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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen
Autoren: Marah Woolf
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an, dass sie auch eine neue Bibliothek einrichteten. Nathan hat es mir nicht verraten. Er hat nur gesagt, wenn ich mich ihnen anschließe, zeigt er mir den Ort, an dem die Bücher versteckt sind. Aber darauf kann er lange warten.«
    »Ich würde zu gern wissen, wo diese Bibliothek ist«, grübelte Colin laut.
    »Er hat eine ganze Menge preisgegeben«, stellte Jules fest.
    »Da hat er wahrscheinlich noch geglaubt, dass ich mit fliegenden Fahnen zu ihnen überlaufe«, bemerkte Lucy böse.
    »Wenn er die Bücher durch bloßes Lesen in seine Gewalt bekommt, ist es da nicht möglich, dass es ausreicht, wenn du die Bücher zurückliest?«, mutmaßte Colin.
    »Das habe ich auch überlegt. Aber wo sollen die Texte hin? Es gibt nichts mehr, das sie aufnehmen könnte. Das kann nicht die Lösung sein. Nathan fertigt für jedes einzelne ein Schutzbuch an.«
    »Und Zeichnen ist nicht gerade eine deiner Stärken.« Colin zwinkerte ihr zu.
    »Nathan wurde von seinem Großvater ausgebildet, um die Bücher auszulesen. Womöglich muss auch eine Hüterin erst lernen, wie die Gabe funktioniert. Doch es gibt niemanden, der mir das beibringen kann.«
    »Wenn du die letzte Hüterin bist, trifft das zu. Aber vielleicht bist du das nicht.«
    »Du denkst an meine Mutter?«
    Colin nickte.
    »Ich will mir keine unnützen Hoffnungen machen. Ich habe immer gewartet, dass meine Eltern mich holen.«
    »Aber sie haben es nicht getan«, wandte Colin ein. »Ich wette, der Grund war diese Geschichte. Ich hätte dazu zwei Theorien. Entweder deine Mutter wollte mit dieser Büchersache nichts mehr zu tun haben, oder sie wollte dich in Sicherheit bringen.«
    »Oder sie sind längst tot«, sprach Lucy ihre Befürchtung aus.
    »Das darfst du nicht denken«, unterbrach Colin sie.
    Lucy verschränkte ihre Arme vor der Brust und Colin lächelte sie an.
    »Die Hoffnung stirbt zuletzt«, erinnerte er sie.
    »Du meinst, Lucys Eltern haben gewollt, dass sie aufwächst, ohne jemals von dem Bund und der Gabe zu erfahren?«, fragte Jules Colin.
    »Das ist ziemlich wahrscheinlich, oder?«
    »Wenn das der Grund war, ist das gehörig daneben gegangen.«
    »Aber wenn sie lebt, ist sie die Einzige, die Lucy weiterhelfen kann.«
    »Hätte ich mein Medaillon, würde es mir sicher helfen, mehr darüber herauszufinden. Der Mistkerl hat es mir während seiner heldenhaften Rettungsaktion geklaut.«
    Weder Colin noch Jules gingen auf diese Bemerkung ein.
    »Die Männer können die Bücher nur auslesen«, überlegte Jules. »Wofür brauchen sie dich? Wollen sie dich nur unter Kontrolle haben?«
     »Nein. Nathan möchte, dass wir die Bücher gemeinsam »retten«. Frauen können auslesen und zurücklesen. Ich weiß nicht, ob die Männer wissen, wie ich das Zurücklesen lernen kann. Das Auslesen würde Batiste de Tremaine mir beibringen. Der Bund könnte so viel mehr Bücher in seine Gewalt bringen.«
    »Das ist total verrückt. Wie krank muss man sein, um so etwas zu tun?«, sagte Colin.
    »Oh, die Beweggründe der Männer sind für mich nachvollziehbar. Jedenfalls die Gründe, die sie früher hatten. Sie wollten die Bücher vor der Kirche oder anderen Mächtigen retten. Es gab so viele Texte, die verboten oder verbrannt wurden, weil sie die Macht der Kirche und der Könige gefährdeten.«
    »Aber das ist ewig her«, insistierte Jules.
    »Ja, schon. Heute rechtfertigen die Männer ihre Arbeit auch damit, dass den Menschen die Bücher gleichgültig seien. Sie meinen nicht jedes Buch, sondern besondere Werke, die sie für schützenswert halten. Dazu gehören Alice, Das Bildnis des Dorian Gray, Tennyson und viele mehr. Ich will nicht wissen, welche Schätze im Laufe der Zeit in ihrer Bibliothek verschwunden sind.«
    »Ich frage mich, woher diese Gabe kommt? Weshalb hatten ausgerechnet zwei Kinder der Katharer dieses Talent?«, fragte Colin.
    »Das weiß ich nicht.« Lucy zuckte mit den Achseln. »Diese Frage kann nur ein Mitglied des Bundes beantworten. Und auf so ein Gespräch bin ich nicht scharf«, stellte sie klar.
    »Sie scheinen sehr gewalttätig und nicht viel besser als die Kirche zu sein«, warf Jules ein. »Wir sollten uns, von ihnen fernhalten.«
    »Aber ich muss den Büchern helfen und mit Fernhalten geht das nicht. «
    »Du musst noch einmal ins Archiv gehen und herausfinden, wie du die gestohlenen Bücher befreien kannst«, schlug Jules vor. »Sie müssen dir sagen, was du tun musst.«
    Lucy schauderte bei dem Gedanken.
    »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, sagte
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