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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen
Autoren: Marah Woolf
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skeptischen Blicken unterbrechen. Sie beschrieb, wie sie versucht hatte, weitere leere Bücher zu finden, wie sie Nathan ins Vertrauen gezogen hatte, weil es ihr so natürlich erschien. Sie redete und redete. Sie erzählte von den Katharern und dem Bund, dem Nathan angehörte, und von den Drohungen, die Batiste ausgestoßen hatte. Sie ließ weder den Mord an Vikar McLean noch den Unfall Madame Moulins aus, der kein Unfall gewesen war. Völlig erschöpft beschrieb sie zuallerletzt das Feuer, in dem sie beinahe umgekommen wäre.
    »Ich weiß nicht, weshalb Nathan mich aus dem Feuer geholt hat. Ich habe keine Ahnung, wie das Feuer entstanden ist. Aber ich weiß, dass es das Werk Nathans und seines Großvaters war. Da bin ich sicher. Sie wollten unbedingt, dass ich für sie und den Bund arbeite. Als sie merkten, dass ich nicht dazu bereit bin, versuchten sie mich zu töten. Genau wie Vikar McLean und Madame Moulin. Selbst in dem Krankenhaus war ich nicht sicher vor ihnen.« Sie nahm noch einen Schluck von dem Whisky und verzog angeekelt das Gesicht. Immerhin wärmte er sie von innen. »Als das Taxi losfuhr, versuchte der Mann, der mich verfolgte, die Tür aufzureißen. Es gelang ihm nicht, und dann … verwandelte er sich plötzlich.«
    Der Unglaube war ihren Freunden ins Gesicht geschrieben.
    »Ich hab mir das nicht eingebildet. Er verwandelte sich in einen Hund. In den Hund, der mir gefolgt ist«, flüsterte sie, als befürchtete sie, wenn sie zu laut sprach, würde der Hund in ihrer Küche auftauchen. Ich habe noch nie so etwas Gruseliges gesehen.
    »Lucy, so etwas gibt es nicht, höchstens im Film. Das muss eine Einbildung gewesen sein oder eine Halluzination«, sagte Jules. »Wahrscheinlich sind das Nebenwirkungen von den Medikamenten, die sie dir gegeben haben.«
    Marie nickte, anscheinend froh, dass Jules eine Erklärung lieferte.
    »War das derselbe Hund, der an der U-Bahn gestanden hat?«, fragte Colin, ohne auf Jules’ Einwurf einzugehen.
    Diese schnaubte empört.
    »Ich denke schon«, antwortete Lucy und wandte sich zu Jules. »Du kannst mir glauben«, sagte sie. »Ich wünschte, das wäre eine Erklärung. Aber ich weiß genau, was ich gesehen habe.« Sie verstummte.
    Während ihrer Erzählung hatte sie die abgewickelte Binde vollständig zerrupft. Ohne ein weiteres Wort stand Jules auf und holte einen frischen Verband aus dem Küchenschrank, um ihn Lucy anzulegen. Die Wunde in der Armbeuge blutete längst nicht mehr. Behutsam reinigte Jules Lucys Arm von dem getrockneten Blut. Als das Schweigen ihrer Freundinnen anhielt, stieg Verzweiflung in Lucy auf. Sie hatte es geahnt. Die Geschichte war zu irrsinnig, um sie Unbeteiligten zu erzählen.
    »Sagt doch etwas«, bat sie.
    Marie stieß ihren Atem aus. »Das ist abgefahren, Lucy. Das musst du zugeben.«
    Lucy nickte. »Ich weiß. Deshalb wollte ich es auch nicht erzählen.«
    »Wenn wir dir die Geschichte glauben, Lucy«, warf Marie ein, »dann bedeutet das, dass Batiste de Tremaine für mehrere Morde verantwortlich ist. Das ist eine unglaubliche Anschuldigung. Der Mann ist am King’s College eine Legende.«
    »Du wusstest das alles natürlich längst?«, wandte Jules sich an Colin und bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick.
    Abwehrend hob der die Arme und lächelte sie entschuldigend an. »Auch erst seit gestern. Lucy hat es mir erzählt, als ich ihr und Madame Moulin gefolgt bin. Ich habe sie von der Unfallstelle weggebracht und bin mit ihr zur Bibliothek gefahren. Deshalb war ich da, als das Feuer ausbrach.«
    »Lucy?«, fragte Marie eindringlich. »Ich möchte dir wirklich glauben. Bitte sag, dass du dir das nicht ausgedacht hast.«
    Lucy war kurz davor, in ihr Zimmer zu laufen und sich unter ihrer Decke zu verkriechen.
    Als ob Marie ihr Vorhaben ahnte, hielt sie Lucys Hände fest und sah ihr in die Augen. »Es war gut, dass du uns alles erzählt hast. So können wir dir helfen.«
    Colin machte sich am Wasserkocher zu schaffen und stellte kurz darauf eine dampfende Tasse Kaffee vor Lucy ab.
    »Wir sollten einen Plan schmieden«, verkündete er. »Dieser mysteriöse Bund wird dich nicht bekommen.«
    »Ihr solltet das nicht auf die leichte Schulter nehmen«, ermahnte Lucy ihre Freunde. »Sie sind gefährlich.«
    »Lass uns über Nathan reden«, unterbrach Jules sie, ohne auf ihre Worte einzugehen. »Ich glaube nicht, dass er dich aus Berechnung gerettet hat.«
    »Ach ja? Und wie kommst du darauf?«, fragte Lucy aufgebracht. »Er hat mich die ganze Zeit
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