen.
    Das Taxi fuhr in dem Moment vor, in dem Lucy an dem Eingang anlangte. Ein älterer Herr saß auf dem Beifahrersitz und zahlte gemächlich. Sie riss die Tür des Wagens auf.
    »Schnell, ich muss hier weg«, schrie sie den Mann an, der erschrocken zusammenzuckte.
    »So eilig wird es ja nicht sein, junge Dame.«
    Lucy sah den bulligen Typ näherkommen.
    »Doch, das ist es.« Sie zerrte den alten Mann mehr aus dem Auto, als dass sie ihm behilflich war, auszusteigen.
    Dann ließ sie sich auf den Sitz fallen und zog die Tür zu. Ihr Verfolger hatte sein Tempo erhöht. Nur noch wenige Meter trennten sie voneinander.
     
    *********
     
    Sofia blickte ihrem Mann in die blauen Augen. »Wir hätten es Nathan längst erzählen müssen«, sagte sie mit fester Stimme. »Es war ein Fehler, ihm die Wahrheit vorzuenthalten.«
    Harold zuckte mit den Schultern und schwieg, wie er es in unangenehmen Situationen oft zu tun pflegte.
    »Wir haben getan, was wir konnten«, erwiderte er nach einer Weile, als die Stille drückend wurde. »Wir hätten alles verloren, wenn sein Großvater es herausgefunden hätte. Wärst du bereit gewesen, dein Zuhause aufzugeben? Batiste de Tremaine hätte uns fortgejagt.«
    Sofia nickte traurig. »Trotzdem hat der Junge ein Recht auf die Wahrheit gehabt«, flüsterte sie.
    Harold und sie saßen am Küchentisch in dem Londoner Stadthaus. Sofia fühlte sich immer unwohl hier. Doch sie konnte schlecht ablehnen, wenn Batiste de Tremaine befahl, dass sie Miss Hudson zur Hand gehen sollte. Vielleicht war es gut, dass sie jetzt in Nathans Nähe war.
    »Er wird die Wahrheit früh genug erfahren, Sofia. Du hast dir so viel Mühe mit seiner Erziehung gegeben. Er ist nicht wie sein Großvater. Du hättest ein eigenes Kind nicht mehr lieben können. Er wird nicht dieselben Fehler begehen.«
    »Aber er tut es schon«, widersprach Sofia ihrem Mann aufgebracht. »Ich dachte immer, wir hätten noch Zeit, bis er zum Perfectus geweiht würde. Du hast seinen Blick nicht gesehen, als ich ihm vor der Weihe sagte, dass es nicht recht sei, was er tut. Einen Moment hatte ich Angst, dass er direkt zu seinem Großvater geht und ihm erzählt, was ich gesagt habe. Es war ein Fremder, der mich ansah.«
    »Du musst achtsam sein, Sofia«, sagte ihr Mann beschwörend. »Er ist ein de Tremaine. Trotz allem. Wir können seine Bestimmung nicht ändern.«
    »Sein Vater konnte es«, brauste Sofia auf.
    »Und was hat es ihm gebracht?«, fragte Harold.
    Sofia drehte das Weinglas, das sie in den Händen hielt, nervös im Kreis. Was hatte es Nathans Vater gebracht? Diese Frage hatte sie sich selbst immer und immer wieder gestellt.
    »Wir haben versprochen, uns um ihn zu kümmern«,
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